Neurosen-Drama
Ein spiritueller Reisebericht über ehrenamtliche Arbeit mit Straßenkindern in Nicaragua
von Oliver Unger
9. Woche
Tagebucheintrag 7. Juli - Neurosen-Drama
Meine Vermieterin ist ja sehr speziell. Zur Erinnerung: Ich muss immer alles gut abschließen und beim Verlassen des Hauses den Hauptwasserhahn zudrehen. Man könnte ja den teuren Fernseher klauen oder gar den Kühlschrank. Zur Erläuterung: Das Haus steht LEER und enthält nur meine Sachen, ein paar alte Töpfe und Bratpfannen und ein paar Möbel, die sich sicherlich keiner unter den Arm klemmt.
Es dauert gute zehn Minuten, bis ich alle Fenster und Riegel geschlossen und den Hahn zugedreht habe. Das plane ich morgens schon mit ein. Außerdem soll ich nicht so oft Licht anmachen, weil das so teuer ist. Okay. Offenbar ist Fernsehen billiger als Licht. Denn der Strom, um den ganzen Tag die Flimmerkiste laufen zu lassen, ist anscheinend selbst den verhungernden Menschen, die sich nachts nur von Wellblech umhüllen lassen, nicht zu teuer. Hoffentlich wird meiner Vermieterin der Stromverbrauch meines riesigen Netbooks von 3 mal 5 Metern nicht zum Verhängnis ...
Heute Morgen hat sie mir über ihre Schwester, die im Vorderhaus wohnt, ausrichten lassen, ich solle die Gartenmöbel nur dann rausstellen, wenn ich sie auch benutze. Sonne und Regen würden sie zu sehr strapazieren. Es handelt sich hierbei um edle Möbel aus weißem Kunststoff, welche bereits durch starkes Übergewicht der Vorbenutzer ihre Festigkeit verloren haben.
Ich bin schon einmal auf einem der Stühle beim Hinsetzen „durchgesunken” (die Beine knickten ein, weil vorher jemand zu schwer gewesen war und sie bereits „Sollbruchstellen” hatten). Und der Tisch sieht aus, als hätte er drei Jahre seiner Zeit ohne Obdach verbracht. Na gut. Ist ja nicht mein Haus und sind auch nicht meine Möbel. Also respektiere ich das.
Die Schwester war sehr freundlich. Auch meine Vermieterin ist sehr freundlich. Aber ich hasse derart neurotisches Verhalten. Ich habe einige Zeit gebraucht, um mich abzuregen. Als Nächstes soll ich wahrscheinlich die Möbel nachts in Plastiktüten einwickeln, damit die Ameisen nicht draufsch... MANN!
Ich sehe immer mehr, dass die Scheinwelt, die einem im Fernsehen vorgegaukelt wird, und die ständige Angst davor, Geld ausgeben zu müssen, welches dann vielleicht irgendwann nicht mehr vorhanden ist, die Menschen wirklich VERRÜCKT machen, sodass sie sich um Dinge sorgen, die vollkommen DUMM sind.
Das liegt doch klar auf der Hand: Wenn wir aufgrund unserer Ängste nach und nach alle unsere Chakren verschließen, dann fließt weniger Energie und weniger Geld durch. Und dann denken wir, dass die Wirtschaft schlecht ist oder dieses oder jenes, statt uns WIRKLICH darum zu kümmern. Oder wir fangen an zu betteln und zerstören damit vielleicht noch den letzten Rest unseres Energiesystems.
Und je neurotischer und ängstlicher wir durch diesen Vorgang werden, desto einsamer werden wir, weil niemand mehr etwas mit uns zu tun haben möchte. Und wieder denken wir, der Grund sei die Wirtschaftskrise oder sonst was. Dabei ist es ein Mangel von Chancen, der durch einen Mangel an Beziehungen und einen Mangel an Offenheit entsteht.
Die Übersetzung von Chakra lautet eigentlich „Rad” (Energierad). Die treffendere Übersetzung ist jedoch „Chance”. Weiter geöffnete Chakren (durch weniger Neurosen und weniger Ängste) = mehr Chancen auf Glück, Wohlstand, Reichtum.
Weitere Erfahrungen zu meinem spirituellen Reisbericht gebe ich Ihnen gerne in der nächsten Woche. Ich freue mich über jede Rückmeldung und jede Frage.
Herzlichst Ihr Oliver Unger
Unterstütze das Buchprojekt „Rohdiamanten“ mit einer Spende (für Lektorat etc.). Der Erlös aus dem Verkauf des fertigen Buches schafft eine regelmäßige Spendengrundlage für die Straßenkinder in der Stadt Granada, Nicaragua. Mehr Information findest Du auf tiefberuehrt.de/page/hilfe-fuer-nicaragua
Es danken Dir im Voraus Oliver Unger, Projekt-Förderer Bernd V., Lektorin Michélle P., Jonathán, Karla, Ana María, Francisco und Freunde aus Granada, Nicaragua