Liebe zwischen Mensch und Tier.
von Martinus -
Der Liebeshunger der Menschheit.
Die Liebe zwischen den Geschlechtern bei Tieren und bei den Erdenmenschen. Die Liebe wird allgemein als eine Eigenschaft der höher entwickelten Wesen im Tierreich betrachtet, eine Eigenschaft die den Paarungstrieb und den Fortbestand der Art fördert. In dieser Form ist sie nämlich überall bei den genannten Wesen als ein Bindeglied zwischen dem maskulinen und dem femininen Geschlecht zur Stelle.
Sie liegt auch dem Elternprinzip oder jenem Trieb der Wesen zugrunde, der deren Drang danach fördert, sich um ihre Nachkommenschaft zu kümmern und sie zu beschützen, bis sie selbst zurechtkommen kann. Natürlich ist diese Liebe zwischen den Geschlechtern bei den Erdenmenschen weit nuancierter als im Übrigen Tierreich.
Der Erdenmensch, der ein Übergangswesen zwischen dem eigentlichen Tierreich und einer höheren Entwicklungsebene ist, vermag etwas des Glanzes einer höheren Welt in dieses Gebiet von Liebes- und Befruchtungsenergie zu werfen.
Alle Liebesgedichte, Liebesromane und jede Verherrlichung der Liebe zwischen Mann und Frau in der Bildkunst und Musik sind Ausdruck einer Mischung von animalischen und menschlichen Energien. Die Liebesdramen sowohl im wirklichen Leben als auch in der Literatur zeigen jedoch, dass das Verhältnis zwischen den Geschlechtern bei der Erdenmenschheit nicht nur in Glück und Seligkeit resultiert, sondern auch in Eifersucht, Hass und Besitzerdrang, die das Leben zur Hölle für die Menschen machen können.
Die Nächstenliebe ist ein Zustand von Selbstlosigkeit und Aufopferung zum Nutzen für die Gesamtheit und trägt ihren Lohn in sich selbst.
Durch die am höchsten entwickelten und kosmisch eingeweihten Wesen, die auf dieser Erde gelebt haben, hat die Menschheit von dem Begriff Liebe zu hören bekommen, ohne dass es sich da besonders um die Liebe zwischen Mann und Frau gehandelt hat.
Diese Weisen und Welterlöser haben von der Liebe als einer Kulmination von Selbstlosigkeit geredet, einer Liebe zum Nächsten, zu allem Lebenden, die nicht auf die gleiche Weise von der Erwiderung abhängig ist wie die erotische Verliebtheit.
Diese Nächstenliebe wird als jener psychische und moralische Zustand bezeichnet, den ein jedes Wesen durch die Entwicklung anstreben sollte, um zu dem vollkommenen Menschen zu werden, der Gott gleicht und der Herr über sein eigenes Schicksal oder Dasein sein kann. Die Kulmination der Nächstenliebe ist ein Zustand, zu dem sich die Menschheit hin entwickelt, ein Zustand von Selbstlosigkeit und Aufopferung zum Nutzen der Gesamtheit; je höher entwickelt ein Mensch ist, desto mehr gibt sich das zu erkennen in Liebe und Sympathie zum Nächsten.
Das eine ums andere Mal hört man von Menschen, die ihr Leben einer Aufgabe geweiht haben, bei der es sich darum handelt, kranken und notleidenden Mitmenschen zu helfen. Eine solche Tätigkeit ist von sehr großer Bedeutung für die Entwicklung der Menschheit, insbesondere wenn sie ohne Gedanken daran ausgeführt wird, dass diejenigen, denen geholfen wird, Gegenleistungen erbringen oder Dankbarkeit zeigen sollen.
Die wahre Menschenliebe trägt ihren Lohn in sich selbst und verlangt nichts zurück. Dass sie mit der Zeit aufgrund des Gesetzes von Ursache und Wirkung dem Menschen ein helleres und glücklicheres Schicksal geben wird und auf diese Weise "zurückgibt", ist etwas, an was derjenige, der eine wirkliche Liebeshandlung ausführt, im Augenblick nicht denkt. Er tut es, weil er es nicht sein lassen kann, es ist eine Lebensbedingung für ihn, er kann nicht anders.
Der robuste und primitive Mensch dagegen kann hassen und andere Menschen ohne Skrupel verfolgen, und er kann einen Rachedurst fühlen, der erst durch Gewalt und Mord befriedigt werden kann.
Die erotische Liebe kann sehr oft ein wesentlicher Bestandteil solcher Rache- und Morddramen sein. Es ist also nicht diese, die die menschliche Entwicklung fördert. Es ist ausschließlich das Wachstum der selbstlosen Nächstenliebe unter den Menschen, das das sichere Mittel zur Beseitigung des Krieges mit seinem Terror und Massenmord, seiner Unterdrückung und seinem Machtmissbrauch ist.
Herzlichst Martinus
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 6, 1972 mit dem Titel: " Menneskehedens kærlighedshunger" erschienen.
(Vortrag im Martinus Institut, Sonntag den 9. Januar 1949, bearbeitet von Mogens Möller)
Übers. Karin Linde
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk