Vom EGO zum SELBST - Rezension von Bärbel Wardetzki.
von Dr. Sylvester Walch -
Sylvester Walch nimmt den Leser auf eine spannende Reise mit, die bei der modernen Psychotherapie beginnt und über die transpersonale Arbeit bis zum spirituellen Bewusstsein reicht. Kompetent und gut verständlich grenzt er die Begriffe „Ich“, „Ego“ und „Selbst“ von einander ab.
Die spirituelle Entwicklung ist angewiesen auf in intaktes Ich, das seine Manager Funktionen erfüllt: die Steuerung von Affekten und Bedürfnissen, die Aufrechterhaltung des intrapsychischen Gleichgewichts, das Herstellen und Halten von Kontakten, sowie die Selbstreflexion, um nur einige wesentliche zu nennen.
Diese Kompetenzen unterstützen die spirituelle Praxis, die ansonsten von ungelösten seelischen Defiziten überlagert und behindert werden kann. Dennoch seien seelische Störungen nicht per se Kontraindikationen für spirituelle Übungen, da mit diesen „kurative Ressourcen“ freisetzet werden können.
Bei starken seelischen Defiziten ist jedoch eine psychotherapeutische Begleitung ebenso notwendig. Das Ego ist eher der negative Gegenspieler des Ich. Es formt sich aus den Schattenaspekten der Persönlichkeit und zeigt sich überall dort, wo Gedanken, Gefühle und Handlungen destruktiv sind z.B. bei Neid, Hass, Abwertungen und negativem Denken.
Die Ego Transformation als Ziel jeder spirituellen Praxis bezieht sich im wesentlichen auf Hingabe, Demut und Öffnung für das größere Ganze, um die Getrenntheit zu überwinden. Es geht nicht mehr um besser schlechter, um Aufrechnen und Kontrolle, sondern um loslassen.
Erst, wenn wir eigenes Wollen und Streben (oft auf Kosten anderer oder der Intaktheit der Welt) aufgeben, können wir der inneren Stimme folgen.
Durch Introspektion, Tiefenschau und Selbsterkenntnis erweitern wir unser Bewusstsein.
Übungen zum Loslassen und zur Ego-Transformation innerhalb jedes Kapitels helfen, das Gelesene konkret umzusetzen. Das Selbst als zentraler Begriff wird in drei Bedeutungen gefasst.
Zum einen als das ursprüngliche, personale Selbst, das den Kern des Menschen ausmacht, ihm ein Gefühl von Identität und Lebendigkeit verschafft und zur Entfaltung der Persönlichkeit beiträgt. Unter einschränkenden Entwicklungsbedingungen wird es zum kompensatorischen Selbst, bei dem sich die Stärken des Menschen nicht weiter entwickeln können und es zu einem brüchigen Lebensgefühl kommt.
Die dritte Bedeutung ist die des universalen Selbst, auch transpersonales oder kosmisches Selbst genannt, dem der „Funke Gottes“ innewohnt. Es wird erlebt als Licht, Verbundenheit, Gnade und strömende Weite. Das personale Selbst ist im transpersonalen aufgehoben und mit ihm verbunden. Der Weg dahin führt über Meditation, den Weg ins Innere und die Erweckung des spirituellen Energiepotentials (Kundalini) des Menschen.
Durch das ganze Buch ziehen sich die Systematik und das Wissen des erfahrenen Psychotherapeuten, die mir als Leser Sicherheit und Vertrauen geben. Ich muss nicht befürchten, missioniert zu werden, sondern finde ein Buch vor, das sachlich und fundiert eine nachvollziehbare Beziehung zwischen Psychologie, Psychotherapie und Spiritualität herstellt. Ein wichtiges Buch für alle Psychotherapeuten und jene, die sich auf den spirituellen Weg machen wollen.
Rezension von Bärbel Wardetzki
Herzlichst
Dr. Sylvester Walch