Spiritualität: Gefühl & Bewusstsein - Aber bitte mit Gefühl! - Teil 2.
von Equon - Michael Leibundgut -
Aber bitte mit Gefühl! - Teil 2.
Lasst uns zurückgehen zu unserem Beispiel (wie im 1 Teil beschrieben): Wenn ich mich immer kritisiere in meinem Handlung, wie kann ich dann beginnen, mein Verhalten zu ändern und mich von diesem alten Muster zu heilen? Das erste ist, wir müssen das Gefühl zulassen.
Wir müssen uns auf frischer Tat ertappen und uns dann stellen, uns selber und unserem Gefühl. Es ist eine zunächst vollkommen unspektakuläre Technik. Ich habe mich ertappt: ich habe etwas getan und mich sogleich dafür verurteilt.
Wie fühlt sich das an? Was hat das Gefühl für eine Farbe, was hat es für einen Geschmack? Wo zeigt es sich körperlich?
Dann gehe ich einen Moment vollkommen und ganz bewusst in dieses Gefühl hinein, nehme es vollständig war und verweile einen Moment darin. Dann tauche ich ganz aus dem Gefühlsbad auf und lege das Gefühl mit seinen Attributen bewusst ab. Damit habe ich mich dem Gefühl und seinem Muster einen Moment völlig hingegeben, ich habe ihm die Aufmerksamkeit gegeben, die es verlangt hat von und die es bisher immer erzwungen hat.
Haben wir einen Hund, der einfach nicht gehorcht, dann können wir diesen Umstand akzeptieren und ihr einfach bestimmen lassen über unser Leben, er gibt dann den Tarif an. Aber ich kann auch sagen „Hey, mein lieber Hund, ich glaube, wir sollten etwas tun, damit unser Zusammenleben harmonischer wird…“ Sie können dann zusammen in die Hundeschule gehen und üben. Der Hund muss seinen Teil beisteuern und du auch…verfahrt so mit euren Gefühlen!
Habt ihr die Neigung, leicht zornig zu werden mit euren Partner? Schreit ihr wegen jeder Kleinigkeit gleich los? Dann versucht es mal so: wenn euch in einer Situation der Drang zu schreien übermann, so müsst ihr die Verantwortung für euch wahrnehmen und euch aus der Situation retten.
Ihr sagt zum Beispiel „Sorry, ich muss jetzt schnell raus und für mich alleine sein…“. Diese Massnahme, euch selber zu entschärfen, müsst ihr wahrnehmen. Wenn es euch wichtig genug ist, euer Verhalten zu ändern, dann wird euch das auch gelingen, wenn ihr nicht mehr Opfer eurer alten Handlungsweise sein wollt.
Und dann geht ihr ganz in das Gefühl, das euch schreien machen wollte. Wenn es nicht anders geht, dann schreit ganz für euch, vermöbelt einen Box-Sack oder schmeisst eine Tasse zu Boden, die euch nie wirklich gefallen hat. Das ist gut!!
So gebt ihr dem Gefühl Raum und ihr beginnt, die Kontrolle auf euch zu übertragen. Das Gefühl ist zwar da aber ihr bestimmt, wie es sich ausbreitet in eurem Leben. Und nur so könnt ihr lernen, eure Gefühlswelt zu „kontrollieren“. Es ist keine rationale Kontrolle des Kopfs, es ist eine Kontrolle des Vertrauens und des Miteinanders. Denn wenn ihr einem unangenehmen Gefühl die Möglichkeit gebt, sich auszuleben, dass es stattfinden darf, dann kann Ruhe einkehren.
Durch das Unterdrücken und Nicht-Haben-Wollen kann nie wirkliche Ruhe eintreten. Und so befinden wir uns manchmal in Phasen unsere Lebens, in denen wir umzingelt sind von Emotionen, die wir als lästig empfinden. Und dann gibt es nur eines: uns durch sie hindurchzuarbeiten. „Ich fühle mich frustriert.“
Eigentlich ist alles in Ordnung, aber trotzdem hängt dieser Schleier von „alles könnte grösser, besser, bunter und einfacher sein“ über mir. Dann können wir uns in diesem Gefühl wälzen und so geben wir ihm unendliche Macht. Oder wir gehen mit ihm in die Hunde-Schule und nehmen so das Gefühl der Frustration ernst indem wir ihm ins Gesicht sehen und sagen „Schatz, dir geht es irgendwie nicht gut, da müssen wir etwas ändern“.
Eure Emotionen sind eure Freunde und nicht eure Feinde. Wenn ihr denn Eindruck habt, dass ihr von euren Emotionen geknechtet werdet, dann liegt es daran, dass ihr ihnen die Macht gebt, anstatt des Respekts, das ist der fundamentale Unterschied. Das Leben ist die Hunde-Schule der Gefühle, dazu sind wir hier. Schämt und grämt euch also nicht für eure unbequemen Gefühle und vergleicht euch vor allem auch nicht. Nehmt euch in euren Gefühlen und Aufgaben liebevoll an, das ist das einzige, was sie positiv verändert.
Herzlichst Ihr
Michael Leibundgut