Holotropes Atmen als Praxisweg der Transpersonalen Psychologie.
von Dr. Sylvester Walch -
Holotropes Atmen - eine Einführung von Sylvester Walch.
Das holotrope Atmen fördert seelische Gesundheit und spirituelles Wachstum mit Hilfe von veränderten Bewusstseinszuständen. Es wurde von Stanislav Grof begründet und steht in der Tradition der transpersonalen Psychologie, die Erkenntnisse aus alten Weisheitslehren mit den Ansätzen moderner Bewusstseinsforschung verbindet. Außerdem sind ihre Vertreter bestrebt, den Dialog zwischen Psychotherapie und Spiritualität weiter zu vertiefen.
Das Menschenbild der transpersonalen Psychologie basiert auf der grundlegenden Annahme, (vgl. Walch, 2009), dass der Mensch mehr ist als nur Persönlichkeit, Lebensgeschichte oder Rollen. Er ist getragen von etwas Größerem und durchdrungen von der Totalität des All-Einen (vgl. Quekelberghe, 2005).
Diese existenzielle und universale Schicht des Seins kann jedoch nur durch persönliche Erfahrung berührt werden. Um zu erkennen, wer man wirklich ist, muss man die Tür nach innen aufstoßen. Für viele Mystiker ist der Weg nach innen der längste Weg, den es zu gehen gilt.
Durch das Tiefergehen oder die Selbsttranszendenz kommt man der Quelle der Weisheit und dem Sinn des Lebens näher. Dabei entdeckt man, dass das Innerste des Menschen in einem größeren Zusammenhang zu verstehen ist.
So ist das Selbst, nicht wie die traditionelle Psychotherapie meint, allein auf die Persönlichkeit bezogen, sondern auch mit dem Seinsganzen verbunden. In jedem von uns ist also ein Funken des Kosmos, der nach C.G. Jung (vgl. 1971) auch als „Gott in uns“ bezeichnet werden kann. Um im Einklang mit dieser universalen Kraft zu leben, muss man innere Begrenzungen, die durch Prägungen entstanden sind, abbauen.
Wer beginnt, an sich zu arbeiten, vorgefertigte Konzepte loszulassen, mehr Achtsamkeit, Offenheit und Liebe zuzulassen, wird durchlässiger für das Wesentliche, die innere Stimme und lebensfördernde Potenziale.
Das holotrope Atmen will den Menschen, durch das Eintauchen in die vielfältigen Erfahrungsdimensionen des erweiterten Bewusstseins, seinem inneren Wesen näherbringen. Da es, je nach Entwicklungsaufgabe, zwischen therapeutischen und spirituellen Prozessen sinnvoll oszilliert, können die Fundamente für eine kontinuierliche Umwandlung und Öffnung der inneren Strukturen gelegt werden.
Das holotrope Atmen führt zur Ganzheit, vertieft das Vertrauen in das Leben und ermutigt zur Verwirklichung der angelegten Potenziale. Im Folgenden möchte ich Sie nun mit dem Ablauf einer holotropen Atemsitzung vertraut machen.
Im kommenden Beitrag erfahren Sie mehr zum Thema "Praxis des Holotropen Atmens"
Herzlichst
Dr. Sylvester Walch
Literaturliste
Grof, Stanislav: Das Abenteuer der Selbstentdeckung. München 1987. Kösel.
Grof, Stanislav: Die Welt der Psyche. München 1993. Kösel.
Grof, Stanislav: Geburt, Tod und Transzendenz. München 1985. Kösel.
Holler, Johannes: Das neue Gehirn. Südergellersen 1991. Bruno Martin.
Reich, Wilhelm: Charakteranalyse. Frankfurt a. Main 1978. Fischer.
Sheldrake, Rupert: Das Gedächtnis der Natur. Bern München Wien 1990. Scherz.
Sheldrake, Rupert: Die Wiedergeburt der Natur. Bern/ München/ Wien 1991. Scherz.
Walch, Sylvester: Dimensionen der menschlichen Seele. Transpersonale Psychologie und Holotropes Atmen. 4. Aufl. Düsseldorf 2009. Patmos.
Walch, Sylvester: Vom Ego zum Selbst. München 2011. Drömer Knaur.