Von eingebildeten Glückszuständen und dem Bewusstsein.
von Martinus -
Das Begehren des Menschen nach eingebildeten Glückszuständen.
Dies, dass der Mensch im Gegensatz zum Tier die Fähigkeit hat, Dinge zu begehren, die keine Lebensbedingung für ihn sind, ja die sogar oft direkt lebensgefährlich für ihn sind, ist heute sein größtes Problem.
Der Mensch hat eine Vielfalt an Begehren, deren Befriedigung oberflächlich gesehen das Glück zu sein scheint, die aber im Verborgenen seine Gesundheit, sein alltägliches Wohlbefinden, sein alltägliches gutes Verhältnis zur Umwelt, sein alltägliches wirtschaftliches Auskommen usw. zerstören. Ein solches Glück ist also kein wahres Glück, sondern vielmehr ein verkapptes Fundament für die Schaffung eines unglücklichen Schicksals.
Der Mensch schafft durch die Befriedigung fehlerhaften Begehrens sein schmerzhaftes Schicksal selbst.
Die einzige wirkliche Ursache all dessen, was wir als Unglück auffassen und erleben, ist also das fehlerhafte Begehren. Das Begehren hat jedoch seinen Sitz im Bewusstsein.
Und ein Bewusstsein, das von fehlerhaftem Begehren erfüllt ist, kann seinem Urheber ja nur durch die Befriedigung dieses Begehrens das Gefühl von Glück geben. Da aber die Befriedigung dieses Begehrens das Unglück direkt fördert, erschafft der Mensch sein eigenes Unglück, sein eigenes schmerzhaftes Schicksal durch sein fehlerhaftes Begehren.
Der einzige Weg zu einem stabilen und unerschütterlichen Glückszustand ist deshalb der, sein Bewusstsein von diesem fehlerhaftem Begehren zu reinigen und jenes Begehren zu fördern, das allein zu dem erwünschten Ziel führt.
Wie man herausfindet, was das richtige und was das falsche Begehren ist.
Wie findet man nun heraus, welches Begehren das richtige und welches falsch ist? Ja, wie findet man heraus, welcher Pflanzensame der richtige ist und welcher der falsche ist? Das sieht man auf dem Feld.
Ein Feld, das voller Unkraut ist, ist also voll falscher Samen gewesen. Und ein menschliches Bewusstsein, das in großen Bereichen von Dingen erfüllt ist, deren Glück auf der Befriedigung unnatürlicher Begehren beruht, ist im Prinzip genau dasselbe wie ein Feld voller Unkraut. So wie das Unkraut schädlich ist und den normalen Samen daran hindert hervorzukommen, ebenso ist die Befriedigung eines falschen Begehrens schädlich für die Befriedigung natürlichen Begehrens.
Es wird zum Unkraut im Bewusstsein. Dieses „Unkraut“ ist identisch mit Unzufriedenheit, Enttäuschung, Schwermut, Melancholie, Krankheit, Lebensüberdruss, Furcht, Pessimismus usw. Diese Zustände hemmen und lähmen jedes Bewusstsein und verhindern, dass der glücklich machende Samen der Lebensfreude, des Optimismus, der Gesundheit und des Wohlbefindens keimen und wachsen kann.
Es ist nicht verwunderlich, dass der Mensch nicht glücklich ist.
Es ist also nicht verwunderlich, dass der moderne Mensch nicht glücklich ist, weil er den Unterschied zwischen Samen und Unkraut nicht kennt, wenn es gilt, das Feld seines eigenen Glücks zu bestellen. Denn das Feld, auf dem er sein eigenes Lebensglück anbauen muss, ist nichts anderes als sein Bewusstsein. Und dieses Bewusstsein muss – genau wie jedes andere Feld, auf dem gesät werden soll – gepflügt, geeggt und von eventuellem Unkraut befreit werden, damit die Ernte, die das Schicksal des Menschen ist, das Erleben von Gesundheit, Wohlbefinden, Optimismus, Freude und Lebenslust sein kann.
Herzlichst Martinus
Aus einem Vortrag vom 6.11.1955.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 6, 1971 mit dem Titel: "Bevidstheden og lykken" erschienen.
Bearbeitet von Erik Gerner Larsson und gutgeheißen von Martinus.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk