Ein Bericht von Theo Kaiser
What a wonderful world. Sonnenschein im Park vor dem Kongresszentrum, ein Springbrunnen, die Oos zu Füßen, so saßen Stefanie und ich auf einer Bank und ließen uns von den Melodien zweier Wandermusiker, die sich reisende Engel nannten, verzaubern. Kurz nur, jedoch eine willkommene Abwechslung innerhalb der vier Tage am Stand des Schirner Verlags.
Das Rainbow Spirit Festival in Baden-Baden ist die führende spirituelle Messe in Europa. Dies zeigte sich an der räumlichen Größe des Kongresszentrums im bekannten Kurort Baden-Baden, wobei ich das Außengelände zur Eventfläche dazu zähle. Es zeigte sich auch an der internationalen Zusammensetzung der Vortragenden, der Musiker, spirituellen Lehrer, Gurus, Schamanen, Wissenschaftler und Therapeuten.
Ein who ist who der Szene.
Was ist eigentlich die Szene beim Rainbow Spirit Festival? Ich glaube, die ursprüngliche Szene war und ist die fernöstliche, spirituelle Richtung des Yoga, Tantra, Zen. Am Freitag sah es dann auch so aus, als wären nur fernöstlich orientierte Besucher da, alle ein wenig schwebend, weiß-rosa gekleidet, mit langsamen, fließenden Bewegungen, ein Lächeln auf den Lippen, viele barfuß oder in Sandalen, mit wallenden Gewändern, die Herren mit langen Haaren und Pferdeschwanz oder mit polierter Platte. Sie strebten zum Satsang im großen Auditorium, also zum Zusammensein mit dem erleuchteten Meister.
Anfangs fühlte ich mich in meiner Alltagskleidung und mit meinen alltäglichen Gedanken als Fremdkörper und verhielt mich auch so. Als der große Meister aus dem Auditorium gekommen war und die Schar seiner Zuhörer verabschiedet hatte, redete ich mit der Ausstellerin am Stand, an dem er betreut wurde. Untereinander redet man mit den Ausstellern bei einer solchen Messe viel und lernt ständig etwas Neues dazu. Ich fragte also die nette Dame am Stand ob der Meister deutsch verstehe. Sie sagte ja und erzählte im weiteren Verlauf des Gesprächs, er stamme ursprünglich aus Stuttgart. Da ich selbst auch aus der Stuttgarter Ecke komme, dachte ich „Whow, dann kann ich meine Fragen auf schwäbisch stellen und womöglich kenne ich sogar seine Familie“. Ich fragte sie, wie der Meister denn mit bürgerlichem Namen heiße, denn er trat mit einem eindrucksvollen Guru-Namen auf der Messe auf. Die Dame sah mich entgeistert an und brachte zum Ausdruck, der Meister habe vor vielen Jahren zu seiner wahren Identität gefunden und reise um ganze Welt, um seine Botschaft zu verkünden.
Am Samstag kaufte ich mir eine hellgelbe Leinenhose, zog ein rotes, grob gewirktes Hemd mit Stehkragen an und legte einen farblich passenden Seidenschal um. Fortan gehörte ich dazu und fühlte mich wohl. Ich stellte fest, dass bei weitem nicht nur fernöstliche Gurus auf der Messe waren, sondern dass ein breites Spektrum an spirituellen, wissenschaftlichen und therapeutischen Angeboten bestand. Der Kontrast war faszinierend. Hier der Erleuchtete und gleich nebenan der Hersteller bunter Kunststoffplättchen, die per Lasertechnik mit Informationen bespielt waren und Freude, Glück, Entspannung usw. erzeugen sollten. Ein Plättchen in der Brusttasche ersetzt jede Erleuchtung, so schien mir das Motto zu sein.
Eine Therapeutin, die sich mit Quantenheilung beschäftigte, kam aus dem Auditorium und sagte zu mir, sie sei jetzt total verunsichert. In ihrer Quantenheilungsmethode heiße es, man müsse nur zwei Finger auflegen und eine feste Absicht äußern und schon sei man gesund und glücklich. Der Guru habe nun im Vortrag gesagt, das Leben sei ein andauernder Prozess der Entwicklung und Erkenntnis, ein beständiges Wahrnehmen, Annehmen, Verändern, Wachsen.
Was, so fragte sie, sei nun richtig?
