Das Liebesbewusstsein und das Ego.
von Sara Marija Hardenberg -
Geht es um Liebe, ist dieses Wort unter Garantie jedem Menschen ein Begriff. Ist es doch ein gewaltiges und für uns Menschen ewiges Thema. Jedem ist klar, sie ist erstrebenswert, wird herbeigesehnt, soll allumfassend wirken, ist entweder erfahren oder auch niemals erfahren worden. Somit ist die Liebe und das Wort Liebe für viele sehr nah an dem Begriff des Schicksals geknüpft.
In kaum einem Bereich wird die Liebe so häufig benannt, wie innerhalb der Spiritualität oder in Kreisen, die sich als spirituell und esoterisch bezeichnen. Man findet sich wieder in einer Zeit, in der der menschliche Geist scheinbar alles erreichen kann, im Sinne der Nutzung von Vorstellungskraft,
Imagination, Wunschdenken, Mentaltechniken, Energieübungen und dergleichen. Hat jemand „seine“ Liebe gefunden, bedeutet es das große Glück, löst starke Dankbarkeit aus, dem Leben, dem Kosmos und seinem eigenen Schicksal gegenüber.
Oder die Suche geht weiter und das Gefühl, die Liebe, ein so großes, so schönes Gefühl, in seinem Leben haben zu wollen, kann dabei ein lebenslanger, unerfüllter Wunsch bleiben. Und man kann durchaus dieser mehr oder weniger stillen Sehnsucht passiv bis in alle Tage ausgeliefert sein.
Jedem ist klar, dass die Liebe „erlebt“ werden kann. Erleben ist dabei passiv. Es sei denn, man will sich nicht mehr damit zufrieden geben, sondern will sein eigenes, seelisches Potenzial unabhängig entdecken und für sich und andere, in Liebe, nutzen.
Denn die Liebe kann in jedem Fall gelebt werden. Ganz unabhängig davon, welche Erfahrungen man in seinem Leben gemacht hat, ob man je selbst geliebt worden ist, oder an sich zweifelt, ob die Liebe in einem wohnt.
Die Liebe ist als göttliche Essenz in jedem von uns enthalten. Und sie kann von jedem von uns aktiviert werden. Die Liebe ist eine Fähigkeit, die man in sich selbst erobern kann. Liebe ist kein Schicksal.
Das bedeutet, dass die Liebe in jedem Fall einen bewussten, ersthaften und aktiven Prozess beinhaltet, der in Selbstverantwortung zur Entfaltung kommen kann. Man hat die Möglichkeit, sich für die Liebe zu entscheiden. Wenn man es mit der Liebe ernst meint.
Die Liebe zu leben, erfordert allerdings ein Bewusstsein dafür: das Liebesbewusstsein. Es braucht den eigenen seelischen Willen, dieses Bewusstsein aktiv zur Entfaltung bringen zu wollen. Gerade beim sich Geben verschwimmen die Grenzen zur Selbstaufgabe und gerade unter dem Deckmantel der Liebe können große Unerlöstheiten, Ungleichgewichte und mangelnde Selbstwertschätzung aufrecht erhalten werden.
Um so wichtiger ist es, in Bezug auf Liebe dieses Bewusstsein in sich zu aktivieren.
Das Liebesbewusstsein geht mit einem ganz schlichten und einfachen Blick durch das Leben. Mit dem einzigen wichtigen Gedanken im Sinn - der Frage nämlich, ob das, was wir in Liebe tun, andere Menschen bereichert und in ihrer Entwicklung weiterbringt. Sowie der Frage, ob das, was einem von Anderen entgegengebracht wird, uns bereichert und uns selbst in Entwicklung bringt.
Das Liebesbewusstsein ist eine sehr hohe Schule. Dies zu äußern mag zunächst sehr einfach klingen und man könnte meinen, das alles sei hinlänglich bekannt. Insbesondere als spiritueller Mensch könnte man dazu sagen: „Das praktiziere ich längst alles, das ist doch eine Binsenweisheit!“
Liebe ist nicht „einfach“, sondern speziell und sicher im Kern logisch und einleuchtend. Nur hat jeder Mensch genügend damit zu tun, sich zu beobachten, wo er in Zweifeln, Unstimmigkeiten, Unwahrhaftigkeiten, Arrangements und Kompromissen in seinem Leben unterwegs ist.
Es verlangt viel Aufrichtigkeit zu begreifen, in welchen Bereichen man noch immer ohne Vertrauen ist, wo man sich hinter Zwängen versteckt. Es verlangt Ehrlichkeit in der Frage, wie sehr man noch bereit ist, seine Ängste, Zweifel und Unstimmigkeiten hinzunehmen. Wie sehr man sich unreflektiert auf der Verstandesebene damit einverstanden erklärt hat und einen liebesfernen Status Quo aufrechterhält – vielleicht ohne dies von Herzen zu wollen.
Das Ego und seine Alibis
Das Gefühl zu haben, sich innerhalb der Liebe in Gewissen Zwängen zu erleben, dies jedoch meint, tolerieren zu müssen, weil man doch immerhin in Liebe sei, ist ein bekanntes Phänomen. Das Gefühl, man wolle ja, könne jedoch nicht, zieht sich durch sämtliche Lebensbereiche.
Wie schnell neigt man zu resignativen Aussagen. Sei es die Arbeit „Ich habe nichts anderes gelernt!“, oder die Beziehung: „Wir sind schon so lange zusammen!“, bei Finanzen: „Erst, wenn ich alleine bin und einen anderen Job habe, dann…“ Das ist wie ein innerer Verkauf an eine schlechtere Variante. Man verscherbelt geradezu seine Seele. Und das sollte jedem bewusst sein, der so lebt.
Vor diesem einfachen Sachverhalt stellt sich die Frage: Wer ist wirklich spirituell und mit vollem Bewusstsein in der Liebe, wenn er sich noch für Kompromisse, Ängste und Zweifel und Arrangements hergibt?
Liebe ist in dem Zusammenhang vor allem Wahrhaftigkeit und Stimmigkeit. Liebe will - göttlich gesehen - immer, dass wir Gottes Achtung vor uns selbst und dem Leben ganz in seinem Sinne und in seinem Namen ausdrücken.
Denn in der Selbstliebe, von der so viel gesprochen wird, geht es stets darum, innerlich die Frage an sich zu richten, ob das, was man gerade tut, lebt, spricht, denkt, handelt, entscheidet, bewohnt oder anzieht, in Stimmigkeit ist mit der eigenen Seele und den eigenen Werten.
Genau da nämlich verlässt das Liebesbewusstsein die Theorie und greift konkret ins „spirituelle“ Leben ein. Sie ist die innere Instanz, der es sich zu stellen gilt, wenn man seinen erhabensten Gedanken formuliert, dem eigenen Leitfaden der gelebten Liebe. Die Autorität, der wir gewachsen sein sollten, bevor wir klar für uns und vor anderen erklären: „Ich möchte die Liebe leben. Und ich möchte Menschen bereichern und mich gleichermaßen bereichern lassen. Weil ich es wert bin.“
Im kommenden Teil 2 zum Thema "Liebesbewusstsein" - Was das Liebesbewusstsein stärkt und die Liebe in uns lebendig macht.
Herzlichst Sara Marija Hardenberg
LIEBE ... spricht Klartext!: Was wirkliche Liebe meint und wahre Liebe ist von Sara Marija Hardenberg