Hunger im Kopf – Speck auf den Hüften
von Frank Seefelder
Die Arbeitszeit des Gehirns beläuft sich auf 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, einschließlich aller Schaltjahrestage, und das ein Leben lang. Das Gehirn kennt keine Auszeit und wenn doch, hat das ausnahmslos fatale bis finale Folgen für uns.
Diese Leistung fordert ihren Preis und weil das Gehirn ein echter Schwerstarbeiter im Körper ist, ist sein Hunger entsprechend groß. Es muss verbrauchte Energien wieder auffüllen und das kostet in Bezug auf die allgemeine Nährung jeden fünften Bissen, den wir zu uns nehmen.
Zwanzig Prozent der allgemeinen Ernährung beansprucht das Gehirn. Ist das Gehirn für die körperliche Gewichtszunahme verantwortlich? Eine wichtige Frage für alle Übergewichtigen und die Menschen, die ihr Gewicht reduzieren wollen.
Wo beginnt das Zunehmen, im Kopf, beim Stress oder in der Seele? Eine Gewichtszunahme zeichnet sich immer durch Abweichungen von der Regelfunktion in den Bereichen des Gehirns, der Psyche und der Seele aus. Ist wirklich alles im Gleichgewicht, werden wir nicht dicker.
Es ist doch alles im Lot, warum sollten wir etwas in unserem Verhalten und unserer Ernährung verändern, wenn doch alles gut ist, so wie es ist? Es ist klar, der Mensch strebt unbewusst oder bewusst zum Perfektionismus:
Wenn alles gut ist, zeigt sich der Mensch nicht zufrieden,
denn er denkt und vermutet, es könnte ihm noch viel besser gehen.
Und danach strebt er mit jeder Faser seines Körpers.
Das ist für die Gesundheit eine ganz gefährliche Denkweise. Denn immer weiter, schneller, höher, vor allem auch, weiter als andere zu kommen, setzt den Organismus ganz erheblich unter Anspannung. Dem Streben nach Vollendung zu folgen, kann kein Lebensziel sein, zumindest kein sinnvolles und erstrebenswertes, weil es auf jeden Fall zum Scheitern verurteilt ist.
Gescheiterte Vorhaben erzeugen Frustration und die ist ein „Hemmschuh“ in unserer Weiterentwicklung und erzeugt eine innerliche Situation, die Energie blockiert und blockierte Energie macht krank.
Die Freude an kleinen „Siegen“, die Lust, den Moment zu genießen, das sind die kleinen Glücklichmacher, denn Sie bestimmen den Alltag und wir sollten sie schätzen lernen und nicht auf die bombastischen Glücksmomente hoffen, denn die sind viel zu selten, als dass sie ein ganzes Menschenleben glücklich machen könnten.
Wir sind Egoisten im Glauben, was wir wollen, was uns gut tut und wie wir die Welt sehen. Und das ist gut so, zumindest solange, wie wir uns richtig einschätzen und unserer Grenzen erkennen. Das Gehirn ist aber der größte Egoist unter allen Systemen des Körpers. Es kennt keine Gnade, ist Chef im Ring und behauptet diese Stellung auch, wenn es um die Nahrungsversorgung geht. „Zuerst ich und dann kommt lange Zeit nichts“, scheint die Ideologie unseres Gehirns zu sein. Da die Natur alles steuert, kann das ja so gewollt sein, trotzdem birgt es Gefahren in sich.
Zucker und dabei besonders die Glukose ist der Katalysator*, der dem Gehirn seine außerordentlich große Leistungskraft beschert und sie fortwährend erhält. Um eine Relation dafür zu bekommen, wer wie viel Zucker erhält, ein kleiner Vergleich. Nehmen Sie zehn Würfel Glukosezucker, dann erhalten Lunge, Nieren, Herz, Leber und die anderen Organe gerade mal fünf davon. Den Rest beansprucht das Gehirn.
Vielleicht fällt Ihnen dabei wieder der Begriff „Egoismus“ ein und ja, das Gehirn ist Egoist und das ist größtenteils natürlich, denn mit nur einer Niere können wir leben, mit einer kranken Leber auch noch geraume Zeit, aber ob man tot ist, das wird an den Gehirnströmen gemessen.
Für tot wird ein Mensch erst dann erklärt, wenn sein Gehirntod festgestellt wird. Die Funktion des Gehirns entscheidet über Leben und Tod.
Das Gehirn will vor allen anderen Systemen ernährt werden und das klingt doch ganz nach Gier. Dass das Gehirn scheinbar zuckersüchtig ist, liegt aber nicht nur in seinem hohen Verbrauch, sondern auch an der Tatsache, dass es nur wenig Speicherplatz für Zucker hat. Die Zuckerdepots sind sehr gering, aber das Gehirn hat im Gegensatz zu anderen Organen, die im Mangelzustand nur still vor sich hin leiden die Möglichkeit, Energie nicht nur anzufordern, sondern auch aktiv die Vorgänge zum Nachschub in die Wege zu leiten. Das Gehirn ist quasi Selbstversorger.
*Prof. Achim Peters im Interview mit Rüdiger Braun. Die Gier der grauen Zellen. Im Stern Gesund leben Ausgabe 2/2008, Seite 24 und 25
Ihr Frank Seefelder
Erfahren Sie mehr im Teil 2 - Das Problem der körperlichen Gewichtszunahme.
Produkte von Frank Seefelder kaufen:
versandkostenfrei in unserem Partner-Shop HORIZON