Kommunikation heißt zuhören, nicht reden!
von Stefanie Menzel -
Kennen sie das auch? Vor einer Veranstaltung stehen die Besucher zusammen und reden, reden und reden. In der Teeküche auf der Arbeit wird geplaudert, getratscht und geklönt. Egal, wo man hinkommt, überall hängen Worte in der Luft. Kommunikation ist anscheinend heute das A und O.
Für mich ist Kommunikation eins der wichtigsten Themen der Zeit. Es wird mehr kommuniziert denn je, und mehr denn je funktioniert wirkliche Kommunikation nicht. Was heißt funktioniert nicht? Jeder redet, jeder postet und kommentiert jedes Ereignis, jeder tut seine Meinung zu jedem Thema kund, unabhängig davon, ob er eine Meinung hat, Hauptsache mal kundgetan! Aber ist das Kommunikation?
Was bedeutet Kommunikation eigentlich, wie funktioniert und wozu dient sie?
Jeder von uns hat seine ganz eigene Welt, mit eigenen Erfahrungen, Bewertungen und Urteilen, mit Weltbildern, Ideen und Traditionen. Um überhaupt ein soziales Leben führen zu können, brauchen wir das Gespräch, den Austausch. Das dient der Erweiterung der eigenen Welt. Dabei hören wir, was der Andere sagt und passen das Gesagte in unserem Kopf an unsere Vorstellungen an, schauen einen Sachverhalt von einer neuen Seite an und lernen etwas dazu. Es wird einsortiert, was einzusortieren ist. Der Rest wird abgelehnt oder auch ausdiskutiert. Am Ende bleibt im besten Fall eine „gleiche“ Meinung übrig. Wir nennen es Kommunikation, was vom Wortstamm so viel bedeutet wie Austausch, Übertragung von Informationen.
Doch bei den alltäglichen Gesprächen heutzutage, vergessen wir etwas Wichtiges: Meistens hören wir gar nicht zu, sondern haben schon, bevor unser Gegenüber seinen Satz zu Ende gesprochen hat, in uns bereits unsere eigene Meinung gebildet und seinen Satz vervollständigt. Das bedeutet, wir bestätigen ständig nur unseren eigenen Film und lassen wenig Spielraum für neue Gedanken, die uns der Andere bringen würde. Wir haben schon eine Meinung, eine Vorstellung und keinerlei Platz im Gehirn für etwas anderes. Immer gehen wir davon aus, dass jeder da draußen, die Welt genauso sieht, wie wir sie sehen. Wie sollte er sie sonst sehen, wir wissen doch genau, wie die Welt ist.
Die Tomaten sind rot, den Osterhasen gibt es nicht, Hotpants trägt man nicht mit Größe 48 und Dieter Bohlen kann nicht singen. Festgefahrene Meinungen sind so verfügbar wie nie zuvor. Dank Internet und Globalisierung und dank der ständigen Möglichkeit der Kommunikation, wissen wir heute, was der Backpacker in Australien wahrnimmt, das Model in den USA findet und der Blogger am Bodensee denkt. Im Senden sind wir gut geworden. Im Empfangen immer schlechter. Bei all dem, was auf uns einströmt, sortieren wir vor: Wir lassen nur das in unsere Welt, was dort auch hineinpasst. Und wenn es nicht passt, dann jagen wir es durch unseren Filter vorgefertigter Meinungen und Weltbilder und schon passt das so, für uns!
Doch wir sollten wieder lernen zuzuhören, denn das ist was gute Kommunikation ausmacht. Unvoreingenommen dem lauschen, was unser Gegenüber sagt und Fragen stellen. Ernst gemeinte Fragen. Fragen, die uns interessieren, weil wir dem anderen wirklich zugehört haben. Das wirkliche Zuhören passt nicht mit dem Smalltalk aus dem Veranstaltungssaal oder dem Geplapper in der Teeküche zusammen. Die wirkliche Kommunikation, das wirkliche Zuhören braucht Zeit, es braucht Wille, Leiden- und Bereitschaft. Doch eines kann ich Ihnen versprechen: Mühe und Zeit zahlen sich aus.
Denn wer zuhört und wirklich miteinander spricht, braucht nicht das Internet, um dem Rest der Welt ganz nah zu sein. Denn der Zuhörende schafft es, mit bloßen Worten seinen Tellerrand zu erweitern, an seinem Weltbild zu rütteln, es auf neue Säulen zu stellen, Freude und Leid zu teilen, und diese tatsächliche Kommunikation zu genießen. Diese achtsame Kommunikation kann man lernen und es bedarf oft nicht mehr, als selbst einmal ruhig zu sein, sein Herz und seine Ohren zu öffnen, um zu erfahren, wie die Welt der anderen aussieht.
Man macht dann die Erfahrung, dass einem durch wahre Kommunikation, Türen zu neuen Welten eröffnet werden. Man lernt Menschen wirklich kennen und entdeckt, dass in den anderen ganze Universen versteckt sind, die entdeckt werden wollen. Werden Sie zum Entdecker und pflegen Sie in diesem Sinne eine heilsame Kommunikation.
Lassen Sie uns reden, diskutieren, streiten, schweigen, lauschen und uns gegenseitig wahrhaftig wahrnehmen. Lassen Sie uns in diesem Sinne kommunizieren. Denn das ist es, was uns als Menschen ausmacht. Und die Besinnung auf echte Kommunikation haben wir nie so sehr gebraucht wie in der heutigen, oft oberflächlichen Zeit.
In meinen Seminaren ist Kommunikation immer wieder Thema und Chance zugleich, lassen sie sich überraschen.
Herzlichst
Ihre Stefanie Menzel
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