"Die Kinder der neuen Zeit": Diese Textreihe des Aufgestiegenen Meisters EL Morya zeigt an einfachen Beispielen die natürlichen Bedürfnisse der Kinder der neuen Zeit auf. Dadurch wird dem Leser bewusst, wie er diese Kinder auf einfache und natürliche Art und Weise unterstützen kann.
Die Wahrheit des natürlichen Kindes
Wenn wir uns kleine Kinder anschauen, die noch in der Lage sind, sich mit sich selbst zu beschäftigen, d.h., die nicht von Bergen von Spielzeug abgelenkt sind von sich selbst und ihrem authentischen Sein im Augenblick, dann können wir feststellen, dass jedes Kind stets seine eigene Wahrheit hat.
Und doch ist diese Wahrheit verbunden mit der „Gesamtwahrheit“. Das kleine Kind erfährt die Welt in jedem neuen Augenblick aus seiner persönlichen Perspektive und es entdeckt die allgemeine Wahrheit:
Gegenstände fallen nach unten, heiß tut weh, Wasser macht nass, Fell ist meist weich usw.
Gleichzeitig macht es jedoch seine ganz persönlichen Erfahrungen seiner Wahrheit:
Mama lächelt, wenn ich sie anlächle. Mama antwortet mir, wenn ich mit ihr „spreche“, sie reagiert auf meine Lautäußerungen. Andere Menschen reagieren anders, und auch Mamas Reaktionen sind nicht verlässlich. Manchmal lächelt sie nicht, sondern schaut ernst. Manchmal antwortet sie sehr laut, wenn ich mit ihr „spreche“. Und manchmal reagiert sie überhaupt nicht. Manchmal spüre ich ihre Angst, manchmal freut sie sich, und ich freue mich, wenn sie sich freut. Usw.
Jedes Kind macht seine eigenen Erfahrungen, und jedes Kind zieht seine persönlichen Schlüsse aus seinen Erfahrungen. Und das sind ganz andere Schlüsse als z.B. die der Eltern. Und so geschieht es leicht, dass Kinder und Eltern dasselbe erleben und dennoch eine völlig andere Wahrheit erfahren. Jedes Individuum hat letztlich seine eigene Wahrheit, seine eigene Wahrnehmung und seine ureigene Verarbeitung seiner Wahrnehmungen.
Daher können wir niemals davon ausgehen, dass unsere Wahrheit auch die der anderen ist, und wir können niemals wirklich wissen, was unseren Kindern gerade gut tut, was „richtig“ für sie ist. Wie oft meinen wir zu wissen, was für unsere Kinder gut und richtig ist? Wie oft erwarten wir von ihnen, dass sie das tun, was wir für „gut“ halten?
Wenn die Kinder älter sind, können wir sie fragen. Bei kleinen Kindern hilft nur Empathie, die Bereitschaft, „hineinzuspüren“, genau hinzuschauen und vor allem die Bereitschaft, uns auf uns selbst einzulassen, auf unsere Gefühle, um so Kontakt aufnehmen zu können zu den Gefühlen und Empfindungen unserer Kinder.
Dabei kann es gut sein, dass wir in Verbindung mit unangenehmen Gefühlen kommen, die wir nie wieder fühlen wollten. Aber erst, wenn wir wirklich bereit sind, uns auf uns selbst einzulassen, auf alle Aspekte unserer selbst, sind wir in der Lage, uns auf alle Aspekte der Persönlichkeit unserer Kinder einzulassen und sie zu „verstehen“ bzw. mitzuempfinden.
Denn wenn wir uns auf die Ebene der Gefühle und Empfindungen einlassen, können wir uns wirklich verbinden, mit uns selbst und mit unseren Kindern. Das ist das größte Geschenk, das wir unseren Kindern machen können: wenn wir uns auf unser Herz einlassen, um mit ihrem Herzen in Verbindung zu treten. Und dann können Kinder unsere wahren Lehrmeister sein.
Ihre Christine H. Warcup