Als der kleine Golden Retriever Rüde Sunshine im Alter von neun Wochen zu uns kam, ahnte ich noch nicht, welch schwere Zeit uns bevorstand.
Mir war zwar aufgefallen, dass der Welpe von Anfang an etwas dünn und irgendwie kümmerlich wirkte, da er aber aus einer sehr guten, verantwortungsvollen Zucht stammte, machte ich mir hierüber keine weiteren Sorgen. Doch die sorgenfreie Zeit sollte nicht lange andauern!
Bald nach seiner Ankunft begannen die Durchfälle. Zunächst eher sporadisch, dann immer häufiger mussten wir nachts in den Garten rennen, um ein Malheur in der Wohnung zu vermeiden. Zunächst vermutete ich, dass die Futterumstellung von Trockenfutter auf Frischfleisch für seinen Organismus zu schnell gekommen war, doch ich hatte ihn langsam, sozusagen "nach Vorschrift" umgestellt.
Die Durchfälle ließen keinerlei Regelmäßigkeit erkennen, sie kamen und gingen, ohne dass ich ein Muster feststellen konnte.
Da nur Sunshine betroffen war und mein älterer Rüde nicht, konnte es sich kaum um eine Darminfektion handeln. Verkompliziert wurde die ganze Angelegenheit dadurch, dass mein junger Freund sich häufig nach den Mahlzeiten erbrach. Dies legte die Vermutung nahe, dass es sich um ein organisches Magen - Darmproblem handeln könnte, für dessen Aufklärung uns die Tierärztin zur Uniklinik schickte. Glücklicherweise fand man nichts!
Mittlerweile wusste ich nicht mehr ein noch aus. Die Durchfälle häuften sich, Sunshine wurde dünn und immer dünner. Meine Idee, es könnte sich vielleicht um eine Allergie handeln, erschien dem Tierarzt zu fremd und ich vertraute zunächst seiner klinischen Einschätzung.
Da ich zu den Menschen gehöre, die stets sehr wohlgenährte Hunde besitzen, war ich völlig schockiert, als eine Spaziergängerin zu ihrem Mann bemerkte, dass mein Hund aber sehr viel zu dünn sei.
In diese Zeit fiel mein jährlicher Englandbesuch, den ich fast abbrechen musste, weil die hundesittende Freundin die Durchfälle meines Hundes fast nicht mehr ertragen konnte.
Nun schlug der Tierarzt eine Futterumstellung auf nur eine Eiweißquelle und eine Kohlehydratquelle vor, um zu testen, welches Futter Sunshine evtl. nicht vertragen könne. Die Kohlehydratquelle hätte Reis sein sollen, da dieser meistens vertragen werde. Diese Diät sollte Sunshine acht Wochen lang durchhalten, doch ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine derartig reduzierte Kost gut für seinen wachsenden Organismus gewesen wäre.
Zu diesem Zeitpunkt war Sunshine wirklich krank und ich war mit den Nerven völlig fertig. Was so schön hätte sein können war zum Albtraum geworden!
Ein Gutes hatte mein nervlicher Notstand: Ich war nun nicht länger bereit auf die Durchführung eines Allergietests zu verzichten und bat den zögernden Tierarzt um dessen Durchführung.
Zehn Tage später kam die heiß ersehnte Nachricht vom Labor Laboklin. Man hatte dort festgestellt, dass Sunshine unter erheblichen Nahrungsmittelallergien litt - unter anderem gegen Reis!
Nun war das Rätsel also gelöst.
Weizen, Kartoffeln, jegliche Art von Getreide und Reis, sowie Rindfleisch, Milchprodukte von der Kuh mussten ab sofort vermieden werden. Geflügel und Wildfleisch sowie diverse Gemüsesorten sollten ab sofort auf den Speisezettel meines Rüden.
Dies bedeutete eine krasse, konsequente Umstellung des Futters, aber auch der Leckerchen, die Hunde ja gerne zur Belohnung erhalten.
Nach einigem Suchen fand sich ein gangbarer Weg. Da sich keinerlei Fertigprodukte finden ließen, die völlig frei von Kartoffeln, Weizen oder Reis gewesen wären, war ich sehr glücklich, dass meine Hunde mit Frischfleisch ernährt werden. Unsere Lösung hieß Wildfleisch und Gemüse - nachdem ich diese neue Diät verabreichte, hörten die Durchfälle schlagartig auf und gehören seither der Vergangenheit an.
Ich bin froh, dass ich den Entschluss zum Allergietest gefasst hatte, doch ich bedaure sehr, dass Sunshine so lange leiden musste, ehe ich meiner eigenen Intuition genügend vertraute, um auf diesen Test zu bestehen.
Der Test hat dem Hund nicht geschadet, im Gegenteil...und die Kosten waren letztendlich minimal im Vergleich zu dem Leid und Kummer, den die nicht diagnostizierten Allergien uns beschert hatten.