Die Geschichte vom Bleistift
von Paulo Coelho und eine mögliche Deutung.
von Ralf Risch -
„Der Junge sah zu, wie die Großmutter einen Brief schrieb. Irgendwann fragte er: "Schreibst du eine Geschichte, die uns passiert ist? Ist es vielleicht sogar eine Geschichte über mich?" Die Großmutter hielt inne, und mit einem Lächeln sagte sie zu ihrem Enkel: "Es stimmt, ich schreibe über dich. Aber wichtiger als die Worte ist der Bleistift, den ich benutze. Es wäre schön, du würdest einmal so wie er, wenn du groß bist. "
Der Junge schaute den Bleistift verwirrt an und konnte nichts Besonderes an ihm entdecken. "Aber er ist doch genau wie alle anderen Bleistifte!" "Es kommt darauf an, wie du die Dinge betrachtest. Der Bleistift hat fünf Eigenschaften, und wenn du es schaffst, sie dir zu Eigen zu machen, wirst du zu einem Menschen, der in Frieden mit der Welt lebt."
• Die erste Eigenschaft: du kannst große Dinge tun, solltest aber nie vergessen, dass es eine Hand gibt, die deine Schritte lenkt. Diese Hand nennen wir Gott, und Er soll dich immer Seinem Willen entsprechend führen.
• Die zweite Eigenschaft: Manchmal muss ich das Schreiben unterbrechen und den Anspitzer benutzen. Dadurch leidet der Stift ein wenig, aber hinterher ist er wieder spitz. Also lerne, hin und wieder Schmerzen zu ertragen, denn sie werden dich zu einem besseren Menschen machen.
• Die dritte Eigenschaft: Damit wir Fehler ausmerzen können, ist der Bleistift mit einem Radiergummi ausgestattet. Du musst begreifen, dass Korrigieren nichts Schlechtes, sondern dringend erforderlich ist, damit wir auf dem rechten Weg bleiben.
• Die vierte Eigenschaft: Worauf es beim Bleistift ankommt, ist nicht das Holz oder seine äußere Form, sondern die Grafitmine, die in ihm drinsteckt. Also achte immer auf das, was in dir vorgeht.
• Schließlich die fünfte Eigenschaft des Bleistifts: Er hinterlässt immer eine Spur. Auch du musst wissen, dass alles, was du im Leben tust, Spuren hinterlässt, und daher versuchen, was du gerade tust, ganz bewusst zu machen.“
Was kann uns diese Geschichte lehren?
Meine Interpretation der Geschichte ist folgende: Jeder Mensch sollte den Mut haben, sein Leben aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Denn nur so kann man die unterschiedliche Facetten des Lebens wahrnehmen und das was wirklich wichtig ist, seinen Wesenskern, sein „wahres Selbst“, entdecken. Wer sein „wahres Selbst“ erkannt hat, der ist in der Lage temporär Dinge zu akzeptieren die nicht so positiv sind und was noch viel wichtiger ist, er ist in der Lage diese selbst zu korrigieren!
Schauen wir uns drei der fünf Statements der Großmutter etwas genauer an, so entdecken wir dort den ein oder anderen negativen Glaubenssatz. Glaubenssätze die sehr hinderlich für das sind, dass die Großmutter ihrem Enkel wünscht. Nämlich zu einem Menschen zu werden der in Frieden mit der Welt lebt.
Statement 1: Gott führt einen nach seinem Willen.
Dies bezweifle ich! Der Schöpfer lässt uns in jeder Situation die Wahl das zu tun was wir für richtig halten. Das heißt aber nicht, dass er uns alleine lässt. Im Gegenteil! Wenn wir Kontakt zur geistigen Führung aufnehmen und um Hilfe bitten, wird sie uns nie versagt bleiben.
Diese „ Du musst dem Willen Gottes entsprechen“ ist meines Erachtens eine geschickte Geisel der Religions-Gelehrten um Menschen zu unterdrücken und zu bevormunden. Denn sie geben ja vor, ohne jedoch nähere Kenntnis davon zu haben, was der Wille Gottes sein soll und halten so eins der stärksten Machtinstrument in ihren Händen.
Statement 2: Schmerzen machen Dich zu einem besseren Menschen!
Tue Buße, geißele und kasteie Dich! Du leidest zwar, aber es bessert Dich!
Hilfe, was für eine negative Energie!
Und das ist genau das was die großen Kirchen und Glaubensrichtungen wollen. Immer schön anspitzen damit man ja immer kleiner und kleiner wird. So ist es ja viel einfacher die Menschheit zu unterjochen und in die Bahnen zu lenken, die den meisten „Profit“ die größte Unterwürfigkeit versprechen.
Viel sinnvoller wäre es doch den Menschen ihre Größe und ihr Potenzial aufzuzeigen. Sie auf den Pfad der Erleuchtung und Selbsterkenntnis zu führen. Aber genau das fürchten die „Gottesdiener“ am meisten! Denn sie verlören die Macht und die Kontrolle, was um jeden Preis zu verhindern ist. Denn jeder der erkennt, dass er keinen Fürsprecher bei Gott dem Schöpfer braucht sondern jederzeit selbst Kontakt mit ihm aufnehmen kann, der stellt eine potenzielle Gefahr für das Machtgefüge der Religionen dar.
Die Religionen sagen: Als Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis aßen, erkannten sie das sie nackt waren. Nein, das war nicht die primäre Erkenntnis!
Adam und Eva erkannten ihr wahres, ihr schöpfergleiches Selbst!
Und daraufhin soll „Gott“ Sie aus dem Paradies geworfen haben??
Welcher gütige Gott würde das tun?
Welcher „Gott“ hätte Angst davor, dass seine Kinder erkennen, was sie wirklich sind?
Da gibt es nur einen! Den der von Religionen erfunden wurde um Menschen zu unterjochen!
Der wahre Schöpfer hilft uns den Pfad der Erleuchtung und Selbsterkenntnis mit all seinen Stolpersteinen zu bewältigen.
Statement 3: Wir müssen Fehler ausmerzen!
Wenn dies wirklich machbar wäre, gäbe es keinen Lerneffekt! Ja wir machen Fehler! Und dies ist gut. Denn nur so können wir uns weiterentwickeln. Wir können lernen was uns auf unserem Lebensweg weiterbringt und was nicht. Fehler auszuradieren wäre extrem kontraproduktiv und würde uns sorglos und unachtsam machen. Im schlimmsten Fall würden wir uns auf einem Rundkurs befinden und kämen kein Stück auf unserem Lebensweg voran.
Mit diesen drei Statements wird es kein Mensch schaffen in Frieden mit der Welt zu leben. Seine Gedanken werden ihn immer und zu jeder Zeit quälen, verunsichern und hinderliche Entscheidungen treffen lassen.
Sie wecken außerdem nur die Sehnsucht nach Veränderung. Denn niemand hält es lange aus, in schmerzhafter Unterdrückung seines Wahren Selbst zu leben und immer und immer wieder Gefahr zu laufen, denselben Fehler noch einmal zu tun. Aber genau das passiert wenn ich ständig in meinen Gedanken gefangen bin.
„Nur wer sich von seinen Gedanken frei macht und sein wahres Selbst erkennt, dem hilft sein wahres
Selbst Resultate zu erzielen, die kein Verstand je für möglich gehalten hätte!“ RR 2012
Herzlichst,
Ihr Ralf Risch