DER LUXUS DER EINSCHRÄNKUNG.
von Tina Lüscher-Richter -
Ich möchte dich zu einer neuen Art von Luxus einladen. Etwas, was du im Normalfall nicht als Luxus empfindest- sich aber mit diesem kleinen Zusatz „Luxus“ anders anfühlen könnte.
Mit Luxus assoziierst du in der Regel etwas Positives. Luxus ist etwas, was nicht nötig ist – etwas, was du nicht musst. Du kannst oder darfst es. Du leistest es dir. So gesehen ist es auch etwas, was du dir zu liebe machst.
Umgekehrt ist Einschränkung etwas, was du in der Regel negativ bewertest. Etwas, das du tun musst- also genau das Gegenteil von Luxus.
Luxus und Einschränkung erlebst du oft als widersprüchliche Pole, die nicht vereinbar sind. Was aber, wenn du sie miteinander verbindest? Was, wenn du dir den Luxus erlaubst, dich einzuschränken?
Welch‘ ein Luxus, dies zu tun - in einer Zeit, wo alles nach „mehr“ drängt. Luxus ist dann, nicht diesem Sog folgen zu müssen. Dir erlauben, aus dem Sog nach mehr auszusteigen und einen Schritt hin zu dir zu tun. Einen Schritt in deinen „eingeschränkten“, von dir definierten Raum. Du entscheidest, was in diesen Raum gehört und was nicht. Und damit auch,womit du dich beschäftigen möchtest.
Und manchmal ist eben weniger mehr.
Wenn du weniger hast, was deine Aufmerksamkeit erfordert, wird deine Aufmerksamkeit frei für dich selbst. Nehmen wir z.B. ein Haus. Die meisten meiner Freunde leben in Häusern- und erzählen immer wieder, wie viel Zeit, Energie und Geld sie in das Haus stecken müssen. Und manchmal kommt es vor, dass jemand meint, ich sei doch gut dran mit meiner Wohnung- da hätte ich nicht so viel Aufwand. Und als mir das klar wurde, konnte ich meine „eingeschränkte“ Wohnsituation schätzen lernen- und geniessen. Ich kann statt ein Haus pflegen zu müssen mich meinen kreativen Projekten widmen.
Oder ich schränke die Anzahl meiner Kleider ein – und baue mit jedem Kleidungsstück eine persönliche Beziehung auf. Dann ist es, als treffe ich eine liebe Freundin, wenn ich das Kleid anziehe, das ich so gut kenne und gern habe. Ich überfordere mich nicht mit der Aufgabe, am Morgen aus unzähligen Kleidern etwas auswählen zu müssen, von dem ich vielleicht nicht einmal sicher bin, ob es mir steht, oder ob es zusammen passt, weil ich es so noch nie angehabt habe…
Wichtig ist mir allerdings, dies nicht zu einer neuen Religion zu machen- dann verliert es die Qualität des Luxus, der Freiheit- dann wird auch das zum Müssen.
Und: ich spreche bewusst nicht von Verzicht, sondern von Einschränkung – ein wichtiger Unterschied. Denn mit Luxus verzichte ich nicht. Mein inneres Kind kommt nicht zu kurz, sondern wird mitgenommen – genau wie mein Verstand. Die Teile also von mir, die sich bereits eingeschränkt fühlen – und oft verhindern, dass Einschränkung möglich ist.
Mit dem Luxus der Einschränkung treffe ich eine bewusste Entscheidung, meine Energie und Aufmerksamkeit dem zu widmen, was mir wichtig ist- und mich von Zwängen zu befreien, die mich von mir weg führen.