Kreatives Schreiben - Lass dich niemals aufhalten von einer Schreibblockade.
von Ulrike Dietmann -
Kreatives Schreiben: 5 Schritte zu sprudelnder Kreativität
Schritt 4: Lass dich niemals aufhalten von einer Schreibblockade.
"Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Phantasie." (Erich Kästner)
Die Belohnung des Mutigen beim Schreiben ist, dass sein Mut wächst. Wir fühlen uns stark und bereit für die nächste Begegnung mit der Kreativangst, diesmal nicht mit einem Zwergpudel, sondern mit einem Berglöwen. Diese Art von Spaß macht nicht nur das Schreiben selbst zu einem aufregenden Abenteuer, sondern es entstehen auch Texte, die den Leser mit genau jenem Abenteuerspaß anstecken.
Die Fähigkeit, mit der Kreativangst umzugehen, ist der Schlüssel zum Erfolg.
Je mutiger ein Autor ist, das Ungewöhnliche zu wagen, desto schneller wird er vorankommen. Auf diesem Weg begegnen wir auch den berühmten Schreibblockaden. Eine Schreibblockade ist ein Ausdruck unserer Angst, nicht gut genug zu sein und von anderen kritisiert oder belächelt oder ignoriert zu werden.
Sie tritt auf, wenn der Autor etwas schreibt, was er nicht kennt. Die Blockade sagt dann "Stopp! Mach das, was du kennst und kannst, das ist sicherer ..." Oder wir fühlen uns einfach leer, starren zum Fenster hinaus, unsere Gedanken kreisen ohne Ergebnis.
Wenn man der Blockade genauer zuhört, folgen oft endlose Ratschläge, Warnungen, Entmutigungen, solange bis man tatsächlich lieber zur Steuererklärung greift als noch eine Zeile zu schreiben. Wie überlisten wir den inneren Schweinehund?
Eine gewisse Kaltblütigkeit tut gut.
Wenn wir der Angst, statt ihr nachzugeben, mutig begegnen und sagen: "Super! Eine Blockade! Endlich ist es soweit", sind wir schon einen Schritt weiter. Um uns mit unserer Kreativangst zu arrangieren, brauchen wir eine gewisse Kaltblütigkeit. Das heißt, wir bemerken, dass unser System uns Warnsignale in Form von Angst schickt und wir sagen uns: Das ist ein gutes Zeichen.
Wir arbeiten jetzt daran, die Kreativangst auf einem guten Angstpegel zu halten. Sie darf sich nicht zu schnell in Wohlgefühl auflösen, denn dann sind wir wieder in der Bequemlichkeit angekommen. Sie darf aber auch nicht zu überwältigend werden: Wenn die Angst uns überflutet und wir sprichwörtlich den Verstand verlieren, können wir nichts Kraftvolles produzieren.
Dann empfinden wir Panik und unsere Kreativität ist eingeschränkt. Wir brauchen also zum einen die Angst, zum anderen den neutralen Beobachter, der die emotionale Temperatur auf einem produktiven Niveau hält.
Keine ganz leichte Aufgabe
Zwei Dinge stehen uns dabei im Weg: Wir sind in der Regel nicht besonders geschult in der Wahrnehmung unserer Gefühle während des Schreibens. Das müssen wir trainieren. Gefühle nehmen wir in erster Linie körperlich wahr. Die Aufgabe besteht darin, unsere Aufmerksamkeit auf unseren Körper zu lenken. Dort checken wir den Angstpegel wie einen Wasserstand und halten ihn auf einem mittleren Erregungsniveau. Dann entsteht ein kreativer Flow.
Die andere Schwierigkeit besteht darin, die Kreativitätsangst richtig zu interpretieren. Unsere Angst kann nämlich auch ein Signal sein, dass wir tatsächlich Mist produzieren. Wir müssen lernen zu unterscheiden, wann unser System uns vor einem miesen Text warnt und wann es uns signalisiert, dass hier ungewöhnliches Neues entsteht.
Kreativangst und warnende Angst fühlen sich jeweils ähnlich an. Den Unterschied zu erkennen ist entscheidend, denn er verlangt jeweils andere Maßnahmen. Sagt unsere Intuition uns, dass der Text Mist ist, heißt es: streichen. Sagt unsere Intuition: Hier entsteht etwas Ungewöhnliches, müssen wir uns beherrschen, um unseren Text nicht zu verschlimmbessern.
Dieses feine Gefühl für den Unterschied müssen wir als Autor entwickeln. Mit der Zeit lernen wir uns jedoch besser kennen und wissen, was zu tun ist.
An dieser Stelle möchte ich hinzufügen, dass die meisten Autoren, die ich im Coaching erlebe, einen ausgeprägten inneren Kritiker haben und dass wir eher unsere Kreativangst trainieren müssen als unsere Selbstkritik. Also einfach etwas wagen! Selbst wenn wir uns blamieren, haben wir wieder etwas gelernt, denn ein gescheiterter Text bringt uns wieder in die produktive Kreativangst!
Jetzt bist du dran: Öffne eine Datei oder hol dir einen Notizblock und dann schreibe einfach bis du einer Blockade begegnest. Schau dir die Blockade bewusst an, dann lernst du etwas über dich und über das Schreiben. Das ist das Geheimnis guten Schreibens: Dass der Autor sich seinen Blockaden stellt und daran wächst … denn das spürt und liebt auch der Leser!
Herzlich
Ulrike Dietmann
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