Bewegung im Herzen und im Solarplexus und ein bisschen Karma-Lösung, damit sich mein erstes Chakra öffnet.
Ein spiritueller Reisebericht über ehrenamtliche Arbeit mit Straßenkindern in Nicaragua
von Oliver Unger
14. Woche
Tagebucheintrag 7. Juli - Gesteinsbrocken lösen sich
Als ich heute mein täglich E-Mail-Geschäft erledigte, begegnete ich Miguel. Ich wartete am Eingang des Internetcafés darauf, dass ein Computer frei wurde. In meinem Kopf kreisten viele Gedanken. Mein Körper fühlte sich dumpf und leer an, wie dissoziiert. Aber nicht ganz - immerhin nahm ich ja noch diesen Nebel, dieses Dumpfe wahr.
Ich hockte da so auf meinem Stuhl und schaute mal ins Leere, mal auf die Bildschirme der anderen Gäste, dann auf die Straße ... Da kam Miguel mit einem seiner Freunde vorbei. Klar. Das musste HEUTE sein, nicht, wenn ich entspannt bin. Es braucht ja nach so viel Bewegung im Herzen und im Solarplexus auch noch ein bisschen Karma-Lösung, damit sich mein erstes Chakra öffnet.
Miguel machte einen Schritt auf mich zu. Er war leicht betrunken (um ca. 17.00 Uhr am Nachmittag). Er drückte mich an sich und fragte, wie es mir ginge. Die Berührung unserer Körper fühlte sich angenehm an. Vertraut. Karma eben. Wenn man zusammen mehrere Wochen lang auf demselben Schiff gereist ist, kennt man sich ...
Der Geruch nach Alkohol widerte mich allerdings an. Miguel fragte, ob ich mit ihm etwas trinken gehen wolle, aber ich antwortete, das sollten wir ein anderes Mal machen. Er wirkte beinahe traurig, als ich ihn abblitzen ließ. Ich weiß nicht recht. Sicherlich muss ich das wieder bezahlen. Aber das war nicht der Grund, warum er traurig war. Er hatte ja offensichtlich schon sein Bier (oder was auch immer) gehabt.
Ich glaube sogar, dass er die Finger von mir lassen wird. Vielleicht spürt er auch etwas von dem, was da in unseren Energiesystemen passiert. Schwer zu sagen. Wenn man in diesen tiefen Transformationen nicht so geübt ist, lösen diese Prozesse tatsächlich sehr viele wirre Emotionen aus, in die man schnell etwas hineininterpretiert.
Ich hatte, glaube ich, bereits geschrieben, dass mir eine solche Karma-Auflösung schon zweimal in ähnlicher Intensität begegnet ist (beides Spanier - Inquisition eben).
Damals dachte ich, diese beiden Männer wären jetzt jeweils die Liebe meines Lebens. Das war in beiden Fällen ein riesengroßer Irrtum. Aber es öffneten sich Türen und Tore für viele andere Dinge. Das war wunderbar. Ich hatte in die Sensationen, die ich spürte, etwas hineininterpretiert. Dadurch wurden sie zu Emotionen. Das war fatal.
Heute, in der Situation Miguel, fühlt sich das klarer an. Ich weiß, die Liebe meines Lebens sitzt gerade in Wuppertal oder in der Nachbarstadt Schwelm und wartet dort sehnsüchtig auf mich. Nun fühlt es sich so an, als würde jemand dicke, beschwerende Gesteinsbrocken aus meinem ersten Chakra abklopfen. Ich höre sie förmlich zu Boden fallen, wenn ich Miguel sehe. Das ist ein abgefahrenes Gefühl.
Weitere Erfahrungen zu meinem spirituellen Reisbericht gebe ich Ihnen gerne in der nächsten Woche. Ich freue mich über jede Rückmeldung und jede Frage.
Herzlichst Ihr Oliver Unger
Unterstütze das Buchprojekt „Rohdiamanten“ mit einer Spende (für Lektorat etc.). Der Erlös aus dem Verkauf des fertigen Buches schafft eine regelmäßige Spendengrundlage für die Straßenkinder in der Stadt Granada, Nicaragua. Mehr Information findest Du auf tiefberuehrt.de/page/hilfe-fuer-nicaragua
Es danken Dir im Voraus Oliver Unger, Projekt-Förderer Bernd V., Lektorin Michélle P., Jonathán, Karla, Ana María, Francisco und Freunde aus Granada, Nicaragua