Asthma harmonisieren durch Yoga?
Es mehren sich die Hinweise, dass Yoga einen äußerst positiven Einfluss auf verschieden Erkrankungen hat. Darunter auch bei Atemwegserkrankungen wie Asthma.
Yoga ist mehr als nur eine reine Bewegungslehre. Es handelt sich dabei viel mehr um eine der ältesten Lebensphilosophien, geschaffen, um Menschen von ihren Leiden zu befreien. Dabei wurden nachweislich bereits vor mehr als 3000 Jahren die ersten Yogaformen praktiziert. Den Überlieferungen nach wurde sogar schon Buddha in Yoga geschult, der die weitere Entwicklung der Yogalehre mitbestimmte.
Mentale Einstellung
Der Ursprung der Lehre befasste sich mit der mentalen Wirkung auf das menschliche Bewusstsein. Im Rahmen von Meditationen wirkt Yoga auf die Wahrnehmung und einer Beruhigung der geistigen Tätigkeiten. Die Fokussierung nach Innen schafft eine Loslösung von äußeren Stressoren und sorgt für ein „zur Ruhe kommen“. Daher gilt Yoga seit je her als Bestandteil verschiedener Meditationsformen.
Das klassische Mantra „Om“, welches bei Meditationen Anwendung findet, hat seinen Ursprung ebenfalls im Yoga. Durch das wiederholte Aussprechen der Silbe entsteht eine Vibration im Körper. Dieser „Klang“ gilt als eine Art heiliger Urklang, der eine geheimnis- und machtvolle Energie besitzen soll. Auch optisch findet dieses Zeichen Einsatz in der Yoga-Symbolik. Als mystisch, verschlungenes Zeichen ist es auf Kleidung, Stoffen oder Einrichtungsgegenständen zu finden.
Durch Symbole und Mantren wird eine passende Atmosphäre geschaffen, in der der gewünschte Zustand der Mediation leichter eintritt. Doch die Beruhigung der geistigen Aktivität und die Fokussierung auf das eigene Selbst zeigten Effekte, die über ein geistiges oder seelisches Wohlbefinden hinausgehen.
Von der inneren Ruhe zur besseren Gesundheit
Beobachtungen zeigten, dass Menschen, die Yoga praktizierten eine überdurchschnittliche Gesundheit aufwiesen. Die führte zu einer Weiterentwicklung des Yoga. Es wurde mit verschiedenen Übungen und Körperübungen experimentiert, um bestimmte Leiden zu lindern.
Bhujangasana (die Kobrastellung) gehört zu Hatha-Yoga und soll bei Asthma harmonisieren.
So kristallisierte sich im 15. Jahrhundert das Hatha Yoga heraus, das sich von anderen mehr spirituellen Yoga-Formen abgrenzt. Bei Hatha-Yoga wird unter Einsatz von körperlichen Übungen, Atemübungen und Meditation ein Gleichgewicht zwischen Körper und Geist angestrebt wird. Je nach körperlichem Leiden stehen unterschiedliche Übungen im Vordergrund.
Bei regelmäßiger Durchführung der Übungen kommt es zu einer verbesserten Beweglichkeit und einer höheren Fitness. Insgesamt zeigt sich zudem bei vielen Personen eine Verbesserung bei Nacken- und Rückenschmerzen, eine verbesserten Schlaf und eine verbesserte Immunabwehr.
Bei Bluthochdruck-Patienten sank der Blutdruck und ebenso konnte gezeigt werden, dass sich Cholesterinwerte unter Yoga verbesserten. Beschwerden am Bewegungsapparat konnten ebenso oft gemildert oder beseitigt werden. Doch auch Erkrankungen wie Asthma Bronchiale und andere Erkrankungen des Atemsystems werden durch Yoga positiv beeinflusst.
Forschungen zu Yoga und Asthma
Bereits 1989 wurde sich in der Bihar School of Yoga mit der Wirkung von Yoga auf Erkrankungen des Atemsystems beschäftigt. Die Forschungen dazu gingen über mehrere Jahre und waren speziell auf Bronchial-Asthma ausgerichtet. Unter anderem wurden dazu Fragebögen an Yogalehrer verschickt, die Yoga-Therapien durchführten. Das Ergebnis: Von insgesamt 228 an Asthma oder Bronchitis erkrankten Personen zeigte sich bei 88 Personen eine Besserung.
