Bewusstsein - das Lebensgeheimnis - alles ist zum Besten.
von Dr. Sylvester Walch -
Alles ist zum Besten.
Wenn wir beginnen, in allem dieses Licht zu sehen, können wir dem Leben, so wie es sich vollzieht, vertrauen. Ich brauche nicht mehr abzuwehren oder kontrollierend einzugreifen, sondern kann mich mutig dem Leben stellen und zwanglos lebendig werden lassen, was sich verkörpern möchte. Anregungen und Impulse können angstfreier aufgegriffen und wieder losgelassen werden.
Dabei wird uns klar, dass wir sogar an widrigen Umständen wachsen und reifen können, weil auch sie aus der Totalität des All-Einen hervorgehen.
Das ist das Geheimnis des Lebens und die Quintessenz jeder Mystik.
So musste eine mir bekannte junge Frau, nachdem sie sich für einen spirituellen Weg entschieden hatte, eine strapaziöse Krankheit durchmachen. Sie geriet in Panik, weil sie kurz vor der Beendigung eines wichtigen beruflichen Projektes stand.
In der Fantasie sah sie das enttäuschte Gesicht ihres Projektleiters, der ihr das Fehlen ankreidete. Sie bangte um ihre Karriere. Mit hohem Fieber im Bett liegend versank sie in einen Dämmerzustand. Plötzlich hatte sie eine Vision: Sie erlebte sich unbeschwert in einer blühenden Wiese sitzen und ein Bild malen.
Das war für sie ungewöhnlich, da sie seit der Schule keine Farben anrührte, weil sie sich für unbegabt hielt. Nach einigen Tagen des Leidens fühlte sie sich plötzlich gereinigt, frisch und kreativ. Als sie wieder an ihre Arbeitsstelle zurückkam, konnte sie, von unvergleichlichen Ideen inspiriert, die Qualität des Projektes noch entscheidend verbessern und wurde danach befördert.
Wenn die gewohnten Abläufe gestört werden oder eine höhere Gewalt eingreift, ist es für einen Suchenden sehr hilfreich, den aufkommenden Hader loszulassen, innezuhalten und sich von der Situation führen zu lassen. Gerade in Bedrängnis sind wir für Gnadenerfahrungen prädestiniert.
Kurz vor Fertigstellung meines neuen Buches, stürzte der Computer ab, und die Seiten, die ich in den vergangenen Stunden verfasst hatte, konnten nicht mehr wiederhergestellt werden. Zunächst war ich wie gelähmt und ohnmächtig vor Ärger. Mein Kopf war leer, und ich erinnerte mich an nichts mehr, was ich vor wenigen Minuten geschrieben hatte. Als ich innehielt, wurde mir klar, dass ich mich gerade dem Thema »Die Gnade schwieriger Situationen“ widmete. Ich begann, innerlich zu lächeln, denn es blieb mir nichts anderes übrig, als diese Lektion zu akzeptieren. Nach einem kurzen Spaziergang setzte ich mich wieder vor den Computer, und es entstand ein anderer und vor allem besserer Text. Am nächsten Morgen fühlte ich mich vollkommen frei.
Krisen können, wie wir wissen, auch Entwicklungsschübe auslösen und schlagartig klar machen, was zu tun ist. Dabei werden oft vertraute Bezüge aufgebrochen und Prioritäten neu geordnet. Jede Schwierigkeit kann ein helfender Freund sein, jedes Hindernis ein ermutigender Lehrer. Keshab sagt: Ich bin ein vollkommener Schüler. Ich lerne von allem.
Natürlich ist es nicht von vorneherein entschieden, ob wir solche Fingerzeige auch aufnehmen. Zum Gewahrwerden und zum Reagieren ist unser eigenes Zutun unabdingbar. Es ist eine ungewohnte Sprache, die wir lernen müssen, wenn wir uns auf diese Wirklichkeitsebene einlassen.
Unser eigener Geist wird dann zum Ort radikaler Veränderung. Gelingt dies, so ändern sich auch die Umstände. Wenn wir diese Einstellung, die mit dem Satz “Alles ist zum Besten” ausgedrückt werden kann, inmitten des Alltags verwirklichen, werden Furchtlosigkeit, Gelassenheit und tiefer Frieden unser Leben mit neuen Qualitäten bereichern.
Das Leben mit seinen Krisen und Übergängen wird dann zu einem täglichen Abenteuer, getragen von einem universalen, zeitlosen und beständigen Wesensgrund, von dem her sich Polaritäten und Bewertungen in ein sinnvolles Ganzes einordnen.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit …..
Dr. Sylvester Walch