Sicherer Genuss: Macht die E-Zigarette das Rauchen wieder salonfähig?
Die Zigarette hat in den letzten Jahren einen herben Imageverlust hinnehmen müssen. Galt das Rauchen in den Achtzigern und Neunzigern noch als schick und angesagt, werden Raucher heute vor allem in der Öffentlichkeit eher kritisch beäugt. Mit der Einführung der E-Zigarette könnte sich dieses Bild noch einmal wandeln. Ist der elektronische Rauchgenuss der Kompromiss, der die Brücke zwischen Rauchern und Nichtrauchern schlagen kann?
Wie die Zigarette in Ungnade fiel
Es ist verblüffend, welchen Imagewandel die Zigarette in recht kurzer Zeit hinter sich gebracht hat. Noch vor ungefähr dreißig Jahren war sie das Genussmittel schlechthin und war ein Ausdruck von Lebensgefühl und Freiheit. Zigarettenwerbungen im Fernsehen und im Kino gehörten zum Alltag und so gut wie niemand nahm Anstoß daran. Auch in Restaurants, Bars und Kneipen gehörten rauchende Gäste zum alltäglichen Bild. Zwar gab es schon immer Stimmen, die auf die gesundheitsschädliche Wirkung von Zigarettenrauch hinwiesen, aber die Akzeptanz des Rauchens hatten sie nicht ernsthaft gefährden können.
Die Zigarette hat einen starken Imageverlust zu verzeichnen - Bild 1
Heute sieht es deutlich anders aus, denn Rauchen, vor allem das Rauchen von Zigaretten, hat eine zunehmende Stigmatisierung erfahren. In umfangreichen Anti-Rauch-Kampagnen, die von der Politik unterstützt werden, sollen Raucher wie Nichtraucher auf die großen gesundheitlichen Risiken hingewiesen werden, die die Inhaltsstoffe einer Zigarette verursachen können. Eine Vorreiterrolle nehmen hier vor allem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ein. Dass Rauchen Krebs verursachen kann, ist schon seit vielen Jahren hinlänglich bekannt. Schon 1964 informierte der „Terry Report“ über die gesundheitlichen Risiken und den Zusammenhang des Zigarettenkonsums mit der Entstehung einzelner Krebsarten. Die Tabakindustrie reagierte auf diese Bekanntgabe mit der Herstellung von Zigaretten, die weniger Schadstoffe enthalten sollten. Ein generelles Umdenken in der rauchenden Bevölkerung trat allerdings zunächst nicht ein. Erst aggressive Aufklärungsprogramme und einschlägige Verbote haben einen echten Imagewandel herbeigeführt. Heute gilt das Rauchen vor allem bei Jugendlichen noch immer als cool, ein Großteil der Gesellschaft blickt aber deutlich kritischer auf Raucher.
2007 kam es in Deutschland zum entscheidenden Einschnitt, als das neue Nichtraucherschutzgesetz in Kraft trat. Die neuen Richtlinien verbieten das Rauchen in allen Einrichtungen des Bundes und im öffentlichen Personenverkehr. Das beinhaltet auch Restaurants, Bars und Kneipen. Die neue Gesetzeslage ist nicht nur für die Raucher selbst von tiefgreifender Bedeutung, sondern auch für die Wirtschaft. Die Betreiber öffentlicher Gaststätten müssen ebenso mit dem Rauchverbot kämpfen wie die Tabakindustrie. Bis zum heutigen Tag haben sich die neuen Strukturen weitgehend gefestigt. Vor allem die Tabakindustrie hat sich als echter Überlebenskünstler erwiesen und mit der Entwicklung der E-Zigarette eine Alternative zur herkömmlichen Zigarette entwickelt, die die Einbußen durch das verschärfte Nichtraucherschutzgesetz auffangen soll. Aber ist die E-Zigarette tatsächlich gesünder als die Filtervariante?
Die E-Zigarette als Kompromiss
Mit der E-Zigarette hat die Tabakindustrie eine neue Variante des Tabakgenusses auf den Markt gebracht, die Raucher und Nichtraucher gleichzeitig vor gesundheitlichen Risiken schützen soll. Public Health England (PHE) hat sich eingehend mit den neuen Produkten beschäftigt und einen Bericht veröffentlicht, der verschiedene Aspekte der E-Zigarette und ihrer gesundheitlichen Auswirkungen auf Herz und Nieren prüft.