Aktuelle Studien aus 2016 haben sich ebenfalls diesem Thema angenommen. Dazu wurden verschiedene Versuchsgruppen mit insgesamt 1048 Teilnehmern untersucht. Das Ergebnis zeigte bei den Probanden, die eine Yoga-Therapie gemacht haben eine Verbesserung der Lebensqualität, eine Verbesserung der Symptome und einen verringerten Bedarf an Medikamenten. Doch um wirklich profunde Aussagen treffen zu können, muss die Studie mit einer noch größeren Teilnehmerzahl bestätigt werden.
Viele Menschen haben verlernt natürlich zu atmen
Ein Blick auf die Ausführung des Yoga macht es verständlich, warum die Übungen den betroffenen Menschen helfen. Viele Menschen haben verlernt natürlich zu atmen. Chronischer Stress, schlechte Verdauung und zu wenig Bewegung sind einige der Gründe, warum die Atmung oft nur noch flach verläuft und die Belüftung der Bronchien suboptimal ist.
Liegt eine Erkrankung des Atemsystems vor, ist es umso wichtiger über die richtige Atemtechnik zu verfügen. Ein Großteil der Yoga-Therapie für Asthmatiker betrifft daher spezielle Atemübungen. Zuerst muss erlernt werden, wie das richtige, natürliche Atmen funktioniert. Dies sollte definitiv unter Anleitung eines erfahrenen Yoga-Lehrers erfolgen, da falsches Atmen fast immer schädlich ist.
Natürliche Atmung
Die natürliche Atemform ist die Bauchatmung. Bei Babys kann die natürliche Atmung noch oft beobachtet werden. Beim Einatmen wölbt sich der kleine Bauch nach außen und beim Einatmen wird er wieder flach.
Im Laufe der Zeit entwickelt sich die Bauchatmung bei vielen Menschen zur Brustatmung. Doch wie kommt es dazu? Die Brustatmung benötigt mehr Energie als die Bauchatmung und kommt hauptsächlich bei stärkerer psychischer oder physischer Belastung vor. Damit ist die Brustatmung ein Anzeichen für die Stressbelastung. In einer stressigen und hektischen Welt verwundert es nicht, dass diese Atemform mittlerweile alltäglich ist.
Im Gegensatz zur Brustatmung erfolgt bei der natürlichen Bauchatmung die Einatmung durch eine Kontraktion des Zwerchfells. Dabei wird der Unterdruck im Pleuraspalt erhöht und es kommt zur Ausdehnung der Lunge. Durch diese Ausdehnung strömt Luft in die Lunge.
Die Ausatmung erfolgt durch die Entspannung des Zwerchfells. Die Lunge beziehungsweise die Lungenbläschen ziehen sich dabei wieder zusammen und lassen die Luft ausströmen. Dadurch, dass die Atmung hauptsächlich über das Zwerchfell gesteuert wird, ist eine geringere Muskelarbeit, als bei der Brustatmung nötig.
Zeitgleich baut diese Atemform Stress ab, löst Verspannungen im Bauch und lockert den Schultergürtel. Zusätzlich kommt es durch die Bewegung des Zwerchfells zu einer Massage der Bauchorgane und damit auch zu einer verbesserten Verdauung.
Bauchatmung: Eine Anleitung
Bei Atemübungen im Yoga geht es im ersten Schritt immer darum, das natürliche Atmen wieder zu erlernen. Erst dann wird sich weiteren Atemübungen zugewandt.
Am einfachsten lässt sich die Bauchatmung im Liegen trainieren. Hierbei wird sich die Schwerkraft zu Nutze gemacht. Bei jedem Einatmen hebt sich die Bauchdecke und senkt sich wieder beim Ausatmen. Mit Hilfe einer Wärmflasche oder einem Buch lässt es sich leichter auf die Atmung konzentrieren. Wem es hilft, der kann Anfangs auch die Bauchmuskulatur einsetzen, um das Heben und Senken des Gegenstands beziehungsweise der Bauchdecke zu unterstützen. Doch für die korrekte Bauchatmung ist der Einsatz der Bauchmuskulatur nicht nötig.
Eine andere Übung, um die Bauchatmung bewusst zu trainieren ist es, die eigenen Hände zur Hilfe zunehmen. Rechtshänder legen die rechte Hand auf den Bauch, unterhalb des Nabels, und die linke Hand auf die Brust. Wird die Bauchatmung richtig durchgeführt, hebt sich nur die rechte Hand und die linke ruht ruhig auf der Brust. Bei der richtigen Atmung hebt sich jedoch nicht nur der Bauch, sondern es weiten sich beim Einatmen auch der untere Rückenteil und die unteren Rippen (Flanken).
