Können wir dem Leben vertrauen? - Das höhere oder universale Selbst.
von Dr. Sylvester Walch -
Können wir dem Leben vertrauen? - Das höhere oder universale Selbst.
Wie ich in meiner letzten Kolumne schon angedeutet habe, gibt es etwas in uns, das weit über uns hinausgeht. Es ist viel tiefer und größer als unsere Persönlichkeit es je sein kann.
Direkt in uns können wir diese Seinsqualität finden, die alle unsere Vorstellungen und Konzepte sprengt.
Ob als Licht, Verbundenheit oder Gnade erlebt – es scheint vollkommen, faszinierend und klar. Es ist die vibrierende Energie, die den Menschen in außergewöhnlichen Augenblicken durchrieselt, der Glanz in den Augen, die elektrisierende Berührung und das Licht hinter dem Herzen. Es ist ein inneres Lächeln voller Güte und Liebe, das durch alles hindurchscheint.
Das universale Selbst leuchtet unaufhörlich in allen Lebewesen, in der Natur und im Kosmos, in unterschiedlichen Formen und Farben. Dieses Strahlen können sich ausbreiten oder verdichten. Jeder erlebt es anders, und es ist trotzdem wie aus einem Stoff.
Wer es in sich erlebt, erkennt es nicht mehr nur als eigenen Kern, sondern auch in jedem Menschen und in allem. Einmal erlebte ich mich in der Meditation wie von einem blau leuchtenden Lichtkegel eingehüllt, der sich dann zu einer winzigen Perle zusammenzog. Danach sah ich die Weltkugel von außen und alle Menschen durch ein lilafarbenes Band verbunden.
Das universale Selbst ist innerhalb und gleichzeitig jenseits der Mannigfaltigkeit des Lebens, alles durchpulsend. Es wurde weder geboren, noch wird es sterben, es umfasst Vergängliches und Ewiges, Endliches und Unendliches. Für Muktananda (1987, S. 41) wohnt es für immer im Herzen aller Menschen, »… kleiner als das Kleinste und größer als das Größte….«
Das höhere Selbst aktualisiert sich im zeitlosen Licht, das in jedem Teilchen existiert, im Om, das in jeder Zelle vibriert, im Heiligen Geist, der alles durchdringt. In den Erscheinungen des Weltlichen, die von den Fundamenten des All-Einen getragen werden, verwirklicht sich ein übergeordneter Plan.
Allem Organischen wohnt eine zielgebende Dynamik inne, die zur fortschreitenden Ganzheit, zur Verwirklichung latenter Möglichkeiten drängt. Das Selbst, als Zentrum des Individuums, ist untrennbar mit der kosmischen Ordnung verknüpft. Das Universale ist, wie in einem Hologramm, in uns eingefaltet, so dass unser tiefstes Inneres stets mit dem Grenzenlosen und Formlosen verbunden ist. An dieser Schnittstelle sind die Weisheiten und Schlüssel des Lebens zu finden.
Die Innere Weisheit ist immer für uns da, kräftigend, inspirierend und heilend, in guten und in schlechten Tagen. Sie weiß mehr, als wir wissen können und sie greift tiefer als wir begreifen können.
Wer beispielsweise eine schwierige Aufgabe vor sich hat, in einer Krise steckt oder eine existenzielle Frage zu beantworten hat, kann mit dieser Quelle bewusst in Verbindung treten, um Hilfe zu erlangen.
Dabei ist es allerdings wichtig, sich leerzumachen, um sich für die Stimme der Intuition oder des höheren Selbst überhaupt öffnen zu können. Sollte das nur schwer gelingen, kann es manchmal auch hilfreich sein, einen Segensspruch, wie etwa ein Mantra, zu wiederholen oder einfach zu beten. In jeder Situation, ganz gleich an welchem Ort der Welt, können wir das praktizieren.
Im Folgenden darf ich Sie in diesem Zusammenhang zu einer kurzen Übung, die in meinem Buch „Vom Ego zum Selbst“ ausführlich beschrieben ist, einladen.
Halten Sie bitte für einen Augenblick inne und nehmen Sie wahr, welche Frage oder welches Thema Sie zurzeit am meisten in Ihrem Leben beschäftigt. Formulieren Sie daraus eine ganz konkrete Fragestellung.
Schließen Sie bitte dann die Augen und registrieren Sie alles, was schon zu dieser Frage an Ideen, Ratschlägen und vorläufigen Antworten aufgetaucht ist. Lassen Sie sich dafür Zeit, bis Sie den Eindruck der Vollständigkeit haben. Sie können sich auch vor Ihrem geistigen Auge einen Kreis zeichnen und alle diese Aspekte symbolisch dort hineinlegen.
Ganz allmählich stellen Sie sich vor, wie Sie mit dem Ausatmen alle diese Aspekte loslassen oder außerhalb des Kreises befördern, bis am Ende allein die Frage übrig bleibt. Vielleicht hat sie sich in der Zwischenzeit auch leicht verändert.
Nun lassen Sie sich mit dem Atem nach innen führen und lenken Ihre Aufmerksamkeit ganz zu Ihrem Innersten und stellen diese Frage nochmals. Dabei ist es wichtig, einfach alles aufzunehmen, was danach kommt, seien es Sätze, Bilder, Symbole, Geräusche, Gefühle, Empfindungen oder lediglich körperliche Zustände. Die Antworten können sich in unterschiedlicher Weise einstellen. Es ist wichtig, alles zu registrieren, ohne es zu interpretieren oder zu kommentieren.
Sie werden bemerken, dass durch diese kleine Übung vielleicht neue Aspekte auftauchen, die Ihnen weiterhelfen können. Wenn wir zwischendurch innehalten, alles loslassen und uns ganz der Inneren Weisheit anvertrauen, wird sie uns auch besser durch die Herausforderungen des Lebens führen können.
Für heute darf ich mich von Ihnen verabschieden und Ihnen alles Gute wünschen. Ich freue mich auf unseren nächsten Kontakt
Ihr
Sylvester Walch
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