Buchrezension „So wird der Mann ein Mann - Wie Männer wieder Freude am Mann-Sein finden“
von Robert Theodor Betz
In seinem neuesten Buch nimmt sich der Psychologe und Bestseller-Autor Robert Betz („Raus aus den alten Schuhen!“) der Männer an, von denen viele in den letzten Jahren vermehrt in einer tiefen Krise befänden.
Diese Krisensymptome zeigen sich nach seiner Beobachtung nicht nur in den angeschlagenen Körpern der Männer und in den steigenden Zahlen von Burnout-Symptom und Depression, kaputten Gelenken und Bandscheiben, Herz- und Atembeschwerden und vielen weiteren körperlichen Beschwerden, sondern vor allem in einer tiefen Ratlosigkeit und Sinnleere, mit der sich viele der männlichen Zeitgenossen erschöpft und frustriert durch ihr Leben schleppen.
Während viele Frauen sich in den letzten Jahrzehnten seit Beginn der Frauenbewegung aufgemacht haben zu neuen Ufern, ihr Selbstbewusstsein verbessert, ihre Rolle neu definiert und viele Aktivitäten zur Verbesserung ihrer Körper- und Lebenssituation ergriffen haben, steht der Mann im Vergleich zu ihnen noch in einer passiv-leidenden Position, die oft mit einer resignierenden Haltung einher geht.
In diesem Buch spricht der Autor Männer jeden Alters an und hilft Ihnen zu verstehen, wie sie sich selbst in ihre Sackgassen hinein manövriert haben. Der männliche Leser erkennt sich im Buch unschwer als bisher unbewusster Schöpfer seiner unerfreulichen Lebenssituationen und wird ermutigt, zu sich als Mann eine neue liebende und bewusst gestaltende Beziehung aufzunehmen.
Der Autor weiß, von wem er spricht, denn zu seinen Seminaren für Männer kommen bereits jährlich an die Tausend Männer aus den unterschiedlichsten Berufen und Bildungsschichten.
Die erfreuliche Botschaft – auch für Frauen – lautet: Die Männer begreifen in dieser Zeit offenbar sehr schnell. Sie haben lange ausgeharrt in Positionen und Lebensmustern, die sie von den früheren Männergenerationen übernahmen. Aber jetzt wachen immer mehr ‚normale’ Männer auf und nehmen ihr Lebensheft neu in die Hand.
Dazu zählten insbesondere viele Selbstständige und Führungskräfte. „Wenn Männer sich öffnen und verstehen, wie sie unbewusst ihre Lebenswirklichkeit erschaffen haben, dann sind sie sehr schnell im Umsetzen und Anwenden des Erkannten“, schildert Robert Betz die Erfahrungen aus seiner Arbeit mit Männern.
Besonderen Wert legt er auf einen neuen Umgang mit seinen Gefühlen, der für den Mann von morgen eine Schlüsselfunktion einnehme. Denn für Männer stellt das Fühlen von Gefühlen ein sowohl unbekanntes als auch weitgehend als ‚weiblich’ abgelehntes Terrain dar.
Im Umgang mit Gefühlen ist der Mann weitgehend ein Analphabet geblieben. An ihren unterdrückten und negierten Gefühlen jedoch leiden Männer heute mehr als an allem anderen, auch wenn sie mit aller Macht versuchen, sich hiervon abzulenken, sei es durch übertriebenes und liebloses Joggen, das Malträtieren des Körpers im Fitness-Center und durch Extremsporten auf der einen Seite, sowie durch suchtartiges Verhalten im Beruf wie im Privaten (Alkohol, PC, Sex u.a.).
Der Autor belässt es jedoch nicht bei einer Beschreibung der Ist-Situation, sondern führt den Leser Kapitel für Kapitel in ein neues Selbstverständnis von sich als Mann und in einen neuen, selbst-bewussten Umgang mit sich. Auffällig ist, dass im Buch kein Wort der Anklage gegen Frauen fällt (auch wenn die Verstrickungen mit den Müttern und ihre dramatischen Auswirkungen auf den Mann ausführlich beschrieben werden).
Der Mann wird durch das ganze Buch hindurch, das für Männer mit seinen 288 Seiten erfreulich überschaubar ist, immer wieder ermutigt und aufgefordert, für seinen Zustand und seinen Weg selbst die ganze Verantwortung zu übernehmen und sich endlich um sich selbst – seine Gedanken, seine Gefühle, sein Herz und um seinen Körper - zu kümmern und nicht nur um seine Arbeit.
Wenn Männer diesen im Buch beschriebenen Weg in die Freude am eigenen Mann-Sein gehen, werden sich auch die Frauen freuen, für die der heutige Mann eine große Belastung darstelle, so Robert Betz. Denn viele Männer, die beruflich erfolgreich seien, mutierten am Abend zuhause bei der Frau entweder zum kleinen, bedürftigen Jungen oder zum Tyrannen. Oder sie erhofften sich bei und von der Frau Ausgleich zum tristen Männeralltag. Die Freude am Leben, die sie sich selbst oft nicht geben könnten.
Ein Buch, das nicht nur Männer-, sondern vermutlich auch viele Frauenherzen erobern wird, denn es spricht vielen Frauen aus der Seele, die sich seit Jahren fragen: Wann wachen die Männer endlich auf?!
Anna Ulrich