Schamanismus & Spiritualität: Die Rauhnächte.
von Norbert Paul -
Die Rauhnächte – Die Zeit zwischen den Jahren.
Auch wenn viele Menschen diesen Begriff „zwischen den Jahren“ verwenden und damit die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr meinen, so kennen doch recht wenige ihre wahre Bedeutung. Kaum jemand macht sich beispielsweise die Mühe zu hinterfragen welche Jahre da eigentlich gemeint sind und weshalb es überhaupt eine Zeit zwischen ihnen gibt. Hier nun einige Informationen dazu:
Die wichtigsten Positionen des Sonnenjahres und des Mondjahres bilden gemeinsam den Jahreskreis mit seinen acht Festen. Zu verschiedenen Zeiten in der Menschheitsgeschichte, wie auch bei verschiedenen ethnischen Gruppen, war das Sonnenjahr oder das Mondjahr wichtiger, haben sich ergänzt oder abgelöst.
Mit der Zeit und den vereinigten jahreszeitlichen Eckpunkten beider Gestirne zeigte sich, dass die Sonne die großen Zyklen wie die Jahreszeiten und der Mond die erdgebundenen und wachstumsorientierten Rhythmen bestimmte. Doch haben beide unterschiedliche Rhythmen, die in keinster Weise übereinstimmen.
In früheren Zeiten musste man sich daher genau auskennen um die richtigen und wichtigen Zeitpunkte zu erkennen oder herauszufinden. In der Regel ein schwieriges Unterfangen. Da Sonnenjahr und Mondjahr nicht übereinstimmten, gab es schon früh Bemühungen beide durch Konstrukte und Rechenmodelle „irgendwie“ in Einklang zu bringen, sei es durch Schaltmonate, Schalttage, und andere Verfahren.
Aus meiner Sicht und wohl auch der unserer frühen Vorfahren, ist es jedoch vollkommen unwichtig Sonnenjahr und Mondjahr exakt in Einklang zu bringen. Jede bisherige Form von rechnerischer Übereinstimmung führte deshalb auch bisher zu keinem wirklich befriedigenden Ergebnis, sondern immer nur weg von den tatsächlichen Ereignissen in der Natur.
Das Sonnenjahr ist beispielsweise 365,25 Tage lang. Gegenüber dem Gregorianischen Kalender, der in Anlehnung an einen viel älteren ägyptischen Verwaltungskalender mit exakt 365 Tagen erstellt wurde, wird alle 4 Jahre ein Schalttag benötigt um alleine das Sonnenjahr kalendarisch in Übereinstimmung zu halten.
Ein Mondmonat beträgt 29,53 Tage was bei zwölf Monaten genau 354,37 Tage ergibt, also knapp 11 Tage Verschiebung gegenüber dem. Das ist schon eine erhebliche Menge an Tagen und eine nicht unerhebliche Diskrepanz zwischen den Jahren. Diese „Unbeständigkeit“ zwischen dem Mondjahr und dem Sonnenjahr ist der große Nachteil des Jahreskreiskalenders.
Er macht es nämlich extrem schwer, dass sich zwei Menschen auch wirklich zum gleichen Zeitpunkt verabreden und auch treffen konnten. Dies war letztlich wohl auch der Hauptgrund für das entstehen sogenannter Terminkalender, von denen eine Vielzahl im Laufe der Zeit entstanden ist.
Auch heute gibt es noch verschiedene in Benutzung befindliche Kalender. Doch neben all den kopfgesteuerten und teilweise hoch komplizierten kalendarischen Modellen welche versuchten das Sonnenjahr und Mondjahr in Einklang miteinander zu bringen, gab und gibt es eine andere viel praktischere Variante der Verbindung, die sogenannten Rauhnächte. Sie sind die Zeit zwischen den Jahren und verbinden diese ganz pragmatisch miteinander.
Laut den meisten Quellen die man zum Thema Rauhnächte findet, schließen diese direkt an das Julfest (aus heidnischer Sicht) oder nach dem Gregorianischen Kalender, direkt an den zweiten Weihnachtsfeiertag an.
