Die Spiritualität der Vereinigung:
Richtig guter Sex geht auch ohne Viagra und Co.
Guter, erfüllender Sex ist nicht nur das Salz in einer Beziehung, sondern auch eine Art Seelennahrung. Uns zu vereinigen, zu lieben, zu umschlingen ist auf mehreren Ebenen ein unglaublich starker, geradezu heiliger Vorgang, der mit dem Petite Mort, dem kleinen Tod des Orgasmus noch lange nicht endet. Doch natürlich ist auch der beste Sex immer noch optimierbar. Und wie bei so vielem, geht es auch hier auf natürliche Art und Weise.
Für Frauen
1. Die Pillen-Krux
Über die in Deutschland und der gesamten westlichen Welt am weitesten verbreitete Verhütungsmethode wurden ganze Bücherwände geschrieben. Letztendlich gibt es darüber jedoch nur eines zu sagen: Die Pille ist durch ihren Holzhammer-Eingriff in den weiblichen Hormonhaushalt die reinste Tresortür, die einer Frau den Weg zu einem erfüllenden Sexualleben versperrt.
Dadurch, dass die Pille dem Körper eine Schwangerschaft vorgaukelt, werden wichtige Botenstoffe blockiert. Die Folge: Unlust, vaginale Trockenheit, schlechter Sex. Gerade im heutigen Zeitalter der Verhütungs-Apps sowie nicht-hormoneller Mittel gibt es deshalb auf sexueller Basis eigentlich kein Argument pro Pille mehr. Im Gegenteil, praktisch jede Frau, die sie absetzte, berichtete hinterher von der 180-Grad-Wendung ihres Verlangens hin zu einem, wie es Mutter Natur vorgesehen hat: wild, ursprünglich und von keiner Hormonkeule gebremst.
Selbstzweifel können die weibliche Lust restlos aufzehren. Dabei gilt: Im Bett gibt es keine Schönheitsideale, nur Erregung.
2. Die Aussehens-Handbremse
„Oh je, hoffentlich sieht er meine Rasierpickelchen nicht“, „Mein Hängebusen muss sie so sehr abtörnen“. Kommen Ihnen diese und ähnliche Selbstzweifel bekannt vor? Wie reagieren sie dann? Wahrscheinlich so, wie es die meisten Frauen tun, mit Scham. Und Scham, dieser anerzogene Reflex, der gerade beim Sex absolut gar nichts verloren hat, hindert alltäglich Millionen von Frauen daran, sich so fallen zu lassen, wie es für einen Seelen-Orgasmus einfach nötig ist. Und tausende Ratgeber versuchen zu ergründen, was Männer an Frauen abschreckt.
Dabei ist die Sache wirklich ganz einfach: Ein Mensch, der sich dazu entschlossen hat, sich mit einem anderen Menschen zu vereinigen, kennt in diesen Augenblicken keine ach-so bedeutungsvollen Schönheitsideale. Ein Mann, der gerade dabei ist, die intimen Regionen einer Frau mit der Zunge zu erforschen, dem ist es herzlich egal, ob ihre Schamlippen groß oder klein sind. Eine Frau, die in höchster Erregung eine andere Frau auszieht, liebt deren Brüste, egal wie sie geformt sind.
Wenn die Lust in unserem Kopf das Steuer übernimmt, werden automatisch alle Nebensächlichkeiten ausgeblendet. Und aus diesem Grund können Frauen sich auch entspannt zurück lehnen und sich fallen lassen. Was der oder die Partner vor sich sehen, ist in diesem Moment der perfekteste Körper der Welt.
Für Männer
1. Die Penis-Problematik
Was sich bei den Frauen „nur“ auf das Aussehen beschränkt, verdreht vielen Männern auch bei der Angst um die Funktion den Kopf. Ist er lang genug? Reicht der Durchmesser aus? Was wir heute an unzähligen Selbstzweifeln erleben, ist letztendlich ein direktes Produkt der Porno-Welle. Praktisch jeder Mann kennt die dort dargestellten „Hengste“ und im Vergleich damit wirkt jeder „Normalpenis“ klein.
