BRIEFE AN DIE LIEBE - Angst.
von Ulrike Dietmann -
Warum habe ich so viel Angst, dass du nicht mit mir kommst?
Ich habe dich eingeladen, mir zu folgen, in meine Welt. Auf einmal bist du mir so nah. Auf einmal laufe ich davon vor mir selbst. Auf einmal glaube ich nicht mehr, dass du mich lieben könntest, mich!
Ich will mich verwandeln in jemanden, der dich glücklich macht.
Ich will dein Traum sein, dir alle Wünsche erfüllen, aber wovon träumst du?
Ich spinne mir Tag und Nacht Geschichten zurecht auf der Suche nach einer Antwort. An der Frage zerbreche ich. Mit meinem Davonlaufen verliere ich dich.
Jetzt stehe ich da in meiner Einsamkeit. Du bist noch da, aber wenn du mich ansiehst und mit mir sprichst, fühle ich, wie du dich immer weiter entfernst.
Ich habe Angst. Ich kann dich nicht aufhalten. Ich bin gelähmt und zu scheu, um nach dir zu rufen. Kein Wort kommt aus meinem Mund.
Verstehst du mich nicht? Ich wollte doch nur …
Es tut so weh …
Wenn ich es laut aussprechen würde, das würde es alles nur noch schlimmer machen.
Du gehst zurück in dein Leben. Du hast dich entschieden. Du folgst mir nicht in meine Welt.
Ich weine.
Ich frage die Liebe, was ich falsch gemacht habe. Ich bitte die Liebe inständig, mein stummes Herz zu hören, wenn niemand es versteht.
Ein Pferd mit struppiger Mähne taucht neben mir auf. Ich schaue in sein Auge. Ich weiß, es ist die Liebe selbst, die erschienen ist in Gestalt eines Pferdes.
Was für eine Wildheit, was für eine Kraft!
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Alles fängt an zu pulsieren.
Ich wache auf und setze einen Schritt vor den anderen mit der wilden stolzen Liebe an meiner Seite.
Du bleibst stehen, drehst dich um und siehst mich an.
Du lächelst.
Du siehst sie auch, die Liebe.
Wir sind beide stumm jetzt. Still.
Viele Pferde grasen jetzt um uns herum. Niemand folgt niemandem. Wir, die Pferde und die Liebe sind einfach nur da.
Herzlichst
Eure Ulrike Dietmann