Wie Selbsterkenntnis den Weg bahnen kann
von Oliver Unger
In der letzten Woche ging es um die Frage „Kann es einen absolut gesunden Organismus geben, der jeden Stress, jede Belastung gut verkraften kann, ohne dass die Person davon beeinträchtigt wird?“ Ein Blick in die Gesellschaft sagt sofort: Wir haben zu viel Stress, zu wenig Ressourcen und die meisten Menschen sind entweder krank oder ausgebrannt. Der Organismus hat zwar die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren, aber er entfaltet offensichtlich seine Wirkung nicht ganz. Wie kann das sein? Was geschieht da mit uns?
Auf der Suche nach einer Antwort wird jeder einzelne sicherlich viele Stationen der (Selbst-)erkenntnis durchlaufen. Wenn du beginnst, dich mit dieser Frage auseinanderzusetzen, denkst du vielleicht, es gäbe genetische Dispositionen. Das ist das schulmedizinische Erklärungsmodell. Jemand hat vielleicht nicht so gute Erbanlagen und deswegen ist sein Immunsystem schwächer als das von anderen Menschen.
Das erklärt sicherlich einiges. Aber nicht alles. Was ist zum Beispiel mit den Menschen, Krebs-Patienten zum Beispiel, denen man schon gesagt hat, sie würden bald sterben und die daraufhin spontan heilen? „Ausnahmen“, wirst du vielleicht denken.
Ja, doch das ist mir nicht genug Erklärung. Immer alles auf die Ausnahme der Regel zu schieben bringt niemanden vorwärts.
Vielleicht fragst du dich auch, ob es Menschen gibt, die etwas „falsch“ machen. Etwas Falsches denken, zum Beispiel. Die Lösung wäre hier im Umkehrschluss: Wenn du nur fest genug dran glaubst, dass sich unser Organismus selbst regulieren kann, kann er es auch. Das hätte den Nachteil, dass jeglicher Zweifel oder zu starkes alleiniges Vertrauen in den schulmedizinischen (teils erfahrungsgenerierten) Pessimismus die Regulationsfähigkeit des Organismus einschränken würde. Die Schlussfolgerung daraus würde lauten: Man hat in der Hand, was unsere Zellen tun. Und damit hast du natürlich ebenso recht wie mit dem Argument der genetischen Disposition.
Viele energetische Heilsysteme funktionieren zum Beispiel nur deshalb, weil sie dir die Vorstellung ermöglichen, dass jeder Organismus sich aus sich selbst heilen kann (und soll). Stell dir also nur mal vor, du würdest eine Weile deinen Glauben an deine Heilkräfte stärken. Dafür übst du dich darin, dich selbst zu beobachten, deine Gedanken zu lesen und zu steuern. Was geschieht? Sehr wahrscheinlich musst du dir schon bald eingestehen, dass auch du ab und an negative Gedanken hast. Und dann bekommst du vielleicht Angst, dass du wieder etwas „falsch“ gemacht hast, was deine Gesundheit beeinträchtigen könnte. Das wiederum bereitet Stress, welcher wieder nicht gut für deine „Heilprozess“ ist. Und jetzt? Du verdrängst deine negativen Gedanken. Und damit erzeugst du die größte Katastrophe, die du dir vorstellen kannst: Das Negative wandert ins Unterbewusste und wirkt dort heimlich in dir weiter.
Ja, ich will dir Angst machen, ich gebe es zu. Bitte habe Angst davor, deine Schatten zu verdrängen. Denn die wollen auf einem Heilungsweg auch gesehen werden: all deine Negativität, dein fehlendes Urvertrauen, deine Zweifel. Anerkennen was war und ist bildet den Schlüssel zur Lösung.
Sobald du an den Punkt kommst, an dem du verstehst was ich meine, musst du dir eingestehen, dass jedes Konzept von „Heilung“ und „Spiritualität“ Grenzen hat. Alles was wir zu diesem Thema denken existiert lediglich als Vorstellung, als Erfahrung, als Idee und damit ist es fehlbar.
Du kannst so sehr deine Gedanken oder dein Energiefeld beeinflussen wollen wie du willst, deine Heil-Fähigkeiten dehnen sich nur bis zu einem gewissen Punkt aus. Das bemerkst du daran, dass solange alles gut läuft, auch alles in deinem Körper und in deinem Denken gut ist. Was aber geschieht, sobald z.B. dein Partner dich verlässt, du deine Arbeit verlierst oder du einen schweren Unfall hast, der dich eine Weile außer Gefecht setzt? Wie steht es dann mit deinem Optimismus?
Gestehe dir ein: Irren ist menschlich und negativ sein auch! Ebenso wie Angst oder Misstrauen in das Leben zu haben. Vergiss deine spirituellen Konzepte, wenn du Heilung wirklich verstehen willst. Vergiss sogar das Wort „Heilung“. Denn diese gibt es nicht. Wir sind alle heil und nicht heil zugleich. Sonst wären wir nicht auf dieser Erde. Das Einzige, das real ist, ist dieser Widerspruch. Der Kopf mag das nicht, aber für den Körper ist es klar.
Aber bedeutet ein solcher „Fehltritt in deinen Gedanken“, wie ich ihn oben beschreibe, dass du gleich krank wirst?
Ob du gesund bleibst oder krank wirst, hängt nicht bloß von Gedanken und Unterbewusstem ab. Schließlich gibt es ja auch Menschen, die immer optimistisch waren und die es trotzdem „erwischt“ hat. Du fragst dich: „Was jetzt? Was haben sie übersehen? Und was kann ich tun, damit es mich nicht (so hart) trifft?“
Teil 3 „Krankheit und Gesundheit sind das Gleiche“ folgt kommende Woche.
Euer Oliver Unger