Realitätsgestaltung:
Neue Hinweise auf die Realitätsgestaltung des Bewusstseins - Teil 3 -
von Bodo Deletz -
Es gibt unzählige von Ärzten dokumentierte Fallbeispiele zum Placebo-Effekt, die über die genannten Phänomene sogar noch weit hinausgehen. Eines der erstaunlichsten wurde 1957 von Dr. Bruno Klopfer im Journal of projective techniques veröffentlicht.
Klopfer berichtete von einem Patienten (Mr. Wright) mit sehr weit fortgeschrittenem Lymphknotenkrebs. In seinem gesamten Körper hatten sich große Tumore entwickelt.
Zu diesem Zeitpunkt wurde gerade eine Studie mit dem Wirkstoff Krebiozen durchgeführt, der von den Medien als Wunderwaffe gegen den Krebs angepriesen wurde. Mr. Wright las davon und drängte darauf, unbedingt in diese Studie mit aufgenommen zu werden. Obwohl das Stadium seiner Erkrankung für diese Studie viel zu weit fortgeschritten war, machten die Ärzte aus Mitgefühl eine Ausnahme - ohne jedoch tatsächlich ein Resultat zu erwarten.
Was dann geschah, erschien den Ärzten wie ein Wunder. Mr. Wright nahm zu, sah besser aus, fühlte sich besser und seine Tumore schrumpften in kürzester Zeit so stark, dass sie kaum noch ertastet werden konnten.
Sein Zustand verbesserte sich fortwährend, bis die Zeitungen nach ein paar Monaten davon berichteten, dass Krebiozen die in diesen Wirkstoff gesetzten Erwartungen leider doch nicht erfüllt hätte. Nachdem Wright diese Berichte gelesen hatte, verlor er sofort wieder an Gewicht und seine Tumore wuchsen wieder.
Im Bewusstsein, dass es sich bei der Genesung von Mr. Wright um einen Placebo-Effekt gehandelt haben musste, erzählten die Ärzte ihm, die erste Lieferung Krebiozen, die das Krankenhaus erhalten hatte, sei tatsächlich nicht so wirksam gewesen. Das Labor habe inzwischen jedoch den Fehler behoben, sodass das Mittel jetzt seine volle Wirkung entfalten würde.
Daraufhin erhielt Mr. Wright erneut Spritzen, jedoch nicht Krebiozen sondern lediglich sterilisiertes Wasser. Tatsächlich verbesserte sich sein Zustand erneut auf die gleiche dramatische Weise wie zuvor durch Krebiozen. Es ging ihm so lange besser, bis einige Monate später regionale Zeitungen davon berichteten, dass der American Medical Association zu Folge Krebiozen gegen Krebs völlig unwirksam sei. Als Mr. Wright davon erfuhr, wuchsen seine Tumore sofort wieder, und er starb nach wenigen Wochen.
Zu diesem Fallbeispiel gibt es einige übertriebene Darstellungen im Internet, die vermutlich im Laufe der Jahre immer mehr aufgepeppt wurden. Die vorliegende Darstellung stammt von Dr. Howard Brody; Arzt und Professor für medizinische Ethik an der Michigan State University. (Howard und Daralyn Brody; Der Placebo-Effekt 2002 (16-17).) Ein Universitätsprofessor würde seine berufliche Reputation aufs Spiel setzen, wenn er unwahre oder aufgepeppte Begebenheiten veröffentlicht, sodass ich seine Darstellung als vertrauenswürdig einstufe.
Unser Unterbewusstsein und unser Körper sind also offensichtlich zu den erstaunlichsten Dingen fähig, wenn wir eine Heilung aus welchem Grund auch immer erwarten. Und genau hier stoßen wir auf Widersprüche zur Evolutionstheorie, nach der alle geistigen und körperlichen Funktions-Prinzipien durch einen Überlebensvorteil entstanden sein sollen.
Für Mr. Wright hätte es einen deutlichen Überlebensvorteil dargestellt, wenn sein Körper sich unabhängig von seiner Erwartungshaltung geheilt hätte, denn offensichtlich wäre er dazu ja in der Lage gewesen. Sein Unterbewusstsein machte seine Heilung jedoch von seiner Erwartung abhängig, was für ihn eindeutig ein Überlebensnachteil war.
Im Teil 4 gehe ich näher auf das Thema "Nocebo-Effekt".
Liebste Grüße
Bodo Deletz (alias Ella Kensington)
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