Tabuthema: Erektionsstörungen - wenn die Ursache in der Partnerschaft liegt - Teil 4.
von Frank Seefelder -
Tabuthema Erektionsstörung und Oh Mann, was Frauen denken.
Wie wir alle wissen, ist eine Schwangerschaft keine Krankheit, aber dieser Ausnahmezustand wird oft ähnlich wahrgenommen. Schließlich verändert sich der Körper, und das geschieht in relativ kurzer Zeit. Das gewohnte Aussehen der Partnerin geht verloren, was beim Mann auf unbewusster Ebene eine gewisse Unsicherheit aufkommen lässt. Viel entscheidender aber für die sexuelle Unfähigkeit der Männer während der Zeit der Schwangerschaft ist die Tatsache, dass im Bauch der Frau ein Kind heranreift.
Die Nähe zwischen Vagina und Gebärmutter lässt in manchen Männern die Angst aufkommen, beim Geschlechtsverkehr das Ungeborene oder auch die werdende Mutter zu verletzen. Selbstverständlich – auch das wissen wir alle – besteht bei einem der Situation angepassten Sexualverhalten keine Gefahr für Mutter und Kind.
Aber losgelöst vom rationalen Denken kann die Psyche den werdenden Vater über das Gefühl der Angst und die damit verbundenen körperlichen Reaktionen vom Geschlechtsverkehr abhalten. Wenn also Ihre Lust auf Sex während der Schwangerschaft nachlässt, ist das relativ normal. Denken Sie daran, auch dieses Thema mit Ihrer Partnerin zu besprechen.
Der beste Sex – wie auch immer jeder Mensch diesen definieren mag – findet in einem
sicheren Vertrauensverhältnis statt. Das schließt nicht aus, dass sich Menschen zum Beispiel den gewissen Kick dadurch verschaffen, beim Geschlechtsverkehr in der Öffentlichkeit erwischt zu werden. Sicherheit ist in der Regel eine wunderbare Voraussetzung für ein erfülltes Sexualleben, und Versagensängste treten unter diesen Umständen meist nicht auf.
Doch bei Menschen, deren Selbstwert und Selbstbewusstsein nicht stark ausgeprägt sind, können ihre Befürchtungen zu einem Problem werden. Ich betone es gern noch einmal: Jeder Mann hat ab und zu einmal einen sexuellen Durchhänger. Das gehört zur Natur der Dinge, gilt für den ganzen Körper und macht auch vor der Sexualität nicht Halt. Nach Misserfolgen können Versagensängste allerdings so mächtig werden, dass allein der Gedanke an Sex Angst macht.
Dies ist einerseits die Angst vor einem erneuten Versagen und der Blamage vor der Partnerin, andererseits aber auch die Furcht davor, durch das Versagen die Partnerschaft zu gefährden. Sprechen Sie mit Ihrer Partnerin über alles, was Sie bedrückt. Ihre Partnerin wird für Ihre Situation Verständnis haben und Ihnen die Sicherheit zurückgeben können.
Wenn die Ursache der Impotenz im Bereich von traumatischen sexuellen Erfahrungen liegt, wird man kaum ohne professionelle Hilfe auskommen. Auch Erfahrungen der Partnerin können solche Blockaden auslösen. Die Unsicherheit über die sexuelle Ausrichtung ist eine weitere mögliche Ursache von Potenzstörungen.
Wenn ein Mann (noch) nicht weiß, zu welchem Geschlecht er sich hingezogen fühlt, ob er Frauen, Männer oder beide liebt, kann sein Penis ebenfalls den Dienst versagen. Auch an dieser Stelle hilft es, sich über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden und mit der Partnerin zu sprechen.
Oh Mann, was Frauen denken.
Bei der Arbeit an meinem Buch zu diesem Thema, habe ich viele Gespräche mit Frauen geführt. Ich bin davon ausgegangen, dass sie genauso wie Männer unter den Erektionsstörungen ihrer Partner leiden.
Doch die Frauen belehrten mich eines Besseren. Sie gehen viel entspannter mit dem Thema um, als ich es erwartet hatte. Die meisten Frauen sehen im Versagen nichts Außergewöhnliches oder Bedrohliches. Liebe Männer, Frauen erwarten nicht den dauerpotenten Freudenspender. Sie akzeptieren diese Fehlversuche, denn sie sagen von sich: »Ich bin doch auch keine ›Orgasmus-Maschine‹. Manchmal ›funktioniert‹ es bei mir auch nicht.«
Natürlich gibt es auch Frauen, die mit Potenzstörungen ihres Partners nicht leben können und wollen. Bei ihnen wird die Beziehung daran zerbrechen. Aber viele, vor allem ältere Frauen und Frauen, die in langjährigen Partnerschaften leben, sind bereit, Einschränkungen im Sexualleben zu akzeptieren.
Aus Erfahrung wissen sie, dass sie sexuelle Lust und Erfüllung auch ohne erigierten Penis erreichen können. Und einige bestätigten ganz offen, dass sie die besten Orgasmen nicht durch den Penis erlebt haben. Natürlich streben auch sie einen gemeinsamen Höhepunkt mit ihrem Partner an, aber dies ist von der Natur aus gar nicht vorgesehen. Männer erleben ihren Orgasmus früher, und Frauen brauchen einfach eine längere »Anlaufzeit«.
Der gemeinsame Höhepunkt, das körperliche Silvesterfeuerwerk, gelingt meist nur erfahrenen und eingespielten Paaren. Gemessen an dem, was mir Frauen berichtet haben, scheint das Bett einer der größten Theaterschauplätze der Welt zu sein. Hier wird geschwiegen, erduldet und vorgespielt, was das Zeug hält – alles im Namen einer guten Partnerschaft. Aber auch das sehen Frauen ganz locker. Sie zeigen sich in dieser Hinsicht bedeutend geduldiger als Männer.
Was Frauen enttäuscht und zornig macht, ist das Schweigen. Wenn Männer Potenzprobleme haben und nicht darüber reden, das nehmen die Frauen ihnen übel – und nicht das Problem selbst. Viele sehen das Schweigen als einen Vertrauensbruch an, der für sie viel schlimmer ist als ein misslungener Geschlechtsakt. Also, Männer, werfen Sie Ihre Scham über Bord, und besprechen Sie das Problem mit Ihrer Partnerin.
Schenken Sie ihr dieses Vertrauen. Ich bin mir sicher, dass Sie diesen Schritt nicht bereuen werden. Dann erwachsen aus dem Theaterspiel ein Spiel der Lust und ein Neuanfang. Entdecken Sie mit Ihrer Partnerin die Sexualität neu. Im hemmungslosen Gespräch mit Ihrer Partnerin werden Sie vielleicht erstaunt sein, welche Partnerin Ihnen eigentlich sexuell zur Seite steht.
Herzlichst Frank Seefelder