Was ist Bilderdenken?
von Peter Classen -
Wahrnehmungsfähigkeit und Bilderdenken.
Bilderdenken ist eine Art der Wahrnehmungsfähigkeit, die noch sehr wenig bekannt ist. Die meisten Bilderdenker wissen nicht einmal, dass sie dieses Talent besitzen. Sie benutzen es unbewusst und können sich nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die damit Schwierigkeiten haben. Wir Bilderdenker müssen alles, was uns begegnet, in Bildern erfassen (eine praktische Übung dazu folgt etwas später) und in der Fantasie als klares Bild oder als körperliches Gefühl speichern und mit dem entsprechenden Wort verbinden.
Dadurch erhalten wir uns die Klarheit in unserem Bewusstsein, die wir bei der Geburt bereits hatten. Verlieren wir im Kindesalter diese Klarheit, müssen wir sie als Erwachsener später wieder suchen. Dann gehen wir zu Yoga- oder Meditationskursen und beginnen die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen, der Persönlichkeit in uns.
Ein Wort besteht bei uns Bilderdenkern aus drei Teilen, die im Unterbewusstsein klar abgespeichert werden müssen, damit keine Verwirrung oder Desorientierung entsteht. Dies möchte ich zunächst einmal an Hand des Wortes „Baum“ verdeutlichen.
Der erste Teil des Wortes eines Bilderdenkers ist die Bedeutung, also das Bild z.B. eines Baumes. Bitte schließen Sie einmal die Augen und stellen Sie sich in Ihrer Fantasie irgendeinen Baum vor. Das, was Sie dabei gesehen haben, ist die Bedeutung des Wortes, und das ist Bilderdenken.
Der zweite Teil des Wortes ist der akustische oder lautliche Klang „Baum“. Stellen Sie sich jetzt einmal vor, wie ein anderer das Wort „Baum“ ausspricht und wie es sich anhört.
Der dritte Teil des Wortes eines Bilderdenkers ist die Schrift, also die Buchstabenabfolge „BAUM“.
Das Abspeichern der realen Begriffe, wie Baum, Bleistift oder Elefant, ist recht einfach. Ich sehe den Baum in der Fantasie als Bild und höre den Klang des Wortes und kann beides zusammenfügen. Schwieriger wird es, wenn es ein Begriff ist, der erfahren werden muss, wie die Worte heiß, kalt oder links und rechts.
Die Bedeutung des Wortes „heiß“ kann ich nur erfassen, wenn ich mit meinem Körper etwas Heißes berührt habe und die Bedeutung körperlich erfahren habe.
Links und Rechts dauerhaft zu speichern, geht auch nur über das Erfahren. Dies beschreibe ich jedoch erst in einem späteren Artikel, da es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde.
Noch schwieriger wird es bei bildlosen Worten, die nicht über das Körperliche erfahren werden können.
Dazu möchte ich Sie zu einer kleinen praktischen Übung einladen. Erkunden Sie Welt von Menschen, die in Bilder denken (Bilderdenker).
Stellen Sie sich in Ihrer Fantasie einen Baum vor. Schauen Sie sich Ihren Baum dabei genau an. Als Nächstes stellen Sie sich einen Bleistift vor, und wenn Sie ein klares Bild davon haben, schauen Sie nach, ob er einen Radiergummi oben drauf hat oder nicht. Und nun stellen Sie sich einen Elefanten vor. Schauen Sie einmal nach, von welcher Seite Sie den Elefanten sehen. Jetzt stellen Sie sich „gegen“ vor, und beobachten Sie, was in Ihnen geschieht. Machen Sie dazu eine kleine Pause und reflektieren Sie die Bilder in der Fantasie.
Die ersten drei Worte sind reale Begriffe, die es im Leben gibt und die mit den Augen gesehen werden können. Das Wort „gegen“ jedoch ist bildlos, und unsere Wahrnehmung sucht im Unterbewusstsein nach einem Bild. Während des Suchens geht unsere Wahrnehmung auf Reise, und wir sind in dieser Zeit desorientiert. Taucht kein Bild der Bedeutung auf, bleiben wir desorientiert oder greifen zu dem Bild eines ähnlich klingenden Wortes. Bei „gegen“ wird häufig das Wort Gegend oder Regen genommen, was jedoch zeigt, dass wir die Bedeutung des gesagten Wortes nicht richtig erfasst haben. Das ist oft auch der Grund für Meinungsverschiedenheiten oder Streitereien.
Sobald wir uns bewusst zu den bildlosen Worten Bilder angelegt haben, entsteht auch keine Desorientierung mehr. Wir behalten unsere Klarheit im Gehirn. Mein Bild für „gegen“ ist eine Leiter, die an eine Wand gelehnt ist. Welches Bild finden Sie für dieses Wort?
So können wir uns zu allen bildlosen Worten Bilder anlegen und diese auch mit dem Schriftbild des Wortes verbinden. Dadurch löst sich sehr oft eine angebliche Lese- und Rechtschreibeschwäche in Wohlgefallen auf.
Was ist aber das Besondere an der Wahrnehmungsform des Bilderdenkens? Dazu möchte ich Sie zu einem weiteren Experiment einladen. Stellen Sie sich einmal einen Elefant von vorne vor. Wenn Sie dieses Bild in Ihrer Fantasie haben, gehen Sie mit Ihrer Wahrnehmung um den Elefanten herum und schauen ihn sich von allen Seiten an.
Bilderdenken ist dreidimensionales Denken. Das heißt, dass wir uns alle Objekte, die wir aus einer Perspektive gesehen haben, vorstellen können, auch ohne körperlich drumherum gehen zu müssen.
Schauen Sie sich den Elefanten jetzt mal von oben an, und Sie erkennen die ungeahnten Möglichkeiten des Bilderdenkens!
Herzlichst Ihr Peter Classen
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