Körpersprache und verbotene Bewegungen
Körperwahrnehmung ist das eine. Das andere, daß unser Körper es uns ermöglicht, daß wir uns in und durch die Welt bewegen können, auf etwas zu oder von etwas weg. Dies tun wir im Alltag nicht nur durch die Überwindung großer Strecken, sondern viel mehr in der Begegnung mit etwas und vor allem mit jemandem. Wir schlagen die Beine übereinander, verschränken die Arme, beugen uns zu jemandem hin oder drehen den Kopf weg und wenden somit auch den Blick ab.
Noch unbewußter sind uns die wirklich minimalen Bewegungen. Wir hören plötzlich auf tief in den Bauch zu atmen, spannen unsere Muskulatur im Schulterbereich an und ziehen damit diese leicht nach vorne oder hinten. Schon das leichte beugen oder strecken des Rumpfes hat eine gänzlich andere Wirkung und Bedeutung. D. h., auch die Körpersprache ist Körperbewegung.
Kommunikation findet am allerwenigsten über die Sprache statt. Wir alle können mehr oder weniger die Körpersprache von Menschen aus unserer oder ähnlichen Kulturen deuten.
Im Bruchteil einer Sekunde erfassen wir die Botschaft und verknüpfen sie automatisch mit dem, was dann vielleicht gesprochen wird. Treten hierbei Inkongruenzen auf, sind wir irritiert.
Für uns übersetzen wir dies verbal dann in “er hat das gesagt, aber irgend etwas stimmt da nicht”.
Bei uns selbst ist das natürlich genauso.
Was hat das nun mit unerlaubten Körperbewegungen zu tun? Ich skizziere mal ein Beispiel:
Nehmen wir an, Du hättest Schwierigkeiten Menschen - auch und gerade solche, die Dir sehr nahe stehen - zu umarmen. D. h., die öffnende, empfangende, haltende Bewegung ist Dir nicht möglich. Damit aber auch das Gehalten werden. In Dir spürst Du jedoch eine große Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit, wie auch diese Deinem Partner oder Deinen Kindern zu geben. Wenn sich Dir jemand mit diesem Anliegen nähert, versteifst Du Deinen Körper, Deine Atmung wird flacher. Körpersprachlich vermittelst Du Deinem Gegenüber: “Komm mir nicht zu nahe!” Verbal drückst Du jedoch aus:” Ja, ich hab Dich doch auch lieb!”
Wechsle für einen Augenblick die Gestalt und identifiziere Dich mit dem Gegenüber. Wie nimmt er oder sie wohl die Situation, die Beziehung war? Spürst Du die Widersprüchlichkeit und Irritation? Welche Botschaft hat die größere Wirkung, die sprachliche oder die körperliche?
So gibt es viele Möglichkeiten, wie wir eine Körperbewegung, an die Emotionen, Vorstellungen, Wertungen geknüpft sind zu unterbinden. Damit dies gelingt, entsteht eine Gegenbewegung, die die eigentliche Bewegung unmöglich macht.
Reflektiere nun über Deinen Alltag, beobachte Deine Körpersprache und auch die von anderen. Sensibilisiere Dich auch für widersprüchliche Botschaften. Frage Dich, was Du damit vermeiden willst und, wie Dir die Vermeidung gelingt. Welche Gegenbewegung oder Versteifung nutzt Du?
Mache diese Bewegung nun ganz bewußt. Gehe bewußt in den Widerstand. Spüre, welche Muskeln Du auf welche Weise dazu ent- oder anspannen mußt. Folge der Gegenbewegung mit geschlossenen Augen. Spüre die Grundqualität dieser Bewegung. Lasse diese Qualität ganz Gestalt werden. Erlaube nun, daß die Gestalt sich ganz offenbart. Vielleicht über eine größer werdende Bewegung, einen Tanz, vielleicht über einen Dialog mit Dir, ein Bild oder eine Geschichte.
Erkunde Ihre Grenzen. Vor was schützt Dich die Gestalt? Welche Botschaft hat sie für Dich? Ist sie noch aktuell oder ein Relikt aus der Vergangenheit? Brauchst Du ihren Schutz heute noch oder ist es an der Zeit darüber hinaus zu gehen? Was braucht die Gestalt um sich wandeln oder lösen zu können? Hast Du gegenwärtig schon Fähigkeiten entwickelt, mit denen Du auf angemessene Weise prüfen kannst, ob Du etwas zulassen oder Dich abgrenzen willst?
Nehme Dir auch hierfür wieder genügend Zeit. Achte auch auf die Unterschiede Deiner Körpersprache und -Bewegung bei verschiedenen Menschen. Wir verhalten und fühlen uns je nach Gegenüber ja auch je nachdem völlig unterschiedlich.
Fortsetzung folgt...
Ich freue mich auf Dich! Petra Heinrich