Gesund durch den Alltag -
Giftstoffe, wo wir sie nicht vermuten
Die meisten Menschen versuchen heute, sich soweit es geht, gesund zu verhalten. Wir sehen die Produkte der pharmazeutischen Industrie kritisch, wir hinterfragen die Schadstoffbelastung in Kunstfaser-Kleidung und schützen uns mit Naturheilmitteln vor Krankheiten, statt auf Chemiecocktails zu vertrauen. Doch reicht das? Leider nicht. Denn in unserer modernen Welt ist es praktisch nicht mehr möglich, ein normales Leben zu führen und sich dabei keinen irgendwie schädigenden Giftstoffen auszusetzen – in dieser Hinsicht ist die Welt leider weit vom Weg abgekommen. Und das Problem ist, dass viele dieser Giftstoffe verdeckt und abgesehen von einem kleinen Expertenkreis der breiten Öffentlichkeit unbekannt sind. Der folgende Artikel will das ändern und listet dazu vier der problematischsten Gifte, die leider viel zu selten im Fokus der Öffentlichkeit liegen.
Problem Irreführung
Dass selbst Menschen, die sehr auf sich und ihre Gesundheit bezüglich Schadstoffen achten, trotzdem nicht frei von diesen leben können, hat einen bestimmten Grund, nämlich eine massive Irreführung des Verbrauchers. Wo heute „Bio“, „Superfood“ und weitere Prädikate auf einem Produkt stehen, lassen automatisch selbst kritische Personen ihre Schilde fallen – denn die Titel geben einem ja praktisch eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. Doch das ist leider ein Irrglaube, denn außerhalb von Nahrungsmitteln ist beispielsweise Bio kein geschützter Begriff. Anders ausgedrückt, jeder kann auf Waschmittel, auf Kleidung, auf Pflegeprodukte den Bio-Stempel drucken – folgenlos, selbst wenn die Ware nur so vor giftiger Chemie strotzt.
Sich nicht von solchen vermeintlich ehrlichen Begriffen in falscher Sicherheit wiegen zu lassen, ist deshalb der beste Ratschlag, den man Verbrauchern geben kann. Und ein zweiter lautet, peinlich genau:
• auf Inhaltsstoffe zu achten
• das Kleingedruckte zu lesen
• Immer wieder nachzufragen
Wir leben im Internet-Zeitalter. Jeder hat heute via Smartphone die Möglichkeit, gleich an Ort und Stelle zu prüfen, was sich hinter welchem Produkt verbirgt – und man sollte diese segensreiche Gelegenheit auch wahrnehmen, selbst wenn es einen nicht zu unterschätzenden Mehraufwand bedeutet. Ob man nun Trauben kauft, einen neuen Boden fürs Wohnzimmer aussucht oder schlicht und ergreifend in seinem Keller tief einatmet. Denn überall können Gifte drinstecken.
Versteck 1: Holzbauten
Wer gesund leben möchte, der hält oft wenig von modernen Häusern, die nicht selten voller chemischer Ausdünstungen aus Klebern, Dämmungen und Co. stecken – und zieht dann in einen Altbau. Dort, so der Irrglaube, schlägt man ja gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe
1. wurden früher generell nicht so viele künstliche Materialien und somit Gifte verbaut
2. hatten die Stoffe, die trotzdem im Haus waren, viele Jahrzehnte Zeit zum Ausdünsten
Man zieht also in einen vermeintlich gesunden Altbau. Doch das ist leider ein Irrglaube. Denn unter anderem wurden in solchen Häusern, wenn sie zwischen den 1950ern und den 1980ern errichtet wurden, meist sämtliche Holzbalken von Dachstuhl bis zu den Tragbalken des Holzbodens mit hochgiftigen Holzschutzmitteln auf halogenorganischer Basis gestrichen. DDT, Lindan und PCP dünsten auch nach vielen Jahrzehnten fast genauso stark aus, wie am Tag ihres Einbaus – wer in ein solches Haus zieht, setzt sich damit direkt Gefahren wie Krebs, Chromosomenschäden und möglicherweise auch einem erhöhten Alzheimer-Risiko aus.
Schützen kann man sich nur davor, indem man von einem Bauchemiker von jedem hölzernen Bauteil in einem Haus aus diesem Zeitraum Analysen machen lässt – denn mit bloßem Auge lassen sich DDT- und PCP-Anstriche leider nicht erkennen und den stechenden Geruch haben die Mittel tatsächlich im Lauf der Jahre durch Ausdünstung verloren. Und für Betroffene gibt es nur zwei dauerhafte Lösungen. Entweder alles Holz austauschen, oder es mit einem Schutzanstrich versehen, der weiteres Ausdünsten verhindert. Dabei ist, wo immer möglich, immer der Komplettaustausch gegen unbedenkliches Holz anzustreben, denn nur das entfernt die Gifte wirklich effektiv aus der Wohnung, anstatt sie bloß „in Quarantäne zu schicken“.
