Adam und Eva – oder: „Der Mann, ein Fehlgriff der Natur?“
von Viktor W. Ziegler -
Aus der Genesis, der Schöpfungsgeschichte der Menschheit:
„ ...da formte Gott, der Herr, den Menschen aus der Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen ...“
„ ...dann sprach Gott, der Herr: Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine bleibt...“
„ ...Gott der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu...und der Mensch sprach:
Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau* (Ischscha) soll sie heißen, denn vom Mann (isch) ist sie genommen!“
Soweit die uns allen mehr oder wenige bekannte und gelehrte „Überlieferung“. Natürlich (ist uns das bewusst?) niedergeschrieben von einem „Mann“ – nämlich Moses. So wie die meisten (alle?) uns bekannten Überlieferungen nur von Männern geschrieben wurden.
Die ersten Worte Adams, die ersten von einem Menschen gesprochenen, „überlieferten“, Worte, tragen bereits den Hauch des bereits erwähnten Grundsatzes in sich:
„… in der menschlichen Sprache liegt die Wurzel aller Missverständnisse ...“
In der Übersetzung heißt es:
„Frau soll sie heißen, denn vom Mann ist sie genommen?“
Warum?
Ein Übersetzungsfehler?
Und bei den Namen „Adam“ und „Eva“?
Je nach Übersetzung und Verwendung, biblisch, hebräisch, persisch, bedeutet Adam in erster Linie „Mensch“ oder „der von der Erde Genommene“.
Und bei Eva schwanken die Übersetzungen zwischen „die Belebte“ (hebr. Chawah). „Das Leben“, „die alles Umfassende“ (persisch) „Lebensspenderin“, „die das Leben schenkende“ oder „Mutter allen Lebens“!
Die männlichen Geschichtsschreiber und Erzähler lassen uns die Wahl bei der Deutung des Namens unserer biblischen Vor-Eltern.
Keine Wahl wird uns allerdings in der unerschütterlichen Feststellung gelassen, dass der Mann das erste von Gott geschaffene menschliche Wesen war. Und so ist es bis zum heutigen Tag geblieben, wenngleich die Genforschung der Gegenwart Gegenteiliges beweisen kann.
„Der Mann ein Fehlgriff der Natur“, lautet ein Buch von Rainer Knußmann, Biologe, Psychologe, Anthropologe, Professor und Wissenschaftler. Ein Büchlein, das bereits vor mehr als 25 Jahren bei STERN erschienen ist und bereits damals klar belegt, dass die Geschichte von Adam und Eva in überlieferter Form sicher – und nachweislich – so nicht stattgefunden hat und dem Bereich von unterhaltsamen Erzählungen zugeordnet werden sollte.
Der Mann als unterentwickelte Frau, das kommt in der Männerwelt natürlich nicht mit Begeisterung an, wenngleich die Entdeckung und Entschlüsselung der menschlichen Chromosomen – mit dem männlich entscheidenden Y-Chromosom – schon Beweis genug sein sollte.
„… man wird sie Männin nennen“ (1.Mose 2,21-23)
Aber wollen (wir) Männer das eigentlich überhaupt wissen? Passt das in unser Bild, das (wir) Männer von uns haben und ganz bewusst – wo immer möglich – zu unserem Vorteil nutzen?
Fest steht, dass von 23 verschiedenen Chromosomen-Paaren, über die jeder Mensch verfügt, nur eines, ein zu einem Y „verkümmertes“ X Chromosom, verantwortlich ist, ob der Mensch Mann oder Frau wird.
Zu Diskussionen über den männlichen Penis als testosterisch bedingte (Knußmann) Wucherung der weiblichen Klitoris lassen wir es erst gar nicht kommen. Auch nicht über Fragen nach dem schöpfungsbedingten Sinn der verkümmerten, sinnlosen Brustwarzen beim Mann; ebenso nicht hinterfragt wird der Umstand, dass ein Mann mit zunehmendem Alter durch Veränderung des Hormonhaushaltes der Frau immer ähnlicher wird, was sich ganz besonders am Körperbau zeigt.
Diesen „Argumenten“ stellen (wir) Männer selbstverständlich die Tatsache gegenüber, dass der Mann intelligenter sei, da das männliche Gehirn mit 1400 Gramm im Durchschnitt schwerer als jenes der Frau ist.
Das mit der Masse, dem Gewicht, das stimmt. Aber stellen wir uns vor, wie intelligent dann ein Elefant sein müsste, wenn dieser bei seiner Geburt schon über ein Gehirn von mehr als 4 Kilogramm verfügt!
Zum Abschluss eventuell männerfeindlich anmutender Beweise gegen die von (uns) Männern bewusst aufgebaute Illusion des „Mannes als Krönung der Schöpfung“ sei noch erwähnt, dass nach wissenschaftlichen Forschungen selbst die menschliche Sprache eine „Erfindung“ der Frau ist. Gemäß Forscher-Ehepaar Jonas in London ging die menschliche Sprache aus dem Lall-und Antwort-Dialog zwischen Mutter und Kind hervor.
Und wurde so zu unserer „Muttersprache“!
Herzlichst Viktor W. Ziegler
©Viktor W. Ziegler
Aus dem Buch „Frei-willig! Die Macht unseres freien Willens. Vom „Müssen“ zum „Wollen“. Wie wir bewusst unser Leben bestimmen können.“ EditionVICART, 2012, 324 Seiten, div. Abbildungen.