Ihre Dauer wird im Allgemeinen zwischen zehn und zwölf Tagen angegeben. Diese Angaben betreffen jedoch die kalendarische Festlegung welche nicht den natürlichen Abläufen auf unserer Erde entspricht.
In vereinzelten alten Quellen findet kann man jedoch noch unterschiedliche Angaben für die Dauer der Rauhnächte. Sie bewegen sich meist zwischen vier und zwölf Tagen, vor als auch nach der Wintersonnenwende.
Und tatsächlich liegt astronomisch gesehen der Schwarzmond mal vor und mal nach der Wintersonnenwende und das in unterschiedlichen Abständen. Daraus ergibt sich, dass einmal der Schwarzmond, der kurz vor dem Jul-Fest liegt, der Beginn der Raunächte ist und Jul deren Ende darstellt, und ein andermal Jul der Beginn der Rauhnächte ist und der kurz nach Jul liegende Schwarzmond ihr Ende.
Nimmt man also das, was wirklich in der Natur passiert, als das Maß aller Dinge, gibt es tatsächlich keine feste Zeit für die Rauhnächte. Aufgrund eben dieser vorhandenen Schwankungen im natürlichen Beobachtungskalender, gewann der von Julius Cäsar in Kraft gesetzte Julianische Kalender als Datierungsinstrument schnell an Bedeutung und verdrängte recht schnell die vorhandenen lunaren und solaren Jahresmodelle, obgleich auch er nahe an einem solaren Kalender liegt.
Später um 1582 wurde der julianische Kalender reformiert und ist als Gregorianischer Kalender der heute weltweit meistbenutzte. Bis heute hat jedoch der Jahreskreis mit seinen Sonnen- und Mondereignissen eine übergeordnete Bedeutung für die Landwirtschaft, was heute oft vergessen wird.
Vornehmlich durch die Landwirtschaft erhielt diese Zeit zwischen den Jahren auch ihren Namen Rauhnächte. Während dieser Tage wurden fleißig Haus und Stallungen ausgeräuchert und die bösen Geister durch die Perchten vom Hof getrieben. Die Perchten selbst sind fellbehangene Fabelwesen mit Gruselmasken die dafür sorgen sollen, dass ihr Träger von den bösen Geistern nicht erkannt wird. In anderen eher germanisch geprägten Gegenden ist es die Zeit der wilden Horden, mit denen Odin zwischen den Jahren übers Land zieht und jeden Menschen der ihnen begegnet mitnimmt. Ein ebenso guter Grund sich nicht als Mensch erkennen zu geben.
Tatsächlich bilden die Rauhnächte den Übergang vom Alten ins Neue. Das tägliche Räuchern dient genau dazu, dass alte vertreiben zu helfen.
Die Zeit der Rauhnächte dient auch dazu, ganz bewusst mit dem alten Jahr abzuschließen und Raum für das neue Jahr zu schaffen. Das neue Sonnenjahr soll unbelastet beginnen, ebenso wie die nun bevorstehende Winterzeit, welche zur Erholung und Einkehr da war.
Ein sorgsamer Umgang mit den Aufgaben der Rauhnächte sorgen dafür, dass man sich voll und ganz dieser Zeit widmen und damit die besten Voraussetzungen für das nächste Wachstumsjahr schaffen kann.
Ob die Zeit zwischen den Jahren nun kurz oder lang ist, vor oder nach der Wintersonnenwende liegt, sie bewusst zu nutzen, ist für jeden wichtig und gesund. Alte Dinge unnötig mit sich herum zu tragen kostet nur unnötig Energie, die dann im Alltag fehlt.
Wie Sie persönlich diese Zeit und die damit verbundenen Themen gestalten liegt ganz bei Ihnen, da gibt es keine festen Vorgaben. Wichtig ist nur, dass sie es bewusst und zum richtigen Zeitpunkt tun und Spaß dabei haben. Und wenn es mal schwierige Zeiten sind, zumindest Hoffnung und Erleichterung am Ende der Raunachtzeit sie für die Mühen entlohnt. Ich wünsche ich Ihnen wirklich gutes Gelingen und eine befreiende Zeit.
Mit herzlichen Grüßen,
Norbert Paul