Liebe.
von Ulrike Dietmann -
Die Liebe ist immer eine Aufforderung zur Anarchie.
Die Liebe blüht auf, wenn wir das Ungewöhnliche wagen, nicht um des Ungewöhnlichen willen, sondern weil unser Herz sich nicht an Sitten, Anstand und Moral hält. Unser Herz folgt dem Ruf der Freiheit. Wenn es eine Freiheit gibt, dann die Freiheit des Herzens.
Von allen Kräften in unserer irdischen Welt ist die Liebe die Unbeugsamste. Die Liebe ist auch jene, über die wir uns selbst und andere am wenigsten täuschen können. Wenn wir der Liebe die Freiheit nehmen, erlahmt sie. Das ist eine Tragödie.
Unsere wilde Urkraft ist immer eine Liebeskraft.
Wenn unsere Urkraft erlahmt, erlahmt unsere Liebeskraft. Weil die Liebe so unzähmbar ist, versuchen wir sie einzufangen und fügsam zu machen, aber im gleichen Maße wie wir das tun, verlieren wir sie.
Die Liebe gewinnt erst wieder Kraft, wenn wir den Käfig öffnen und sie fliegen lassen. Unser Herz ist nicht gewillt zu lieben, was gesellschaftlich akzeptabel wäre, was wirtschaftlich vorteilhaft wäre, was uns allen Glück und keinen Schmerz bringt.
Unser Herz liebt, was es liebt.
Die Kraft unseres Herzens zu lieben ist so groß, so erfinderisch, so unaufhaltsam, dass es nichts gibt, was uns mehr zum Staunen bringen kann.
Wie oft glauben wir, dass unser Herz endgültig gebrochen ist?
Wie oft glauben wir, dass wir niemanden finden werden, der uns wahrhaft liebt?
Wie oft glauben wir, dass wir betrogen werden von anderen, die uns ihre Liebe entziehen oder uns ohnehin nie wirklich geliebt haben?
Das alles ist Illusion. Unser Herz ist nicht so schwach, sich von Betrügereien einschüchtern zu lassen. Die Stimmen, die unsere Gedanken übel knechten, sind nicht die Stimmen unseres Herzens.
Was die Natur bewegt ist Liebeskraft
Der größte Fehler unserer westlichen Zivilisation ist, dass sie die Tiere als minderwertig dem Menschen gegenüber betrachtet. Die Meinung, dass Tiere keine Gefühle haben und dumm sind, ist weit verbreitet und ausgesprochen gefühllos und dumm. „Die Größe und den Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt“, sagt Mahatma Gandhi.
In der Welt, in der ich groß wurde, wurden Tierliebhaber als neurotische Sonderlinge betrachtet, die sich den Tieren zuwandten, weil sie unter den Menschen nicht besonders beliebt waren.
Vielleicht ist es auch andersherum: Die Menschen sind bei den Tierliebhabern nicht besonders beliebt - und die Tierliebhaber haben gute Gründe dafür.
Vielleicht sind Tierliebhaber besonders liebesfähige Menschen, die fühlen, dass Menschen hin und wieder nur vorgeben zu lieben.
Tierliebhaber sind oft Menschen, deren einziges Problem darin besteht, dass sie sich auf die unechte Liebe unter Menschen nicht einlassen können. Solche Menschen habe ich viele getroffen und stets war ich beeindruckt von der aufrichtigen, reinen Liebe, die sie mit ihren Tieren teilten.
Tiere lieben auf genau jene kraftvolle, reine, unbeirrbare Weise, wie auch unser Herz liebt, wenn wir all die Hindernisse und Beklemmungen aus dem Weg räumen.
Wenn man etwas über die Natur der Liebe erfahren will, gibt es keine bessere Quelle als die Natur. Dort können wir unser Herz erfrischen, um dann auch in der Menschenwelt unseren Illusionen nicht zum Opfer zu fallen.
Warum ich das einfach behaupte, ohne die entsprechenden wissenschaftlichen Studien anzuführen? Ich fürchte die Liebe gehört zu jenem direkten Wissen, für das man keine Beweise braucht und das einem auch alle Beweise der Welt nicht zugänglich machen können.
Jeder, der versucht, mit Tieren in Kontakt zu kommen, macht die Erfahrung, dass dafür zwei Dinge notwendig sind: Das eine ist reine absichtslose Liebe, das andere ist Selbst-Bewusstsein.
Herzlichst
Ulrike Dietmann