Hier prallten die Weltanschauungen aufeinander. Auf der einen Seite die Gurus mit ihrer Jahrtausende alten Philosophie und auf der anderen Seite die modernen Amerikaner, die das Problem eines Kunden im Handumdrehen, quasi in der Werbepause einer Fernsehserie erledigen. Schnell, leicht, einfach, ohne Vorkenntnisse und billig sollte es auch noch sein.
Möge Jeder in sich rein spüren, was für ihn Leben bedeutet. Möge Jeder bei sich und seiner Umgebung beobachten, was wirkt, wirklich dauerhaft anhält und was nicht.
Stefanie und ich waren auf dem Festival, weil Stefanie dort am Stand des Schirner Verlags anwesend sein wollte und weil sie samstags einen Vortrag und sonntags einen Workshop zum Thema Heilenergetik in einem der Säle veranstaltete.
Überraschender Weise kam kurz vor der Messe noch ein besonderer „Hüter der Schwelle“ auf Stefanie zu. Es rief nämlich zwei Tage vor Messebeginn eine Produktionsleiterin des Fernsehsenders Pro 7 an und fragte ob sie bereit wäre, für einen Fernsehbericht ein Gespräch und ein paar Übungen mit zwei jungen Schauspielerinnen zu machen. Gesendet werden sollte dies dann in der Sendung „taff“.
Auch Stefanie „hat“ „Hüter der Schwelle“ und „Prüfung“. Wer Heilenergetik kennt, weiß was ich meine. (Erklärung siehe unten)
Am Sonntag kam dann das Produktionsteam und filmte zunächst am Stand des Schirner Verlags und danach in der Gesprächslounge wie Stefanie mit den jungen Schauspielerinnen redete. Ich bin gespannt, wie viel davon dann tatsächlich im Fernsehen zu sehen sein wird.
Als Fazit zur Messe haben wir für uns festgehalten, dass es ein Erlebnis war, dieses Rainbow Spirit Festival mitgemacht zu haben. Vortrag und Workshop zu Heilenergetik von Stefanie waren gut besucht. Am Stand des Schirner Verlags herrschte ein sehr freundschaftliches und lockeres Klima. Die Kunden waren interessiert und freuten sich, dass der Verlag, den sie sonst nur aus Katalogen und Buchcovern kannten, vor Ort war. Wir lernten viele interessante Menschen kennen und knüpften neue persönliche und geschäftliche Kontakte. Wir trafen Freunde und Bekannte, die die Messe teilweise schon seit Jahren regelmäßig besuchten.
Wir werden nächstes Jahr wiederkommen und wir werden im November 2010 am Rainbow Spirit Festival in Berlin teilnehmen, das dort zum ersten Mal stattfinden wird.
Begriffserklärung:
In der Heilenergetik wird das Leben als Entwicklungsweg betrachtet. Im Rahmen seiner Entwicklung kommt jeder Mensch von Zeit zu Zeit an Prüfungssituationen.
Dies sind besondere, manchmal aber auch ganz alltägliche Ereignisse wie z.B. ein Besuch bei der Schwiegermutter, das erste Rendezvous mit der neuen Freundin, ein Vorstellungsgespräch für einen neuen Job, eine Repräsentativumfrage eines Meinungsforschungsinstituts, ein Autokauf, ein Vortrag den man halten muss aber auch Prüfungen wie Abitur oder Führerschein. Für manche ist bereits die Bedienung eines Fahrkartenautomaten oder das Durchfahren einer Autowaschanlage eine Prüfungssituation. Das ist völlig wertfrei!
Vor jeder Prüfung steht die Angst, das Lampenfieber oder mit anderen Worten, der „Hüter der Schwelle“. Hier stellt sich die Frage: „Willst du dich wirklich entwickeln?“ Das Anschauen und Bearbeiten der Angst ist die Hauptaufgabe dieser gesamten Situation. Die Prüfung selbst ist dann meist gar nicht so schwer.
Wer seine Angst bearbeitet und die Prüfung ablegt, kommt ins Wachstum. Wer dagegen zurück schreckt, erlebt eine Zeitlang Stillstand, hat Schuldgefühle, macht sich Versagensvorwürfe, hat ein schlechtes Gewissen, sucht nach Ausreden, beneidet die Anderen usw. bis er nach und nach wieder vor einer Prüfungssituation steht und dabei die nächste Chance hat, sein persönliches Wachstum zuzulassen.