Doch selbst wenn das Holz nicht auf diese Weise behandelt wurde, lauert dennoch eine weitere Gefahr in dem vermeintlich unbedenklichen Naturbaustoff – seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 70er hinein wurden nämlich in Parkettklebern großflächig polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe verwendet – die ebenfalls krebserregend sind. Wer einen solchen alten Parkettboden besitzt, benötigt jedoch keinen Profi, sondern kann die Prüfung selbst übernehmen. Die Kleber zeichnen sich nämlich durch eine gut sichtbare dunkelbraune bis schwarze Färbung aus – sieht der Kleber nicht so aus, kann in diesem Bereich Entwarnung gegeben werden.
2. Versteck: Kerzen
Ein winterlicher Abend. Der Tag war lang und anstrengend, draußen herrscht Schmuddelwetter. An diesem Punkt freuen sich viele Menschen, wenn sie endlich durch Meditation den Alltagsstress hinter sich lassen können. Untrennbar damit verbunden ist das sanfte Licht aus Kerzen, natürlich aus Bienenwachs, denn das ist ja gesundheitlich unbedenklich – leider falsch.
Generell gibt es in einer winterlich hermetisch abgeschlossenen Wohnung viele Verursacher von Schadstoffen. Und leider gehören dazu auch vermeintlich sichere Kerzen. Denn ob Bienenwachs oder Pflanzenöl, es schwingt immer das Risiko mit, sich mit diesen Lichtern echte Giftquellen ins Haus zu holen, die
• Düngemittelrückstände
• Pharmazeutika
• Insektenvernichtungsmittel
• Blei
• Lacke
in die Raumluft freisetzen. Eine wirklich unbedenkliche Meditations-Beleuchtung kann man sich nur auf zweierlei Arten ins Haus holen. Die erste lautet, auf das Kerzen-Gütezeichen RAL zu achten. Das garantiert, dass die Kerze strengen Kriterien bezüglich giftiger Inhaltsstoffe entspricht. Die zweite Möglichkeit ist, auf Stearinkerzen aus biologischem Anbau zu vertrauen. Die dritte Option wäre es, auf etwas zu setze, dass für Jahrtausende von der Stein- bis in die Neuzeit das Leuchtmittel für alle war, die sich keine Kerzen leisten konnten – Kienspäne. Prinzipiell sind das sehr harzreiche Holzstücke aus dem Wurzelbereich von Bäumen. Hier können keine Schadstoffe entweichen, weil es sich um ein hundertprozentiges Naturprodukt handelt. Der einzige Nachteil, gebrauchsfertig erhältliche Kienspäne brennen höchstens eine halbe Stunde.
3. Versteck: Leuchtröhren
Leucht- oder „Neonröhren“ sind aus dem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken und gehören für viele zu einem gut ausgeleuchteten Arbeitsplatz, einer Küche, einem Keller einfach dazu. Doch das gesundheitliche Problem diese Leuchtmittel ist, dass sie, unabhängig von ihrem Alter, auf mehreren Ebenen giftig sein können.
Es beginnt damit, dass jede Leuchtstoffröhre (nicht nur, wie viele glauben, in Energiesparlampen) eine gewisse Menge an Quecksilber enthält – dessen Zugabe ist jedoch durch das Funktionsprinzip dieser Leuchtmittel leider unvermeidlich. Ein Lichtblick ist jedoch, dass dieses Gift so lange ungefährlich ist, wie es im Lampenkörper eingeschlossen ist – erst wenn die Röhre bricht, was im Betrieb praktisch ausgeschlossen ist und nur durch unvorsichtigen Umgang beim Austausch geschehen kann, wird das Quecksilber freigesetzt.
Schlimmer wirkt da ein weiteres Gift. Und zwar gehört zu jeder Neonröhre auch ein Kondensator, über den die Lampe mit der notwendigen Hochspannung versorgt wird. Bis 1989 kam darin das hochgiftige PCB vor; Polycholrinierte Biphenyle, die als Dichtmittel und Weichmacher verwendet wurden. Und dieses Gift hat es wirklich „in sich“, denn die zwölf verschiedenen PCBs sind auch als „dreckiges Dutzend“ bekannt und seit 2001 weltweit strengstens verboten, weil sie:
• Chlorakne
• Haarausfall
• Leberschäden
• Immunsystemschäden
• Unfruchtbarkeit
verursachen und sich zudem im Fettgewebe anreichern und somit lange nachwirken. Und das Problem ist, dass ihre Verwendung nicht nur auf Leuchtstoffröhren beschränkt war, sondern auch Fugen- und Fensterdichtmasse und jedes Elektrogerät, das Kondensatoren enthält. Wirklich sicher sein kann man nur, wenn die betreffenden Dinge nach 1989 hergestellt wurden. Bei allem, was vor diesem Stichtag gefertigt sein könnte, ist ein sofortiger Austausch angebracht. Auch, weil eine toxikologische Analyse solcher Bauteile schwierig und teuer ist.
