von Oliver Unger
Anfangs wird Spannungsentladung durch den Wechsel zweier Reize initiiert: Es wechseln sich Anspannung und Entspannung im Nervensystem ab. Das bedeutet, du provozierst ein wenig sympathische Ladung und danach lädst du zur Entladung ein. Das Mittel- und Stammhirn, über die dieser Prozess gesteuert wird, reagieren auf ganz einfache Interventionen.
Wie sich Spannungsentladung und Selbstregulation entwickelt
Benutze einfache Fragen, einfache Worte, einfache Formulierungen. Du kannst auch nur einzelne Worte benutzen und sofort beobachten, dass der Körper und das Energiesystem des Klienten Reaktionen zeigt. Schnell kommt es zu ersten Entladungsreaktionen. Sie sind der Beginn einer funktionierenden Selbstregulation. Es gibt typische Entladungssymptome. An folgenden Körperreaktionen kannst du erkennen, dass das Nervensystem sich entlädt:
• Aufstoßen
• Aufatmen
• Mund- / Körpergeruch
• Darmwind
• Zittern
• Gähnen
• Niesen
• Spontanbewegungen in Beinen, Händen, Armen etc.
• Hitzegefühl
Gestatte dir, diese Reaktionen verbal beim Klienten zu bestärken, damit er z.B. sich derer nicht schämt, sie nicht unterdrückt, sondern ihnen freien Lauf lässt und sie als seine “Leistung der Entladung und Selbstregulation” wertschätzt. Er soll verstehen lernen, welche seine persönlichen Entladungsreaktionen sind und sie zukünftig auch im Alltag zulassen. Dadurch lernt ihr beide, den selbstheilenden Mechanismus des Körpers allgemein besser zu verstehen und zu achten. Eine solche verbale Bestärkung kann sich folgendermaßen anhören:
• Ich nehme wahr, dass du ...
• Dein Körper zeigt mir, dass er den Stress entlädt, in dem er ...
• Ist das gerade in Ordnung für dich, dass du ...
Nach den Entladungen entsteht aus dem Gefühl von Lähmung und Erstarrung ein Gefühl von Lebendigkeit. Es eröffnen sich neue Ideen, Wahrnehmungen, Möglichkeiten und das Gefühl von Lebensfreude. Tief verankerte Nachwirkungen von Überspannung und Trauma können sich schonend auflösen.
Wenn zuviel Entladung auf einmal geschieht, fühlt sich der Klient schummrig, schwindelig oder allgemein unangenehm. Unterbreche die Entladung wie oben beschrieben, indem du einfach über allgemeine Dinge mit dem Klienten redest oder deine Hände von seinem Körper wegnimmst. Erinnere dich daran, dass mit jeder Entladung auch verdrängte Inhalte in sein Bewusstsein zurück kehren. Zu viel des Guten würde ihn überfordern. Deswegen gilt hier: Weniger ist mehr. Und wer langsamer ist, ist schneller am Ziel.
Schon nach einigen Sitzungen musst du den Wechsel von Reiz und Entspannung nicht mehr künstlich herbeiführen. Er entsteht von allein. Allmählich kannst du versuchen, die Höhe der Spannung in der Reiz-Phase zu erhöhen, indem du bestimmte Fragen stellst, die das Bewusstsein darauf lenken oder einfach länger mit deinen Händen die bestreffende, blockierte Region behandeln. Der Klient hat jetzt seine Selbstregulation wieder in Gang gebracht.
Ein Körper mit einer gesunden Selbstregulation zeigt Entladungsreaktionen wie sie oben beschrieben sind. Ebenso ist ein solcher Körper in der Lage, in jeder Situation präsent zu bleiben. Kampf und Flucht-Impulse sind gut ausgeprägt und können in entsprechenden Situationen eingesetzt werden. Ein regulierter Organismus ist zudem offenherzig, neugierig und eher von heiterer Stimmung.
Herzlichst Oliver Unger