Die weibliche Kraft
vom advaitaMedia Verlag -
Was steht dem Fließen der weiblichen Kraft im Wege?
Sofort erscheint der Gedanke `mein eigenes Image`. Wie wirke ich auf andere? Jeder soll mich mögen, besser noch, lieben. Dazu gibt es folgendes Bild, dem ich glaube, entsprechen zu müssen: Ich muss schön, intelligent, bescheiden, geduldig, liebevoll, sexy, gut gelaunt, bedeutsam und so weiter sein, ja, eine wunderbare Frau, die jedem die Wünsche von den Augen ablesen kann und diese selbstlos erfüllt.
Dieses Bild, diese Vorstellung von Frausein ist es, welche ich mir selbst in den Weg stelle. Und so traurig es klingt, benutze ich die weibliche Kraft dafür, geliebt zu werden, ich mache sie mir zu eigen, dann verkaufe ich ihre Qualitäten, und kontrolliere sie. Sie macht mir Angst, erscheint mir, wie ein Loch ohne Boden, wie ein unendliches Fallen ins Nichts. Wenn ich mich ihr vollkommen hingebe, dann schluckt sie mich ganz!
Meine Ängste und Vorstellungen muss ich mir zu Beginn eingestehen. Erst dann kann ich mich meinem Innersten zuwenden und wirkliche Erfahrungen machen, was die weibliche Kraft ist und wie sie durch mich kommen will. Dieser Weg kann nur frei sein, wenn ich bereit bin, mit allen Konsequenzen zu leben und mit Vertrauen ins Unbekannte zu gehen.
Erfahrung mit der weiblichen Kraft
Ich bin sehr dankbar, dieses Vertrauen gefunden zu haben und mich auf die Forschungsreise begeben zu haben. Ich möchte nun meine Erfahrungen teilen, auf welche Weisen sich mir die weibliche Kraft gezeigt hat.
Die weibliche Kraft kann sanftmütig, doch gleichsam zerstörerisch sein, hingebungsvoll, verspielt, intuitiv, mütterlich, still, schrill. Sie hat viele Gesichter. Besonders die wilde, zerstörerische Seite, die Furie, die Verschlingende, habe ich immer wieder in mir verurteilt und ihr Feuer kontrolliert aus Angst vor dem Tod, den sie bringt.
In einer Erfahrung, in der es in mir die Erlaubnis gab, diese Kraft aufsteigen zu lassen, sank die Aufmerksamkeit hinab in meinen Schoß und in den Bauch. Schwärze und Glut taten sich auf. Es fühlte sich wie ein inneres Feuer an, das lodernd immer höher stieg. Ungeheuer viel Energie floss darauf ins Herz bis hin zur Kehle. Der Wille, das Falsche, all die Lügen zu zerstören - komme, was wolle - zeigte sich in absoluter Bereitschaft.
Auch sexuelle Kraft kam ins Fließen und Freude am Animalischen. Meine weibliche Seele befreite sich, aufatmend. In langsam immer größer werdenden Wellen breitete sich diese Kraft aus und reinigte den inneren Raum.
Ihr Zorn stieg wie eine Fontäne auf und verschlang Zweifel, Gedanken, Ängste und Ruhelosigkeit, als würde sie sie schlucken. Zurück blieb nichts als klare Aufmerksamkeit und eine zarte Berührung im Herzen - ja, die Liebe.
Belebt ging ich aus dieser Erfahrung hinaus, gleichgültig war mir mein Wirken auf andere. Alles geschah einfach in Natürlichkeit.
Ja, es ist wie ein Fallen in ein Loch ohne Boden, doch es ist gefüllt mit Liebe, Kreativität, einer unbeschreiblichen Kraft und Präsenz, die einen ganz aufnimmt.
Dann wird es innerlich ruhig und gleichzeitig ist da eine gewaltige Fülle.
Der Mann und die weibliche Kraft in ihm
Eines möchte ich am Ende noch hinzufügen und auch auf die Männer zu sprechen kommen.
Es sind ja nicht nur die Frauen, die weibliche Kraft in sich tragen, in allen Männern wohnt sie gleichermaßen. Und ich glaube, dass es besonders Männer viel Mut kostet, sie in sich zu erforschen, sie zu erlauben, weil sie oftmals als unnötig und als Schwäche empfunden wird.
Es ist immer der Fall, dass nur die wirkliche Erfahrung der weiblichen Kraft etwas anderes lehren kann, vielleicht sogar den unbewussten, inneren Hunger nach ihr stillt und somit nicht mehr nur in anderen Frauen gesucht werden muss. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass die Erfahrung immer etwas vollkommen anderes zeigt, als die eigene Vorstellung.
Leserin von advaitaMedia, Claudia Albrecht (22.11.2018)
Diese Bücher haben den weiblichen Aspekt der Seele auf dem inneren Weg als zentrales Thema.
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