Die 5. und die 6. Tugend
von Oliver Unger
Die fünfte Tugend - Die Konzentration, Meditation, Kontemplation, Achtsamkeit und mentale Stabilität
Weisheit und Intuition können nicht erlangt werden, ohne vorher den Geist durch Konzentration und Meditation geschult zu haben. Unser Geist besitzt die Tendenz, sich ablenken zu lassen und dadurch ruhelos zu sein. Er bewegt sich ständig von einem Gedanken oder Gefühl zum nächsten. Deshalb fixiert sich unsere Bewusstheit auf das Ego, auf die oberflächlichen Schichten des Geistes und der Emotionen und wir bleiben in unseren wiederkehrenden Gewohnheitsmustern verhaftet.
Die Entwicklung von Konzentration erfordert Beharrlichkeit. Konzentration bedeutet Training, damit unser Geist nicht zügellos wird. Wir stabilisieren ihn und unsere Emotionen, indem wir meditieren, achtsam und bewusst bleiben in allem, was wir tun. Sobald wir mit dem Geist auf diese Weise arbeiten, werden wir nicht mehr von physischen, emotionalen und mentalen Schwankungen und von Ruhelosigkeit geplagt. Wir erlangen Ruhe und Gelassenheit.
Diese Fähigkeit zur Konzentration erzeugt Klarheit, Gleichmut und Strahlkraft. Konzentration erlaubt uns eine tiefe Einsicht in unsere Muster und Programmierungen. So lösen sich Täuschungen und Anhaftungen, die Verwirrung und Leiden hervorrufen. Sobald wir frei davon sind, gelangen wir direkt zu Freude, Mitgefühl und der Weisheit unserer wahren Natur. Konzentration, Meditation, Kontemplation sind die Quelle, aus der die anderen Tugenden entspringen
Die sechste Tugend: Die Weisheit, Einsicht und Verstehen
Dieses Verstehen ist jenseits von Worten und Gedanken zu finden. Es ist völlig frei von Begrenzungen durch Konzepte, Meinungen oder bloßem intellektuellem Wissen. Unsere Wahrnehmung befindet sich jenseits trügerischer und irreführender Schleier der materiellen Existenz. Mit der höchsten Weisheit gelangen wir jenseits von Akzeptanz und Zurückweisung, Angst und Hoffnung, dualistischen Gedanken und Ich-Anhaftung. Diese falschen und verzerrten Sichtweisen lösen sich auf.
Die grundlegende Natur der Realität wird mit Klarheit erfasst. Hier erfahren wir den erwachten Herz-Geist, den Weg des Herzens. Er ist wie die Leerheit, durch die sich alle Dinge miteinander verbinden. Wir erkennen, dass wir nicht einfach nur ein von Anderen getrenntes Selbst sind, das versucht, Gutes zu bewirken. Dem Wohlergehen Anderer zu dienen ist vielmehr der naturgemäße Ausdruck eines erwachten Herzens. Wir erkennen, dass die Person, die dient, derjenige, welchem gedient wird und die mitfühlende Handlung des Dienens in ihren Wesen eins sind.
Ihr Oliver Unger