Spiritualität & Bewusstsein: Gedanken zum Jahreswechsel – Der Kreislauf.
von Martinus -
Was wir vom Jahreskreislauf lernen können.
Das Weihnachtsfest gibt Anlass zu einem großen, wunderbaren Gedankengebiet, aber es gibt auch einen Grund, schöne Gedanken in Verbindung mit dem Jahreswechsel zu haben, der eine außerordentlich große, kosmische Bedeutung hat. Innerhalb des Jahreskreislaufes gibt es Frühling, Sommer, Herbst und Winter, und wenn wir alle Stadien durchlaufen haben, beginnt ein neues Jahr mit den gleichen vier Prinzipien oder Jahreszeiten, und so vergeht das eine Jahr nach dem anderen.
Hier kommen wir mit etwas im Leben in Berührung, was nach und nach dem Menschen helfen wird, die ganze Struktur des Daseins zu verstehen. Das ganze Dasein wird von einem großen Prinzip beherrscht, das sich in Kreisläufen gestaltet und sich von mikroskopischen Formen bis hinauf zu makrokosmischen Formen erstreckt.
Wenn wir diese Kreisläufe beobachten, werden wir den Sinn des Lebens, den Stand der gesamten Menschheit und die fundamentale Moral, zu der sich der Mensch einmal entwickeln wird, erleben können. Wir können eine Erklärung unseres Schicksals erleben, und wir können erleben, dass die Struktur des Weltalls die allerhöchste Form von Gerechtigkeit und Liebe auslöst.
Die Kontraste des Kreislaufs
Zur Jahreswende wünschen wir einander „Frohes Neujahr”, und dies ist nicht ohne Grund. Die Bedeutung ist viel größer als eben nur, dass wir ein neues Jahr erleben. Der entwickelte Mensch, der sich für den Sinn des Lebens und für das, was er im täglichen Dasein erlebt, zu interessieren beginnt, muss mit dem Jahreswechsel und dem Jahreskreislauf anfangen.
Nicht überall auf der Erde sind die vier Jahreszeiten so kontrastreich, aber hier auf unseren Breitengraden zeigen sich die Jahreszeiten in den größtmöglichen Kontrasten, und dadurch werden sie zu einer Sprache, aus der man große Schlüsse ziehen kann.
Hier ist jetzt Winter, doch wir wissen, dass es nach dem Winter wieder Frühling und Sommer wird, und nach dem Sommer wieder Herbst und Winter. Auch wenn der Mensch dies vielleicht nur als ein physisches Wissen ansieht, so ist es doch ein Wissen über kosmische Realitäten. Es gibt noch viele andere kosmische Realitäten als die vier Jahreszeiten, aber diese fangen an, so auf die Erlebnisfähigkeit der Menschen einzuwirken, dass sie dazu trainiert werden, sich auf Kontraste einzustellen und diese kennenzulernen.
Der Kreislauf des Jahres
Das Prinzip des Winters ist das Prinzip des Todes. Der Winter ist die Zeit der Dunkelheit mit den langen Nächten und den kurzen Tagen, mit Frost und Kälte, in der das Leben seinen Winterschlaf hält und sich in seiner geringsten Entfaltung befindet. Im Frühjahr erwacht das Leben wieder, und es entfaltet sich.
Es wird wieder heller und wärmer. Das Leben entwickelt sich weiter zum Sommer hin, wenn wir den meisten Sonnenschein, die längsten Tage und die wärmste Zeit des Jahres haben, wodurch das Leben hervorbricht und sich in seiner größten Entfaltung befindet. Nach dieser Kulmination kommt der Herbst, wenn das Leben wieder zurückgeht. Die Blätter welken, es wird kälter, und die Tage werden kürzer. Der Winter, die Kälte und die Dunkelheit bekommen die Oberhand, und das Leben hält wieder seinen Winterschlaf und befindet sich in seiner geringsten Entfaltung.
Hierbei muss man jedoch daran denken, dass an den Polen sozusagen permanenter Winter und am Äquator permanenter Sommer herrscht. Hier haben wir die geringste Form von intellektueller Entwicklung und intellektuellem Erleben des Daseins. Hier wird ein mehr gefühlsmäßiges Dasein gelebt. Die großen, wissenschaftlichen Entdeckungen und Erfindungen werden nicht in diesen Gegenden gemacht, sondern in dem aktiveren Teil der Welt, wo wir die starken Kontraste der Jahreszeiten haben.
Herzlichst
Martinus
Von einem Vortrag im Martinus Institut am Montag, den 5. Januar 1959. Tonbandabschrift bearbeitet von Ole Therkelsen. Der Artikel ist zum ersten Mal im dänischen Kosmos 1/1992 erschienen.
Übers. Helga Holmgren /1992
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