Da nutzt es auch nichts, dass Frauen mit solchen XXL-Penissen ihre liebe Not im Bett haben, im Zweifelsfall wird sich unters Messer begeben – selten mit Erfolg. Dabei geht eine Penisvergrößerung auch auf natürlichem Wege. Beispielhaft ist das Jelqing, einee Technik, bei der händisch das Gute Stück verlängert wird und das sich mit einer ausführlichen Anleitung quasi nebenher erledigen lässt. Keine OP, keine Eingriffe, sondern ein ganz natürlicher Effekt.
Und dann gilt: Nicht nur der Penis macht einen guten und erfüllenden Sex aus, sondern das Gesamtpaket aus Vorspiel bis hin zum sich-fallen-Lassen.
Weder Penisgröße noch Ausdauer sind entscheidend, sondern nur,
wie gut es beiden gelingt, sich gegenseitig zu befriedigen.
2. Die Marathon-Angst
Männer reden über Sex – allerdings nur, wenn sie jung sind. Dabei wird dann oft übertrieben. Diese Übertreibungen, setzen sich im Kopf eines Mannes fest, selbst wenn er weiß, dass da eigentlich nichts dran ist. Und weil er ab einem gewissen Alter kaum noch mit anderen Männern über Sex spricht, gibt es auch kaum eine Möglichkeit, diese Übertreibungen zu korrigieren. Die Folge: Männer haben Angst davor, zu schnell zu kommen.
Zunächst muss hier mit einem weitverbreiteten Unglauben aufgeräumt werden. Es gibt keinen „zu kurzen“ Sex. Im weltweiten Vergleich bewies ein Forscherteam, dass alles zwischen 33 Sekunden und 44 Minuten vollkommen normal ist. Und jeder Mann, der schon mal einen sehr leidenschaftlichen „Quickie“ erlebte, der weiß: Auch nur eine Minute reicht, um sich gegenseitig höchste Lust zu verschaffen.
Schon schnelles Kommen lange bevor sie einen Orgasmus erlebte, ist nicht schlimm, wenn man(n) einfach auf andere Weise weitermacht. Und letztendlich ist es eigentlich auch für jede Frau ein Kompliment, das ihr zeigt, wie immens sie alleine durch ihre Präsenz den Mann erregt. Doch wenn es länger dauern soll, ist auch hier keine chemische Keule erforderlich: Kurzes leichtes Ziehen am Hodensack, zusammenpressen der Peniswurzel mit den Fingerspitzen oder ein kurzer gedanklicher Ausflug auf die Arbeit reichen völlig aus, um die männliche Erregungskurve ein klein wenig nach unten zu beugen und ihn länger durchhalten zu lassen.
Für beide
Die falsche Definition
Doch um an das Thema „Dauer“ anzuknüpfen, müssen Männer und Frauen verstehen, dass Sex nicht nur aus dem eigentlichen Akt besteht, sondern ein Gesamtpaket des Genusses ist. Sex beginnt mit dem Ausziehen und endet mit dem Anziehen. Alles was dazwischenkommt, ob vor oder nach dem Orgasmus, gehört zu dieser schönsten Nebensache der Welt dazu.
In diesem Sinne sollten wir einfach von dem Gedanken wegkommen, das Sex nur das „Rein-raus“ ist. Sex findet auf allen Ebenen statt und mit allen Körperteilen. Penis und Vagina stehen dabei zwar im Mittelpunkt, sind aber nicht das einzige, was Lust verschafft. Ja, viele Paare verschaffen sich sogar höchste Genüsse, ohne dass er auch nur für eine Sekunde in sie eindringt. Es kommt nur darauf an, dass das, was geschieht, beiden gefällt und Lust bereitet. Alles andere – Schönheitsdiktate, Moral und Scham – hat bei diesem buchstäblichen Akt der Liebe nichts verloren und sollte zusammen mit den Kleidern in der Zimmerecke landen.
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