Der große Traum ...
Du hast dir einen Hund gekauft – Du hättest dir auch ein Fahrrad oder eine Katze kaufen können – aber Du hast dich für einen Hund entschieden ...
Weil Du diesen Traum hattest,
von einer ganz besonderen Freundschaft,
von einem treuen Begleiter, der Dich versteht, der zu Dir hält, der mit Dir durch dick und dünn geht ...,
von einem Wesen, das Dich liebt, dem Du nichts erklären musst und das Du ohne Worte verstehen wirst.
Dein Hund hat auch einen Traum –
denselben wie Du,
den alten Hundetraum.
Er träumte von einem Begleiter, mit dem er durch dick und dünn gehen kann,
den er immer begleitet, auf den er aufpasst, mit dem er gemeinsam zur Jagd geht und die Reste der Beute verzehren wird.
Er träumte von einem Wesen, das er verehren und lieben kann, bis an sein Lebensende.
Das er versteht ohne Worte und das ihn versteht ohne Worte.
Und jetzt hat euch die Realität eingeholt.
Und Du träumst davon, wie schön es doch wäre, wenn er endlich mal Fuß ginge, wie schön es doch wäre, wenn er endlich auf Kommando Sitzen, Liegen, Springen und Kommen würde ..., wenn er sich doch endlich mal ruhig nach einem halbstündigen Spaziergang in das Körbchen legen würde, anstatt immer so herum zu hampeln.
Oder wie schön es doch wäre, wenn er diese Prüfung bestünde ...
Und er träumt davon, wie schön es doch wäre, wenn Du ihn wenigstens auf diesem Spaziergang einmal nicht so am Hals reißen würdest.
Wenn er doch wenigstens dieses eine Mal verstehen könnte, was Du ihm sagen willst mit Deinen Worten, die so gar nicht zu Deinen Bewegungen passen.
Wie schön es doch wäre, wenigstens heute mal mit Dir mitgehen zu dürfen, wenigstens an diesem einen Tag nicht von Deiner Seite weichen zu müssen, wenigstens heute mal müde einzuschlafen und nicht aus Langeweile ...
Was ist aus eurem gemeinsamen Traum geworden?
Dein Hund jedenfalls träumt ihn weiter und gibt sich jeden Tag aufs Neue große Mühe, auch Dich an ihn zu erinnern, ob Du seine Botschaft verstehst oder nicht ...
Für manche Menschen hat der Traum die Form von Unterordnung angenommen.
Sie träumen von einem Wesen, das ihnen blind und all zeit gehorcht ... das sich ihrem Willen völlig unterordnet.
Das ist ein Teil des uralten Macht-Traumes.
Für andere wiederum hat der Traum die Form von absoluter Kameradschaft angenommen.
Sie träumen von einem Wesen, das ihnen ein Partner ist, dem man keine Vorschriften machen muss – der genauso klug und weitsichtig ist, wie man selbst, für den man keine Verantwortung tragen muss.
Das ist der alte Traum von einem idealen Spielgefährten.
Andere ersehnen ein Wesen, das ihnen all ihre Herzenswünsche erfüllt, ohne dass sie sie äußern müssen.
Das stets Liebe gibt, nie ein Eigenleben führt, immer und jederzeit für sie da ist.
Der Traum von der ewigen Mutterliebe.
Hast Du Dir schon mal überlegt, was Du Dir von Deinem Hund wirklich wünschst?
Und was Du im Gegenzug bereit bist, Deinem Hund zu geben?
Welche Art von Wesen stellt Dein Hund für Dich dar?
Was soll er für Dich sein – und was willst Du ihm sein?
C 2013 Martina A. Becher