Spiritualität mit Bewusstsein zum Thema - Akzeptieren, was ist.
von Tanis Helliwell -
“Leben ist das, was passiert, während wir damit beschäftigt sind, andere Pläne zu machen.” John Lennon
Über viele Jahre hinweg habe ich mir zu Beginn des Jahres Ziele gesetzt. Dieser Prozess war ein ausgezeichneter Lehrer für mich, ich habe dadurch viele Fähigkeiten erworben, die ich mir aneignen wollte; wie zum Beispiel, mich auf etwas zu konzentrieren, daran zu glauben, dass ich das, was ich mir wünsche, auch bekommen kann, und ein Gefühl dafür, etwas zur Vollendung bringen zu können. Es wäre schön, wenn diese Ziele nicht nur für mich, sondern auch für andere einen Wert an sich hatten, und ich würde immer noch jedem, der lernen muss, was ich zu lernen hatte, raten, sich Ziele zu setzen.
Das Begrenzende von Zielen
Jetzt aber wollen andere Lektionen gelernt werden – und auf eine andere Art und Weise. Mir ist klar geworden, dass Ziele-Setzen immer damit zu tun hat, in der Zukunft etwas erreichen zu wollen, was wir momentan nicht haben. Es geht darum, mehr oder weniger von etwas zu wollen, als jetzt in unserem Leben existiert. Es kann zum Beispiel sein, dass unser Ziel ist zu heiraten, ein Haus zu bauen, ein Buch zu schreiben, glücklich zu sein oder uns auf irgendeine Weise zu verbessern. In ihrem Kern bedeuten Ziele, dass es uns daran fehlt, den gegenwärtigen Moment so, wie er ist, annehmen zu können.
Ziele konzentrieren sich auf das Außen und finden nie ein Ende. Wenn wir ein Ziel erreichen, gibt es immer noch eines, das uns lockt, mit dem Ergebnis, dass wir letztlich nie ankommen. Wir befinden uns immer in einem Zustand des Werdens. Unser Leben ist ein Reisen von Ziel zu Ziel, und selbst wenn die Ziele erstrebenswert und von Nutzen für andere sind, sorgen sie doch dafür, dass wir uns weiterhin wie Hamster auf dem Rad im Käfig bewegen.
Ganz egal, wie schnell wir mit unseren Füßen strampeln, wir kommen doch nicht wirklich irgendwohin, auch wenn wir die Illusion haben, Fortschritte zu machen.
Oh ja, wir können erkennen, dass wir “dort draußen” etwas erreichen. Es kann sein, dass wir heiraten, das Haus kaufen und das Buch schreiben, aber....und dies ist ein großes „aber“....wir werden immer noch keinen inneren Frieden gefunden haben, wenn wir nicht von diesem Rad herunterkommen. Und wie kommen wir von diesem Rad herunter - indem wir nicht länger etwas anderes wollen als das, was im gegenwärtigen Augenblick existiert.
Nicht-Verhaftet-Sein an das, was ist
Unser Ego liebt es, etwas zu tun, von einem Ort zum anderen zu gehen und Aufgaben zu erledigen, die es dann von seiner Liste abhaken kann. Indem unser Ego seine Ziele erreicht, erlebt es momentane Befriedigung und Glück, dem bald darauf wiederkehrende Gefühle von Unruhe folgen, bis unser Ego ein neues Ziel findet, von dem es irrtümlicherweise annimmt, es sei „die Antwort“. Früher oder später erkennen wir, dass das Glück nicht „dort draußen” liegt und dass wir unsere Situation in ihrer Gesamtheit auf einer tiefen Ebene akzeptieren und unser Leben so, wie es ist, umarmen müssen.
Wenn wir das tun, wird in uns eine Wertschätzung, sogar Dankbarkeit für unsere gegenwärtige Lebenssituation freigesetzt, selbst wenn die Situation schmerzhaft ist, weil wir erkennen, dass wir durch diese Lebenssituation zu dem transformiert werden, der wir wirklich sind. Und der, der wir wirklich sind, kann nur vollkommen sein. In diesem Zustand des Wir-Selbst-Seins gibt es nichts zu beweisen und nichts, das wir erreichen oder verdienen müssen.
Von diesem Ort des tiefen Annehmens und Sich-Ergebens an das, was ist, geschieht oft etwas Überraschendes. Das Ziel, das sich uns entzog, als wir danach strebten, kann vielleicht jetzt ohne jegliche Anstrengung zu uns kommen. Doch selbst wenn das ursprüngliche Ziel nicht in unser Leben tritt, wird sich eine Kurskorrektur ereignen und wir werden uns selbst besser auf die Weisheit des Universums ausgerichtet finden und neue Orientierungen werden in unser Leben treten.
Ich könnte sagen, neue Ziele kommen in unser Leben, jedoch verwenden wir das Wort „Ziel“ nur dann, wenn wir verstehen können, dass Ziele nicht länger eine an das Resultat gebundene energetische Ladung besitzen. Mit anderen Worten, wir handeln immer noch in der Welt, aber ohne eine Sehnsucht oder ein Bedürfnis danach zu haben, dass die Dinge anders sein sollten als sie sind.
Sei Zeuge des Geschehens
Während wir dabei sind, das Kommen und Gehen dessen zu beobachten, von dem wir dachten, wir wollten es, ist es entscheidend, in einem neutral-positiven Zustand zu bleiben. Neutral ist ein Ort des Nicht-Verhaftet-Seins, und positiv ist der Optimismus zu wissen, dass alles sich zum Besten wenden wird, selbst wenn wir dies nicht unmittelbar erkennen können. Ein anderes Wort für Optimismus ist Glaube, und wir brauchen diese Qualität, wenn wir weiterhin das, was ist, auf noch tiefere Weise annehmen wollen. Glaube ist die Antithese zu Angst.
Angst ist zusammenziehend und verschließt uns der Möglichkeit, im gegenwärtigen Augenblick im Frieden zu sein; Glaube ist ausdehnend und öffnet uns für die Möglichkeit, das Leben und seine vielen Überraschungen zu umarmen.
Wenn wir mehr und mehr im Zustand von neutral-positiv ruhen, unabhängig davon, was sich in unserer Lebenssituation ereignet, entwickeln wir einen inneren Zeugen. Der Zeuge ist nicht das Ego, das kleine Ich, das gerne unser Leben kontrollieren und alles, was es will, haben möchte. Der Zeuge ist neutral und akzeptiert, was ist; er vertraut auf eine tiefe Weise allem, was in unserem Leben geschieht, egal, ob es nach Ansicht unseres Ego gut oder böse ist. Je mehr wir unsere Aufmerksamkeit unserem Zeugen zuwenden, desto stärker befinden wir uns im gegenwärtigen Moment und eine umso größere Ausdehnung und einen umso tieferen Frieden erfahren wir.
Von diesem Ort der Ausdehnung und des Nicht-Verhaftet-Seins aus kann das Universum nun sein Spiel mit uns beginnen. Es kann uns Gelegenheiten präsentieren, die wir uns niemals erträumt hätten. Auch werden wir die Welt in diesem neutral-positiven Zustand sehr viel wirkungsvoller in allem, was wir tun, unterstützen können. Unser wirkliches Geschenk an diese Welt ist nicht, was wir tun, sondern wer wir sind. In unserem Sein, nicht in unserem Tun leisten wir den größten Beitrag für die Welt. Wenn unser Sein und unser Tun dasselbe sind, leben wir völlig in der Gegenwart und nehmen das, was ist, an. Das ist der einzige Weg zu anhaltendem Frieden.
Herzlichst
Tanis Helliwell