Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher es kommt, dass Ihr Hund so gar nicht tut, was Sie ihm sagen?
Warum er Sie einfach zu ignorieren scheint, während er auf Ihren Partner oder Ihre Partnerin ohne zu zögern hört?
Wieso Ihr Hund zieht und zerrt wenn Sie ihn an der Leine halten und brav wie ein Lamm neben der von Ihnen engagierten Hundetrainerin hertrottet?
Zunächst ist man ja immer geneigt, davon auszugehen, dass der Hund tut was er tut, weil er es eben so tun will. Man nimmt gemeinhin an, dass er sein Verhalten selbst steuert und seinen eigenen Wünschen nachgeht, stimmts?
Neuste Erkenntnisse legen jedoch einen ganz anderen Sachverhalt nahe:
Da ein Hund auf einer tiefen Ebene mit seinem Menschen verbunden ist, nimmt er nicht nur dessen gesprochene Stimme und die Bewegungen des Körpers wahr, sondern er liest sozusagen das „Unbewusste“ seines menschlichen Partners mit.
Das Problem liegt für den Hund darin, dass sein Mensch das eigene „Unbewusste“ ja selbst nicht kennt und von daher nicht weiß, welche Botschaften er seinem Hund eigentlich zukommen lässt.
Verhält sich der Hund entsprechend der unbewussten Botschaften seines Herrchens und stimmen diese unbewussten Botschaften nicht mit den bewusst gegebenen Anweisungen überein, wird der Hund auf mehr oder minder sanfte Art und Weise korrigiert – man könnte auch sagen: bestraft.
Mittlerweile gehört es zum guten Ton eines jeden fortschrittlichen Hundetrainers oder „Hundepsychologen“ den ratsuchenden Hundebesitzern folgendes zu sagen:
Der Hund hat Angst, weil du Angst hast – er ist aggressiv, weil du Angst hast, deine Nervosität macht deinen Hund nervös...
Der so angesprochene Hundemensch weiß sofort, wovon der Experte spricht, denn er fühlt seine Nervosität, spürt die eigene Angst, erkennt seine Unsicherheit.
Der gute Rat folgt der Diagnose auf dem Fuße: Du musst deine Unsicherheit überwinden, du musst dem Hund Sicherheit vermitteln, du darfst dir deine Unsicherheit nicht anmerken lassen...
Für den Hundebesitzer stellt sich das Problem, wie er oder sie die eigene Angst nun effektiv abstellen soll.
Ist es denn nicht so, dass man die Angst und Nervosität längst abgestellt hätte, wenn man es könnte?
Aus der Sicht des Bewusstseins stellt sich jedoch eine noch viel spannendere Frage:
Wenn der Hund die Angst und Nervosität seines Menschen spürt, dann spürt er sie, ganz egal, ob dieser sie zu kaschieren sucht oder nicht.
Die Chemie der Angst bleibt: der Angstgeruch und die elektromagnetischen Wellen der Ängstlichkeit, die seine Besitzerin ausstrahlt, bleiben unverändert, egal, was sie sich selbst einzureden versucht.
Das zumindest sagen die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Biophysik und der Neuropsychologie.
Wenn die Forschungsergebnisse stimmen, kann es dann nützen, wenn man versucht, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen?
Kann man einem Anderen wirklich Sicherheit vermitteln, wenn man diese selbst nicht verspürt?
Um die ganze Sachlage noch etwas komplizierter zu machen:
Bisher sprachen wir von den bewussten Gefühlen der Hundebesitzerin, nicht aber von ihren unbewussten Motiven.
In der Regel sind es aber diese unbewussten Motive, die das Verhalten des Hundes leiten, die verborgenen Glaubenssätze und unbewusst getroffenen Entscheidungen, die das gesamte Leben eines Menschen steuern. Sie sind es, denen letztendlich auch der Hund sich fügt.
Die unbewussten Motive und Bedürfnisse formen das Verhalten eines jeden Menschen. Sie sind sein unbewusster Wille.
So könnten Sie beispielsweise einerseits einen Hund wollen, der brav im Wohnzimmer liegt und geduldig auf Ihre Heimkehr wartet, andererseits den tiefen, unbewussten Wunsch hegen, jemand würde sie ganz schrecklich vermissen und sich nach Ihrer Ankunft sehnen.
Mit diesem (fiktiven) unbewussten Wunsch würden Sie die Ruhe und Geduld Ihres Wuschels im Wohnzimmer sehr stören...und ihn so veranlassen, zu jaulen oder, schlimmstenfalls seiner Sehnsucht durch Zerstörung des Mobiliars Ausdruck zu verleihen.
Hierbei handelt es sich ausdrücklich nur um eine Möglichkeit für die Entstehung von Trennungsangst. Eine andere Möglichkeit, Trennungsangst zu erzeugen liegt darin, dass man den Hund zu früh zu lange alleine lässt, seine Copingmechanismen also überfordert und ihn durch Stress zu einem unerwünschten Notfallprogramm zwingt.
Keinesfalls aber macht man einen Hund trennungsängstlich, indem man seine Wiedersehensfreude teilt. Diese immer wieder gegebene Oldstyle Deutung der Trennungsangst ist wissenschaftlich nicht nachzuvollziehen.
Zum Abschluss ein nützlicher Hinweis:
Ehe Sie sich über das unerwünschte Verhalten Ihres Hundes ärgern, stellen Sie sich folgende Frage:
Was könnte mir das unerwünschte Verhalten meines Hundes auf einer tieferen Ebene „bringen“? Welche meiner geheimsten Gedanken über mich selbst bestätigt mir mein Hund?
Wahrscheinlich finden Sie dann doch den einen oder anderen Hinweis darauf, wie sehr Ihr Hund Sie versteht und wie eindeutig er für Sie da ist.