Im Sitzen und Stehen wird diese Atmung auch als Lendenatmung bezeichnet, da hier die Wahrnehmung einfacher auf den Lendenbereich zu legen ist. Die Schultern werden beim Einatmen nicht bewegt. Stattdessen wird beobachtet, wie die Luft von selber in die Lunge strömt und sich die Lendengegend sanft bewegt.
Übungen bei Asthma
Besonders profitieren Asthmatiker vom Erlernen der richtigen Atmung. Das Lungenvolumen wird vergrößert und die Kapazität der Lunge kann besser genutzt werden. Zusätzlich gibt es verschiedene körperliche Übungen, die diese Effekte noch zusätzlich unterstützen. Verwendet werden Elemente aus dem Hatha und dem Kundalini-Yoga.
Zwei Übungen, die bei Asthma hilfreich sind werden hier vorgestellt:
Nadi Shodan Pranayama – Wechselatmung
1. Es wird eine bequeme Sitzposition eingenommen. Der Rücken bleibt gerade, die Schultern
entspannt.
2. Die linke Hand ruht mit der Handfläche nach oben auf dem linken Knie. Daumen und Zeigefinger
berühren sich an den Spitzen.
3. Die Spitze von Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand werden zwischen den Augenbrauen platziert.
Ring- und kleiner Finger werden ans linke, der Daumen ans rechte Nasenloch angelegt.
4. Nun wird mit dem Daumen das rechte Nasenloch geschlossen und sanft durch das linke Nasenloch
ausgeatmet.
5. Im Anschluss durch das linke Nasenloch einatmen und dann mit Ring- und dem kleinen Finger
schließen. Das rechte Nasenloch öffnen und Ausatmen.
6. Dann rechts einatmen. Das Nasenloch wieder mit Daumen leicht zudrücken und das linke
Nasenloch zum Ausatmen öffnen.
7. Diese abwechselnde Atmung durch beide Nasenlöcher wird neunmal wiederholt.
Diese Übung beruhigt das Nervensystem, reinigt das Blut und pumpt die Lungen voll Luft. Sie hilft gegen Angst- und Depressionszustände und Nervosität. Sie zeigt auch eine harmonisierende Wirkung bei vielen Atem- und Kreislaufproblemen.
Ardha Matsyendrasana (Drehsitz / Twist)
1. Diese Übung wird sitzend, am Boden durchgeführt. Die Beine sind zunächst ausgestreckt.
2. Dann werden die Beine gespreizt und der rechte Fuß an die Innenseite des Linken Oberschenkels
gelegt. Dabei bleibt das rechte Knie fest auf dem Boden.
3. Das linke Knie wird gebeugt und der linke Fuß über das rechte Knie geführt. Das linke Knie zeigt
nun nach oben.
4. Die Sohle des linken Fußes wird nun auf den Boden aufgesetzt.
5. Das eigene Körpergewicht wird nun auf das Becken verlagert. Zum Abstützen werden beide Hände
verwendet.
6. Während die linke Hand aufgestützt bleibt, wird der rechte Arm zwischen Brust und Knie gelegt.
7. Der Oberkörper dreht so, dass die rechte Schulter am linken Knie ruht.
8. Die rechte Hand wird zur Faust geballt und und über das rechte, am Boden liegende, Knie geführt.
9. Die Zehen des linken Fußes sollen umgriffen werde.
10. Indem sich mit der rechten Hand am linken Bein abgestützt wird, wird der Körper so weit wie
möglich nach links gedreht.
11. Nun den linken Arm hinter den Rücken führen und die Handaußenfläche an die Außenfläche des
Rückens legen. Den Kopf ebenfalls so weit wie möglich nach links drehen.
12. Diese Position 30 Sekunden halten und dann langsam lösen. Die Übung nach der anderen Seite
wiederholen.
Diese Übung massiert die Bauchorgane, lockert die Wirbelsäule und öffnet die Brust. Somit wird auch die Versorgung der Lunge mit frischem Sauerstoff gewährleistet.
Weitere Übungen, die eine heilungsfördernde Wirkung bei Asthma haben sollen sind
• Kapalabhati (Reinigungsatmung)
• Pavanmuktsana (Bauchpresse)
• Setu Bandhasana (Brücke)
• Bhujangasana (Kobrastellung)
• Badhakonasana (Schmetterling)
Die Übungen sollten begleitend zur sonstigen Therapie durchgeführt werden. Unter fachgerechter Anleitung und bei regelmäßiger Durchführung bestehen gute Chancen, dass sich die Asthma-Symptome bessern. Gleichzeitig sollten jedoch auch die potentiell auslösenden Faktoren für einen Asthma-Anfall wie Zigarettenrauch, Abgase, Feinstaub oder Allergene gemieden werden.
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