Führungsbewusstsein - Teil 2 -
von Sara Marija Hardenberg -
Genauso, wie im Liebesbewusstsein der erhabenste Gedanke eine Rolle spielt, so ist auch die Übernahme von Verantwortung für seine eigenen Mängel ganz wichtig. In dem Fall der Ladenbesitzerin würde sie es so halten, dass in dem Moment, in dem sie nach Hause kommt, sie sich wieder als die private Person erleben darf, mit allem, was sie als private Person in Beschlag nimmt.Im Führungsbewusstsein steht sie in der Selbstverpflichtung, für ihren privaten Mangel dann zu sorgen. Das heißt, ihn gründlich zu bearbeiten zu beseitigen. Auch, wenn kurzfristig keine Lösungen in Sicht sind, so übernimmt sie aber für ihre Mängel Verantwortung. Sie ist sich bewusst, dass die Tatsache, dass sie ein Problem mit Geld hat, nichts mit dem Laden selbst zu tun haben darf, in ihrem eigenen Laden solch ein Mangeldenken nichts zu suchen hat. Sie wird feststellen, wenn es doch einmal passiert, dass sie sich überrannt fühlt von ihren Zweifeln, ihrem Kleinmut, mitten zur besten Geschäftszeit, dies dann über die Kundschaft vermittelt bekommt. Plötzlich hat sie das Gefühl, es kommen nur Kunden in den Laden, die feilschen wollen, dann aber unzufrieden und ohne Kauferlebnis den Laden wieder verlassen.
Sie ist aufgefordert, in ihre Erwachsenenkompetenz zu treten und ihr privates Problem auf privater Ebene zu lösen. Ganz im Sinne des Liebesbewusstseins, was uns lehrt, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen. Selbst, wenn das heißt, im Moment keine Lösung zu wissen für den eigenen Mangel. So ist aber alleine die Tatsache, dass sie sich ihren fruchtlosen Gedanken und negativen Erwartungen stellt, schon eine Verantwortungsübernahme an sich.
Dasselbe Prinzip greift bei einer Person, die als Menschenbegleiter, oder Therapeut arbeitet. In dem Moment ihrer Ausübung ist sie ganz für den Hilfesuchenden da. Ihre persönliche Befindlichkeit spielt in diesem Moment keine Rolle. Ihr geht es ganz und gar um diesen Menschen, der vor ihr sitzt und der Hilfe braucht.
Die begleitende Person handelt aus ihrem erhabensten Gedanken heraus, wenn sie das hohe Ziel hat, ein guter Begleiter zu sein und anderen zu ihrem Glück zu verhelfen. Dann ist auch dieses Vorhaben einfach an erster Stelle gesetzt worden. Platt gesagt, spielt es keine Rolle, ob der Menschenbegleiter während der Sprechstunde innerlich die ganze Zeit darüber nachdenken muss, dass er beispielsweise seinen Schlüssel verlegt hat. Das geht so weit, dass selbst bei persönlichen Begebenheiten, die eine starke emotionale Beeinträchtigung darstellen, der Begleiter für sich prüfen muss, ob er jetzt in der Lage ist, die Aufgabe zu erfüllen. Oder ob das Private die Oberhand gewinnt.
Im Führungsbewusstsein kann der Betroffene sich dann daran erinnern, dass im Sinne des erhabensten Gedankens, er selbst keine Rolle spielt. Er kann sich sagen: Es geht nicht um mich. Es geht hier um den anderen. Es geht mir um den Anderen. Dies hat dann nichts damit zu tun, dass der Ausübende des Führungsbewusstseins sich etwa selbst verleugnet. Das kann unter dem Aspekt, dass er sich im Privaten in Selbstverantwortung begibt, nicht passieren. Anders verhält es sich freilich, wenn die menschenbegleitende Person, oder auch die Ladenbesitzerin in dem Beispiel, vollkommen in dem Beruflichen aufgehen und darüber ihre Private Natur in den Hintergrund drängen bzw. private Belange verdrängen.
Dann geht es in dem Blickwinkel des Liebesbewusstseins und deren Geistesfrucht, dem Führungsbewusstsein, nicht mehr nur der Anderen. Sondern darum, sich aus der Tätigkeit selbst so viel herauszuziehen, dass ein Suchtfaktor einsetzt.
In dem Führungsbewusstsein geht es ganz stark um Hingabe. In dem Moment, wo man als Privatperson jedoch ins Hintertreffen gerät, mehr oder weniger absichtlich, dann gerät man in den Bereich der Selbstverleugnung. Und in dem Moment, wo ein Bereich den anderen absorbiert, egal, ob der Private den Beruflichen, oder anders herum – dann gerät das seelische Gefüge in Ungleichgewicht und der Körper und die Seele symptomatisieren, erzeugen physische und psychische Krankheiten.
Entwickelt man ein Bewusstsein für Führung, kann man genauso einmal in Wirtschaft und Politik die Probe aufs Exempel machen. Mit dem Wissen um das Führungsbewusstsein kann man Menschen beobachten und wahrnehmen, die in Führungspositionen sind. Wenn man weiß, was es bedeutet, in seelischer Übereinstimmung zu höheren Zielen etwas oder jemanden zu führen, kann man auch sehr gut führende Menschen enttarnen, die aus persönlichen Motiven wie Macht und Geltungsdrang agieren.
Bei dem Berufsfeld des Politikers drängt sich einem so mancher Verdacht auf. Und sicher gibt es auch hier idealistische Politiker, die den erhabensten Gedanken haben, Vertreter des Volkes zu sein. Ganz dem Führungsbewusstsein folgend dürften sie ihre persönlichen Belange hinten anstellen.
Das Führungsbewusstsein ist, wie die anderen vorgestellten Bewusstseinsarten, ein Vehikel, dem Menschen zu helfen, seine seelische Kraft und Intention zur Entfaltung zu bringen. Und zu gewährleisten, dass unsere Ziele im Einklang mit göttlichen Zielen sind. Dass wir als Menschen so leben, dass unsere Seele gedeiht und unsere Liebesfähigkeit wächst.
Herzlichst Sara Marija Hardenberg