Die Dummheit der Gesinnung.
von Martinus -
Eine historische Demonstration der Dummheit der Gesinnung.
Und diese Erkenntnis kann mit selbsterlebtem Wissen identisch sein und dadurch als „Tatsache“ hervortreten, so wie sie auch ein bloßer von anderen Wesen überbrachter Bericht sein kann, der dort, wo er kein korrektes „theoretisches Wissen“ darstellt, höchstens eine Behauptung, ein Dogma, eine Vermutung sein kann.
Da diese Aneignung von Eindrücken des Lebens oder der Umgebung durch die Sinne die Erkenntnis des Wesens und die hierdurch hervortretende „Gesinnung“ bildet, wird es hier zur Tatsache, welch kolossale Skala an „falschen“ oder „unechten“ Formen die „Gesinnung“ des Wesens darstellen kann.
Eine „Gesinnung“ kann also ausschließlich eine konzentrierte Kombination aus bloßen überlieferten Dogmen, Berichten anderer Wesen und Behauptungen sein, zu denen sich das Wesen instinktmäßig hingezogen fühlt und deren „gläubiger“ Anhänger es dadurch wird, obwohl es vollkommen davon abgeschnitten ist, diese angelernten Erscheinungen als realistisches Wissen oder Tatsache zu besitzen. Sie können daher total falsch sein, ohne daß dies etwas an der Sympathie des Wesens für sie oder am Glauben daran ändert. Sie füllen damit die „Gesinnung“ des Wesens völlig aus und dirigieren ungehindert dessen Willensführung, die wieder das Verhältnis zu seiner Umgebung bedingt.
Man bedenke, welch schreiend falsches und unglückseliges Bild der Wahrheit ein solches Verhältnis verursachen kann. Ist es nicht gerade eine Tatsache, dass fanatische Dogmen, Behauptungen und törichte Vermutungen die Manifestationen ihres Urhebers zur Auslösung der schrecklichsten Verfolgung, Unterdrückung und Erniedrigung anderer Wesen haben werden lassen? Ja, sind nicht törichte Ideen, die überhaupt nichts mit wissenschaftlicher Begründung zu tun haben, zuweilen im Gehirn eines einzelnen Wesens entstanden und von dort durch dessen Willensführung weitergetragen worden, Ideen, die ganze Völker in Erniedrigungen und Unglück stürzten, die Verfolgung, Kriege und Verstümmelungen schufen, ja die das fast unlöschbare Feuer hinter jeder Form von Intoleranz, Religionsverfolgung, Machthunger waren und die des weiteren in Form von „Religion“ nicht nur blutige Tötungen von Tieren, sondern auch große blutbesudelte Zeremonien mit Menschenopferungen auf den angeblichen „Altären der Götter“ auslösten?
Und was hält man von den Hunderttausenden von Opfern der Inquisition auf dem „Altar des christlichen Gottes“, gefördert durch Gottes eigene Priester und Hohepriester? Man bedenke, welch offensichtliche Demonstration an Dummheit der „Gesinnung“ hier der Nachwelt überliefert wurde. Vor dem Angesicht der einen allmächtigen Gottheit, von der behauptet wird, die „Liebe“ zu sein – und die gebietet, dass „jeder, der mit dem Schwert umbringt, selbst durch das Schwert umkommen wird“, „dass der Mensch ernten muss, was er gesät hat“, „dass man die rechte Wange hinhalten soll, wenn man auf die linke geschlagen wurde“ ja die kurz gesagt gebietet, dass „man seinen Nächsten lieben soll wie sich selbst“ –, vor dieser Gottheit stellte man einen Altar in Gestalt eines Scheiterhaufens auf, auf dem man im buchstäblichsten Sinne des Wortes seinen Nächsten bei lebendigem Leib unter dem Vorwand verbrannte, dem „allliebenden“ höchsten Wesen zu behagen.
Mit glühenden Zangen, knochenbrechenden Instrumenten und anderen raffinierten Folterwerkzeugen zwang man seinen unglücklichen Nächsten – das Wesen, das man in Wirklichkeit lieben sollte – hunderttausendfach in das glühende Feuer dieser „Hölle“. Und man verstand sich darauf, sich Anwärter für diese Feuer zu beschaffen. Mit den Foltergeräten konnte man sich ganz gut „Brennmaterial“ für diese teuflischen Scheiterhaufen beschaffen. Man bedenke, welch sadistische Atmosphäre hier zum Thron des Ewigen aufstieg.
Man bedenke, was für eine neue Besudelung und Kreuzigung des erhabenen und reinen Wesens, das sich vorher schon einmal hatte kreuzigen lassen, um die „Nächstenliebe“ auf Erden zu bestätigen, dies war. In seinem Namen rechtfertigte man die Dummheit seiner eigenen sadistischen Gesinnung und schmückte sein eigenes noch ziemlich grobes Gewissen mit prachtvollen Ornaten, goldenen Kruzifixen, Rosenkränzen, Psalmengesängen und Orgelbrausen aus, zündete Kerzen an usw. und damit hielt man die Suggestion vom eigenen hohen Kontakt mit dem Menschensohn aufrecht.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 3 - 4, 1978 mit dem Titel: "Den hemmelige magt bag våbnene" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk