Schutzengel im Dienste der Nationen, Gedankenwelt und Moral.
von Martinus -
Die Erde rechnet mit sich selbst, ihrer Gedankenwelt und ihrer moralischen Einstellung ab.
Wie ist es möglich, dass die Erde zwei scheinbar so alleszerstörende konträre Impulse hat? Ja, warum sollte sie nicht, ganz genau wie jedes andere Lebewesen, den beiden großen Kontrasten gegenübergestellt sein; das, was sie weiß, und das, was sie nicht weiß. Der Erd-Geist ist ja ein Lebewesen, das dem Spiralkreislauf unterworfen ist und sich somit an irgendeiner Stelle in diesem Kreislauf befinden muss.
Und es ist nicht schwierig zu erkennen, dass sie sich in ihrer Spirale an genau derselben Stelle befindet wie der fortgeschrittene normale Erdenmensch in seinem Spiralkreislauf, d.h. also an der Grenze zwischen „Tier“ und Mensch, was wieder dasselbe ist wie die Grenze zwischen Selbstsucht und Selbstlosigkeit, die Grenze zwischen Selbstliebe und Nächstenliebe.
Wenn sie sich in ihrem Spiralkreislauf in dieser Sphäre befindet, so wird ihr Bewusstsein teilweise von den tierischen oder selbstsüchtigen Gedankenklimaten oder geistigen Kräften durchströmt und teilweise von den selbstlosen oder humanen oder liebevollen geistigen Kräften. Wenn ihr Bewusstsein von diesen Kräften durchströmt wird, müssen dieselben Kräfte natürlich die jeweils passenden Talentkerne besetzen.
So wird man also von den geistigen selbstsüchtigen oder tierischen Kräften des Erd-Ichs in demselben Maße besetzt, wie man selbst egoistisch, selbstsüchtig, machthungrig und lieblos dem Nächsten gegenüber ist, genauso wie man von den selbstlosen humanen oder liebevollen Strömungen oder Energien des Erd-Ichs in dem Maße besetzt wird, wie man sich für diese Kräfte als Talentkern eignet.
Wir sehen also, dass die „großen Männer“ in der Weltpolitik in Wirklichkeit nur von jenen Impulsen des Erd-Ichs besetzt sind, mit denen sie selbst in ihrem Alltagsleben am meisten sympathisieren. Wenn aber in der Erd-Psyche oder der Erd-Mentalität in dieser Weise zwei konträre, einander verfolgende Kräfte auftreten, so bedeutet das, dass der Erd-Geist dabei ist, mit sich selbst, seiner eigenen Gedankenwelt, seiner moralischen Einstellung abzurechnen.
Und in dieser Auseinandersetzung ist es klar, dass er alles sammelt, was für Selbstsucht und Diktatur oder Freiheitsberaubung des einzelnen Individuums zugunsten einer Gruppe sprechen kann, genauso wie er natürlich auch alles sammelt, was zugunsten der Gewährung von Freiheit und Schutz des einzelnen Individuums gegenüber einer Gruppe oder des Staates, für den Schutz und die Verbreitung von Nächstenliebe sprechen kann.
Die Erde ist im Augenblick also dabei nachzudenken. Da sie sich aber auf einer ganz anderen Zeitbahn befindet als die Mikrobahn, auf der wir leben, umfasst ihre „Zeit, die sie zum Denken braucht“ einen wesentlich größeren Zeitraum als unsere. Was für das Erd-Wesen eine Sekunde ist, ist für uns vielleicht ein Jahr, ein Jahrzehnt oder ein Jahrhundert. Wir verstehen daher, dass die Gedankenfunktionen der Erde – die wechselnde Gesinnung – durch die Menschheit hindurch als deren Kulturepochen verlaufen.
Die Erde befindet sich gerade in einer Krise, jener Krise, die immer einer Einweihung vorausgeht. Und da der Erdball diesen geistigen Prozess bereits vor Jahrhunderten begonnen hat und erst in dreitausend Jahren fertig sein wird, ist es nicht verwunderlich, dass wir diese seine Bewusstseinsimpulse in unserer eigenen Sphäre so stark spüren, da diese ja vom Erd-Geist besetzt ist.
Mit dieser Bestandsaufnahme der psychischen Ebene des Erdenmenschen ist es ja nicht schwierig herauszufinden, was in der Welt siegen wird. Da die Königsmacht oder die moderne Diktatur – Lieblosigkeit und Freiheitsberaubung – etwas ist, das bereits ausgelebt ist, wird sie als die verblühte Kulturepoche, die sie darstellt, fallen und die neuen demokratischen Impulse werden siegen. Immer mehr Talentkerne für diese Impulse werden von den allerhöchsten Bewusstseinsimpulsen des Erd-Geistes besetzt werden und werden ihnen auf der materiellen Ebene in Worten und Handlungen Ausdruck geben.
Es sind die Talentkerne für diese Art der Besetzung, die wir als Welterlöser, als die großen Humanisten und Kulturschöpfer kennen und die die Gestalt einer Geisteswissenschaft bekommen werden.
Herzlichst Martinus
Im dänischen KOSMOS wurden verschiedene Bearbeitungen dieser Vorträge veröffentlicht. Die hier abgedruckten Übersetzungen beruhen jedoch unmittelbar auf den Manuskripten, die Martinus selbst als Vorbereitung für seine Vorträge verfasst hat. Geringfügige sprachliche Korrekturen und Abschnittüberschriften wurden von Ole Therkelsen vorgenommen und vom Rat am 22.4.1997 gutgeheißen.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 1, 1998 mit dem Titel: "Skytsengle i nationens tjeneste" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk