Spiritualität in Verbindung mit der Realität.
von Peter Classen
Viele Menschen bezeichnen sich als spirituell, und gehen von Seminar zu Seminar, um neue Kraft für den Alltag zu finden. Im Grunde ist dies auch richtig, denn Spiritualität heißt suchen, und wer zu einem Seminar geht, zeigt damit, dass er suchend ist.
Den Alltag leben sie dann aber meist so weiter wie gewohnt, eben in der alten Energie. Dadurch müssen sie immer wieder in Seminare gehen, um neue Kraft für den Alltag zu finden. Daraus kann eine regelrechte Sucht entstehen, und man ist schon wieder in der Abhängigkeit. Die neue Energie ist jedoch die Energie der Freiheit und Leichtigkeit.
So ist wahre Spiritualität unabdingbar mit der Realität verbunden, denn wir leben in einem realen und anfassbaren Körper und auf unserer Mutter Erde.
Es ist wichtig ein spirituelles Leben real zu leben. Meditieren ist gut, auch kraftvolle Seminare sind gut und stärken uns.
Der entscheidende Schritt liegt allerdings darin, die Spiritualität im Alltag zu leben. Dabei stößt man leicht auf Widerstand, und wird immer wieder an seine Grenzen geführt.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir immer wieder an unsere Grenzen geführt werden, bis wir bereit sind, diesen entscheidenden Schritt über die alte Grenze hinaus zu gehen.
In der Bibel heißt es: „Es wird dir nie mehr in deinen Kelch eingeschenkt, als du auch tragen kannst“. Auch diesen Satz kann ich aus der eigenen Erfahrung heraus als zutreffend bestätigen.
Wie kann man aber nun ein spirituelles Leben in der Realität leben? Oft sind wir in einer Arbeit eingebunden, wo dies auf den ersten Blick noch nicht möglich ist.
Gehe ich jetzt in den Widerstand, und versuche mit allen Mitteln etwas zu verändern, so wird es kräftigen Gegenwind geben. Mobbing und/oder der Burn-Out sind oft die Folgen.
Gehe ich jedoch in die Hingabe, und arbeite aus Leidenschaft, strahle ich diese neue Energie in mein Umfeld, und es verändert sich von alleine.
Dazu ein Beispiel:
Eine Bekannte von mir arbeitet in der Altenpflege. In einem Heim fühlte sie sich dann nicht mehr wohl, und wechselte in eine andere Einrichtung. Dort begann sie die Arbeit in der Hingabe und Leidenschaft, und wollte nichts mehr verändern.
Nach nicht einmal einem Jahr wurde sie dann mit der Ausbildung der jungen Pflegekräfte betraut. Das Klima in der Einrichtung begann sich zu verändern, und die Lebensfreude erhielt Einzug.
Vor wenigen Tagen sagte sie mir, dass sie von oberster Stelle drei Tage Sonderurlaub für ihre hervorragenden Leistungen bekommen hat. Als sie die neue Stelle antrat, wollte sie nichts mehr verändern, und suchte auch keine Anerkennung mehr. Und genau das was sie nicht mehr vom Ego-Verstand gesteuert gesucht hatte, hat sie nun bekommen.
Ein weiteres Beispiel aus meinem Leben:
Schon lange wollte ich ein Leben im Einklang mit der Natur leben. So ging ich auf die Suche. Eine kurze Zeit lebte ich mit in einem Seminarhaus, deren Betreiber auch auf Selbstversorgung umstellen wollten.
Im März kam ich zu ihnen, und sie redeten mit allen die sie besuchten über ihr Vorhaben. Sämtliche EM Produkte waren vorhanden, doch einen Spaten nahm keiner in die Hand. So verstrichen das Frühjahr und der Sommer, ohne das auch nur ein Salatkopf geerntet wurde. Und ich zog weiter.
Einige Zeit später traf ich meine jetzige Partnerin, und im letzten Frühjahr wurde uns dieses Bauernhaus in dem wir jetzt leben angeboten. Noch bevor wir dort einziehen konnten, begann ich damit einen Teil der Rasenfläche umzugraben.
Obwohl wir erst Ende April dort anfangen konnten, haben wir einen Großteil der Lebensmittel noch selber gezogen. Wir essen immer noch die eigenen Kartoffeln, und die Regale mit Eingekochtem sind voll und reichen bis zum Frühsommer.
Wir haben es nicht gesucht, sondern es kam zu uns, und dann haben wir den Spaten in die Hand genommen. Jeder Spatenstich hat mir Freude gemacht, auch wenn meine Muskulatur dafür noch nicht aufgebaut war, und ich abends völlig erschöpft war.
Spiritualität ist somit untrennbar mit der Realität verbunden.
Ihr Peter Classen