4. Versteck: Radon
Wer sich um seine Gesundheit und die Natur sorgt, ist meist automatisch auch gegen jede Form der Nutzung von Atomkraft. Radioaktivität, das wissen wir, ist unter anderem erbgutschädigend und krebserregend – nur wenige würden guten Gewissens in einem Haus leben wollen, dass sich im Abwindbereich eines Kernkraftwerks befindet. Doch gleichsam ist Radioaktivität leider überall und zudem praktisch nicht zu vermeiden. Den mit Abstand größten Anteil daran hat Radon.
Radon ist ein radioaktives Gas, das je nach Ort stärker oder schwächer dem Erdboden entströmt. Und neben dem Rauchen gilt es als zweithäufigster Auslöser von Lungenkrebs. Das Problem ist dabei nicht das Radon selbst, denn das wird praktisch komplett wieder ausgeatmet. Kritisch ist viel mehr, dass es sich unter anderem an normalem Hausstaub anlagert – und diese Partikel haben eine sehr viel längere Verweildauer in der Lunge, wodurch die Zellen dort intensiv bestrahlt werden.
Ein Lösungsweg, der jedoch einem normalen Leben ziemlich entgegensteht, ist es, in einen wenig radonbelasteten Bereich Deutschlands zu ziehen – denn das Gas entströmt dem Erdboden nicht überall in gleicher Menge – in der Gegend südwestlich von Dresden, im Erzgebirge, ist die Radonkonzentration beispielsweise sehr hoch. Im Emsland im westlichen Niedersachsen dagegen sehr niedrig. Allerdings wäre diese Lösung auch etwas übertrieben, denn in normaler Luft kommt es auch in solchen Arealen nicht zu einer gesundheitsgefährdenden Anreicherung.
Der zweite Lösungsweg besteht darin, es dem Gas schwerer zu machen, ins Haus einzudringen. Zur Erklärung – Radon gelangt durch kleinste Risse im Fundament, Wanddurchführungen für Rohre usw. ins Gebäude. Ziel muss es also sein, das Haus nach unten hin praktisch luftdicht zu machen. Im nächsten Schritt muss dafür gesorgt werden, dass der Keller andauernd zwangsbelüftet ist – etwa durch ein Zu- und Abluftsystem in der Wand. Kombiniert mit abdichtenden Türen zwischen Keller und Wohnraum verhindert das sehr effektiv, dass die Radonkonzentration einen gesundheitsrelevanten Wert erreicht.
Wer in einem stark radonbelasteten Bereich lebt, sollte zudem täglich die gesamte Wohnung gut durchlüften und dafür sorgen, dass sich so wenig Staub wie möglich absetzen kann – hier ist Sauberkeit direkt an die Gesundheit geknüpft. Wie gesagt, Radon an sich ist nicht das Problem, denn selbst in den stark belasteten Bereichen erreicht die Luftkonzentration im Freien keine bedenklichen Werte. Erst wenn sie in einem Haus durch mangelnden Luftaustausch stark ansteigt, bestehen echte Gefahren durch Radioaktivität.
Fazit
Hinschauen, Analysieren, Nachprüfen, Austauschen – es ist zwar in der heutigen Welt bedauerlicherweise sehr schwer geworden, sein Leben so zu gestalten, dass man mit keinerlei Giften mehr in Kontakt kommt. Aber es ist glücklicherweise nicht gänzlich unmöglich. Das einzige Problem darin besteht, dass ein solches Leben einen großen persönlichen Mehraufwand in allen Bereichen bedingt – das Lesen von Inhaltsstoffen, das langwierige Suchen von unbedenklichen Produkten, der Austausch mit Gleichgesinnten. Das alles bedingt zwar, dass man sich zwangsläufig mit Thematiken befassen muss, die nur wenig mit einem entspannten Leben zu tun haben. Gleichzeitig ist es aber auch die einzige Möglichkeit, wirklich rundherum gesund zu leben und nicht nur des guten Gewissens wegen Bioprodukte zu verspreisen und ansonsten dennoch Giftstoffen Tür und Tor in den eigenen Körper zu öffnen.
Bildquelle: pixabay.com