Sexualität als Herzenskraft.
von Tina Lüscher-Richter -
Sexualität als Herzenskraft.
Lange haben wir Menschen Sex und Liebe getrennt. Damit haben wir unsere Sexualität von unserem Herzen getrennt – und entsprechend erlebt. Was aber, wenn wir Sexualität als die Kraft sehen, die uns mit unserem Herzen verbinden und es zum Ausdruck bringen kann?
Unser Herz ist der Ort, der uns antreibt, wenn auch nicht immer bewusst. Es verbindet uns mit unserem Ich Bin. Unsere Sexualität ist die Kraft, die entsteht, wenn wir mit unserer Herzenskraft auf ein Du treffen. Dieses Du erleben wir zunächst als etwas, was nicht zu unserem Ich gehört.
Wenn unser Herzensimpuls auf das Andere trifft, entsteht eine Art energetischer Wirbel. Dieser Wirbel dient dazu, das Eigene und das Andere zu verbinden. Mit diesem Wirbel wird Schöpfungsenergie freigesetzt.
Sexualität ist, so gesehen, die Schöpferenergie, die in der Begegnung von Ich und Du entsteht. Sie kann uns helfen, ein verletztes Herz in Bewegung zu bringen und aus der Starre zu lösen. Denn das Herz möchte seine Liebe verschenken – und manchmal halten wir diese Liebe fest verschlossen in unserem Herzen. Und nicht nur das. Wir haben Angst, diese Liebe in einem Schöpfungsakt an die Welt zu verschenken.
Wenn wir bereit sind, in der Begegnung mit dem Du uns der energetischen Bewegung hinzugeben, die entsteht, kann der Andere als Teil von uns integriert werden - der Andere wird mit der Liebe in unserem Herzen verbunden. Wir werden eins. Das ist das höchste Potential der Sexualität.
Es erinnert an das Bild der aufgerollten Schlange am Ende unserer Wirbelsäule, im Sacrum, wortwörtlich unserem Heiligtum. Die dort ruhende Schlange muss „aktiviert“ werden, um uns als Kraft zu erleuchten. Sprich, um die Liebe, die wir sind, zum Strahlen zu bringen. Erst in der „Aktivierung“ wird die Herzenskraft zur Schöpferkraft – und als sexuelle oder lustvolle Qualität für uns Menschen spürbar.
Wenn wir unsere Sexualität als eine solche heilige Kraft erkennen, kann sie verbindend wirken, auch dort, wo scheinbare Gegensätze herrschen. Ja, sie ist dafür gedacht – wenn wir sie wirbeln lassen.
Reduzieren wir sie hingegen auf eine körperliche Anziehungskraft, die sie zweifellos auch ist und sein muss, damit sie wirken kann, wirkt sie oft trennend. Wir brauchen dann den anderen immer wieder, um uns eins mit dieser Urkraft ins uns zu verbinden. Und fühlen uns dann von uns selbst getrennt und nicht eins.
Paul Pearsall, Psycho-Neuro-Immunologe und Forscher im Bereich des Herzens, beschreibt den Orgasmus als Funktion des Herzens und erzählt, wie auch Menschen ohne funktionierende Geschlechtlichkeit, etwa weil sie gelähmt sind, trotzdem einen Orgasmus haben können.
Erlauben wir uns die Erweiterung, so können wir die Lust dieser Schöpferkraft in unserem Inneren erleben. Wir erleben sie als die Kraft, die uns mit der gesamten Schöpfung verbinden und vereinigen kann. Wir befreien uns von einer Form und schenken uns die Freiheit, die eine Qualität mit sich bringt. Eine Qualität ist jederzeit „aktivierbar“.
Bist du bereit, diese heilige Kraft durch dich wirbeln zu lassen? Erlaube ihr, zu wirken – du musst nichts „tun“. „Sie“ tut es durch dich und mit dir. Rufe sie an, wenn es schwierig wird- und spüre deine Lust, zu wirbeln. Zu schöpfen. Und das Leben in dir und dem Anderen zu feiern.
Herzlichst
Tina Lüscher-Richter