Wie kann ich dieses Prinzip ganz konkret anwenden?
von Michael Ensle -
Wir haben uns in der letzten Woche damit beschäftigt, einzelne Situationen aus unserem Leben nach dem Prinzip: Love it, change it or leave it! näher zu beleuchten.
Was hast Du dabei für Dich entdeckt?
Bei welchen Bereichen besteht Änderungsbedarf oder wollen/sollen losgelassen werden?
Wie ich Dir im Blog von letzter Woche erzählt habe, hat mir dieser Satz sehr geholfen, mein Leben auf einfache und klare Weise zu durchleuchten, um herauszufinden, was mir nicht gefällt, um diese Situationen entsprechend zu verändern. Heute will ich Dir dazu ein paar Beispiele geben, damit Du den einen oder anderen Impuls für Dein eigenes Leben bekommst.
Als ich direkt nach meinem Studienabschluss zu arbeiten begonnen hatte, war ich gleich in den ersten Arbeitswochen sehr frustriert, als ich realisiert hatte, dass ich nun die nächsten 40 Jahre täglich von 8 bis 17 Uhr arbeiten musste. Diese Erkenntnis war ein richtiger Schock und veranlasste mich schon damals (ohne diesen Satz noch in dieser Form zu kennen) dazu, dass ich überlegte, was ich tun könnte. Ich arbeitete als Berufsanwärter in einer Wirtschaftstreuhandkanzlei und wurde – wie alle dort – nach Zeit bezahlt. Da ich die Idee hatte, mit weniger Aufwand mehr zu verdienen, ging ich zu meinem Chef und schlug ihm vor, dass ich künftig nach Leistung bezahlt bekomme, und ich dafür meine Zeit freier einteilen konnte. Das Überraschende daran war, dass er das schon länger umsetzen wollte, sich aber nicht getraut hatte, weil er den Widerstand von vielen Mitarbeitern „fürchtete“. So kam ich ihm gelegen und wir hatten beide etwas davon. Im Ergebnis habe ich um rund ein Drittel mehr verdient und in etwa 15% weniger Zeit eingesetzt.
Einige Jahre später war ich Controllingleiter bei einem bekannten Produktions- und Handelsunternehmen, das plötzlich vom Hauptkonkurrenten übernommen wurde. So bekam ich eine neue Vorgesetzte, die Vorstellungen hatte, die mit meinen in weiten Teilen nicht kompatibel waren. Ich versuchte das zu ändern und als ich sah, dass das nichts bringt, habe ich einen Weg für eine einvernehmliche Trennung gefunden und das Unternehmen verlassen.
Wenn Du diesen Satz anwendest, wirst Du vielleicht auf die eine oder andere Situation treffen, wo Du erkennst, dass Du diese verlassen solltest, es aber nicht tust, weil Du nicht bereit bist, den Preis dafür zu bezahlen. Das ist zum einen Deine eigene Entscheidung und zum anderen natürlich davon abhängig, welcher Preis aus Deiner Sicht höher ist: nämlich in der jetzigen Situation zu bleiben oder den neuen Weg einzuschlagen. Wenn Du Dir das auf diese Weise überlegst, dann triffst Du eine vollkommen bewusste Entscheidung und verhinderst damit, dass Du zu einem späteren Zeitpunkt damit haderst, weil Du einfach in Deinem Trott dahin gelebt und Dir keine Gedanken gemacht hast.
Wenn Du das so angehst, dann besteht dieser Prozess immer aus
drei – vollkommen getrennten – Schritten:
1) Ich mache mir eine bestimmte Situation bewusst und finde heraus, ob mir diese gefällt oder nicht
2) Wenn sie mir nicht gefällt, dann überlege ich, was ich daran ändern kann
3) Wenn ich alles getan habe und/oder nichts (mehr) ändern kann, dann überlege ich mir, ob ich diese
verlassen will oder nicht.
Durch diesen Zugang löse ich mich zum einen aus einer Art von Ohnmacht und Hilflosigkeit, weil ich erkenne, dass ich immer eine Wahl habe und zum anderen bekomme ich Klarheit über meine aktuelle Situation, die mir ein bessere Entscheidungsbasis bietet.
Doch bei alldem muss mir eines bewusst sein:
Wenn ich immer das Gleiche tue, dann kann ich keine anderen Ergebnisse erwarten, denn das wäre Wahnsinn (Einstein).
Ich lade Dich in dieser Woche ein, Dir eine ganz konkrete Situation oder einen besonderen Bereich, wo Du Veränderungsbedarf siehst, nach diesen Punkten anzusehen und entsprechende Maßnahmen festzulegen.
Michael Ensle