Beim Rauch einer E-Zigarette wird eine Flüssigkeit, Liquid genannt, von einem elektrischen Vernebler vernebelt und kann anschließend über ein Mundstück inhaliert werden. Dieser Vorgang wird als Dampfen bezeichnet, um ihn vom traditionellen Rauchen zu differenzieren. Die Flüssigkeit, die in der E-Zigarette vernebelt und inhaliert wird, besteht in der Regel vor allem aus Wasser, Glycerin, Ethanol, Propylenglykol und Nikotin. Verschiedene Aromastoffe können hinzugefügt werden, um den Rauchgenuss an den Geschmack des Nutzers anzupassen. Damit enthalten E-Zigaretten keinen Tabak, was die Aufnahme von verschiedenen im Tabak enthaltenen Schadstoffen verhindert. Nikotin und Propylenglykol werden dem Körper aber auch durch den Rauch einer E-Zigarette zugeführt. Die gesundheitlichen Risiken, die das Dampfen mit sich bringt, werden seit der Einführung der E-Zigarette erforscht.
Die E-Zigarette wurde als gesündere Alternative zur Filterzigarette entwickelt - Bild 2
Der Bericht, den Public Health England veröffentlicht hat, geht davon aus, dass der Konsum von E-Zigaretten um bis zu 95 Prozent weniger gesundheitsschädlich ist als das Rauchen von Filterzigaretten. Trotzdem wird die öffentliche Meinung gegenüber der neuen Rauchalternative zunehmend schlechter. Rauchgegner äußern die Befürchtung, dass die Einführung der E-Zigarette dazu beitragen könnte, auch die Zigarette langfristig wieder salonfähig zu machen und die Errungenschaften von Antirauchkampagnen und des Nichtraucherschutzgesetzes ins Wanken zu bringen. Dem Bericht von PHE ist hingegen die Tendenz zu entnehmen, dass die E-Zigarette sich insgesamt eher rückläufig auf den Nikotinverbrauch bei Erwachsenen und Jugendlichen auswirkt und den Bemühungen von Gegnern der Tabakindustrie damit sogar dienlich sein könnte. Eine detaillierte Analyse des Berichtes von Public Health England ist unter elekcig.de einzusehen.
Weg vom Glimmstängel dank E-Zigarette?
Endlich ein rauchfreies Leben – davon träumen nicht selten vor allem starke Raucher. Das Bewusstsein für die gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen von Filterzigaretten hat sich durch intensive Aufklärungskampagnen deutlich verändert und das Verantwortungsbewusstsein für die eigene Gesundheit und die der Passivraucher im eigenen Umfeld ist größer geworden. Rauchentwöhnungsprogramme werden inzwischen von vielen privaten und öffentlichen Stellen angeboten. Krankenkassen wie die AOK bieten ihren Kunden eine begleitete Rauchentwöhnung an, deren erfolgreicher Abschluss nicht selten mit vertraglichen Vorteilen für den Versicherten einhergeht.
E-Zigaretten können Programme zur Rauchentwöhnung unterstützen - Bild 3
Im Rahmen der Rauchentwöhnung kommen nicht selten auch E-Zigaretten zum Einsatz. Es hat sich gezeigt, dass Zigarettenraucher ihren Tabakkonsum durch den Wechsel zur E-Zigarette häufig nachhaltig reduzieren oder sogar ganz aufgeben konnten. E-Zigaretten sind zwar nicht als offizielles Hilfsmittel in Rauchentwöhnungsprogrammen zugelassen und auch die Bewerbung der Produkte mit dem Argument der Rauchentwöhnung ist hierzulande nicht zulässig, die Daten von PHE legen allerdings die Vermutung nahe, dass der Konsum von E-Zigaretten sich in Ergänzung zu einem Rauchentwöhnungsprogramm einer zertifizierten Stelle als unterstützend erweisen kann. Bislang ist diese Vermutung noch nicht wissenschaftlich untermauert worden. Einschlägige Studien werden sich mit der Frage beschäftigen müssen, inwieweit die E-Zigarette künftig vielleicht von Trägern des Gesundheitswesens als Hilfsmittel zur Rauchentwöhnung zugelassen werden sollten. So prüft der National Health Service (NHS) in England derzeit die Möglichkeit, E-Zigaretten kassenärztlich im Rahmen von Rauchentwöhnungsprogrammen verschreiben zu lassen. In Deutschland sind bislang keine Schritte in diese Richtung bekannt.
Neue Tabakproduktrichtlinie soll schützen
Schon immer stand der Schutz von Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt des Interesses was die Regulierung von Tabakkonsum angeht. Auch im Hinblick auf die E-Zigarette gelten deshalb Beschränkungen, die die Abgabe an Kinder und Jugendliche regulieren sollen. Im kommenden Jahr soll die neue Tabakproduktrichtlinie für Europa unter dem Titel „Tobacco Products Directive“ in Kraft treten. Hierbei geht es vor allem um die Lizensierung von Herstellern und Händlern im Bereich der E-Zigarette. Die Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) ist federführend in der Festlegung des Lizensierungsprozesses und arbeitet dabei eng mit verschiedenen Organen der Europäischen Union zusammen. Die neue Richtlinie wird für alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union bindend sein und sowohl die Herstellung als auch den Vertrieb von Produkten im Bereich der E-Zigarette regulieren.
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