Wie verbissen wünschen oder wie verbissen wollen Sie etwas?
von Carmen Piltz -
Haben Sie sich verbissen?
Die meisten Menschen haben, wenn man sie danach fragt, ein bestimmtes Ziel, Thema oder einen bestimmten Wunsch, eine besonders starke Sehnsucht oder etwas, was sie unbedingt gerne haben möchten.
Dies können ganz unterschiedliche Dinge und Themen sein, beispielsweise ein Lebenspartner, mehr Geld, ein neues Auto, eine schlankere Figur, mehr Freunde, ein Lottogewinn, usw.
Wenn wir uns etwas ganz besonders stark wünschen, ist es natürlich verständlich, dass wir mit aller Kraft darauf hin arbeiten und uns darauf fokussieren, vielleicht sogar regelrecht darauf „einschießen“.
Im Prinzip ist das auch keine schlechte Idee, denn Aufmerksamkeit auf das, was man will, zu lenken, ist zunächst einmal der richtige Weg.
Häufig passiert es dabei jedoch ganz unbemerkt, dass man alles andere im Leben zunehmend aus den Augen verliert und sich über die -vielleicht übersteigerte- Hingabe und Konzentration auf „das Eine“ unter Umständen sogar selbst verliert, weil man andere Bereiche und Themen seines Lebens vernachlässigt oder nicht mehr pflegt.
Dieser Effekt kann umso stärker eintreten, je länger die „Erfüllung“ auf sich warten lässt und sich -trotz unserer Bemühungen- nicht einstellt.
Wenn ich beispielsweise dringend auf der Suche nach einem Lebenspartner bin und dies auch schon über längere Zeit mit Nachdruck betreibe, indem ich z.B. Annoncen aufgebe, im Internet auf Portalen suche, am Wochenende regelmäßig auf Parties gehe, Speed-Dating ausprobiere, verliere ich eventuell den Blick für meine Freunde.
Oder ich habe vor lauter Dating-Stress keine Zeit mehr für meine Hobbies.
Oder ich setze mich gar nicht mehr mit meiner persönlichen Entwicklung auseinander.
Oder ich kümmere mich nicht mehr um berufliche Weiterentwicklung durch beispielsweise Seminare oder Fortbildungen.
An der einen oder anderen Stelle ist bestimmt jedem schon ein solches „Verbeissen“ passiert, vielleicht hat man es selbst bemerkt, vielleicht auch nicht. „Sich verbeissen“ bedeutet in jedem Fall, dass man sich in einer Sackgasse befindet und auch kaum noch Flexibilität oder Weitblick möglich ist, weil man zu fixiert und gedanklich und/oder emotional zu eingeengt ist.
In solchen Situationen tut es gut, sich dahingehend zu überprüfen, ob man schon verbissen ist, wie man die Situation wieder auflockern und neu dynamisieren könnte oder vielleicht auch einfach mal eine Weile ganz loslassen kann, um neuen Fügungen und „frischem Wind“ Raum und Zeit zu geben.
Die folgenden Fragen und Anregungen möchten Sie hierbei unterstützen, inspirieren und zur Reflektion anregen. Vielleicht erfahren Sie dadurch auch neue Impulse, wie Sie mit Ihrem Thema anders oder neu umgehen könnten:
-Wie oft am Tag/in der Woche beschäftige ich mich mit dem Thema? Kann ich das Thema auch mal einen ganzen Tag/eine ganze Woche lang ruhen lassen?
-Welche Gefühle habe ich im Zusammenhang mit meinem Thema? Sind es (bereits) vorwiegend negative?
-Wenn ich mich mit Freunden/Familie unterhalte, kommt das Thema dann immer oder fast immer zur Sprache? Wie wird das reflektiert?
-Was macht es mit mir, wenn ich mir vorstelle, das Thema (zumindest für eine Weile) ganz loszulassen, gedanklich und auch was Aktivitäten betrifft?
-Frustriert mich das Thema mehr als dass es mich inspiriert?
-Habe ich mich genügend und in Verantwortung für die Erfüllung eingesetzt, sodass ich genug „gesät“ habe?
-Kann ich mir etwas Anderes vorstellen, was mich genauso oder vergleichbar glücklich machen und erfüllen würde, wie mein Thema?
-Setzt mich mein Thema unter Druck? Habe ich Stress mit meinem Thema? Trägt das positiv zur Erfüllung oder meinem allgemeinen Wohlbefinden bei?
-Wie könnte ich mein Thema nochmal ganz neu, ganz anders, ganz unkonventionell angehen?
-Gibt es vertraute Menschen, bei denen ich mich erkundigen könnte, wie sie mit dem Thema umgehen würden oder welche Lösungsvorschläge und Ideen sie dazu haben?
-Ist das Thema im Moment wirklich „dran“? Ist es überhaupt noch aktuell für mich oder haben sich meine Prioritäten vielleicht sogar geändert?
-Könnte ich mit mir selbst vereinbaren, das Thema 2 Monate/ein halbes Jahr/ein Jahr völlig ruhen zu lassen und zu schauen, was passiert?
-Welche Bereiche und Themen meines Lebens habe ich über dieses eine Thema vergessen, vernachlässigt, aus den Augen verloren? Und was kann ich tun, um diesen wieder Energie und positive Aufmerksamkeit zu geben?
Ich wünsche Ihnen gute Inspiration und innere Bewegung mit diesen Fragen und dass Sie mit Gelassenheit, Akzeptanz und Sanftmut Ihre Ziele erreichen.
Herzlichst
Carmen Piltz