Alte und gegenwärtige Geschichte des euro-angelsächsischen Kulturraums ist bestimmt von dieser Kopflastigkeit. Die neuen Heilsversprechen bieten Wege der Liebe, manchmal der bedingungslosen Liebe an oder Tore zu einem Glück im Lichte höchster Ebenen oder in einer Feinstofflichkeit ewigen Lebens. Ihr Primat der Liebe des Herzens schließt ein den Menschen gegebene Potential des Verstandes aus. Die Gurus und ihre Anhänger verweigern sich ein dem Menschen wertvolles Werkzeug, verarmen im Menschsein.
An ihnen zeigt sich ein durchgängiges Phänomen eines fundamentalen Widerspruches. Gerade diese Gurus und Schamanen bauen auf ihren angepriesenen Wegen zum Glück komplexe oft auch komplizierte Modelle des Verstandes zum Erlangen des Glücks an. Da tut es gut, all den vielen Widersprüchen uraltes Wissen über die Liebe der Götter, die der Auraerotik gegenüber zu stellen.Die Menschen wissen nichts mehr von einer uralten Auraerotik. Nur einigen wenigen sind die mündlichen Überlieferungen uralter Mythen und Legenden dieser Art Liebe, schon lange vor der alten Sprache Sanskrit, den Veden, bekannt. Dort wurde immer wieder in einer bildhaften Sprache von einer Auraerotik, der ersten Liebe der Götter gesprochen. Z.B. schon lange vor den Veden in der uralten Kultur der Tamilen, eine Dschungelkultur der Dunkelheit auf dem indischen Subkontinent. Bevor vor ca. zehn bis acht Tausend Jahren die kriegerischen Sonnenvölker der zentralasiatischen Ebenen über dem Himalaya in die Länder des indischen Subkontinents hinunter stiegen, herrschten dort Kulturen der Dunkelheit. Die Menschen dieser Kulturen sahen im Gegensatz zu den Sonnenvölkern der freien Ebenen nur Bäume über sich. Sie waren nicht von der Sonne geblendet, ihre Sicht - um ein vielfaches schärfer - ließ sie die Liebe der Götter sehen. Letztlich sie auch selber leben. Die aggressiven Sonnenvölker löschten diese Kulturen nahezu aus und zwangen die Besiegten teils in Kasten, teils an den Rand ihres Kulturraumes.
In Indien ging das Wissen über die Liebe der Götter scheinbar verloren. Aber Überlieferungen durch einige wenige Weise und Wissende strandete immer wieder in der jeweiligen Zeit, auch in unserer Gegenwart. Vor allem, weil Wissen über diese Liebe der Götter nicht auf den indischen Subkontinent beschränkt war, sondern als ein universelles Wissen über die Liebe in anderen alten Kulturen unserer Erde von Menschen, wenn auch von sehr wenigen, meist Herrschenden oder Reichen, praktiziert wurde.
Eine späte Variante der Auraerotik pflegten die alten Herrscher Indiens, auch die Sultane im Bosporus, in der hohen Zeit ihrer Dekadenz. Allerdings waren letztere mehr mit dem Geschwistermord beschäftigt. Besonders pflegten diese Liebe die Perser / Meder. In einer wunderbareren arabisch-persischen Poesie wurde diese Liebe beschrieben und besungen. Von einer solchen Liebeskultur in der Jungsteinzeit, dem Neolithikum Europas, der Megalithkulturen ist nichts bekannt. Europa war schon immer anders.
Jede Variante der Auraerotik ist bestimmt von Verlangen und Sehnsucht, weniger bis gar nicht von einem Geschlechtsakt. In den alten Kulturen, hochstehenden, aber auch sehr verbreitet in nativen, gab es eine Kultur der Sehnsucht und des Verlangens. Auch nach der körperlicher Vereinigung, der erigierenden Ekstase, wurde eine Kultur eines langen Ausklingens, eine permanente, sanfte und nachhaltige Ekstase gepflegt.
Im Davor steht Sehnsucht und Verlangen, passiert das Ineinanderfließen, Verschmelzen der Herzen und Seelen, speziell der Auren zu einer einzigen großen Aura. Dieser Zustand wurde gezielt und mit einigem Aufwand gepflegt und stetig weiterentwickelt. Letztlich so, dass im Danach sich ein Vibrieren und Schwingen des ganzen Körpers einstellte. Nach der Vereinigung der Auren, bzw. nach der erigierenden Ekstase, kam es zu einem relativ lang anhaltenden Zustand eines Verharrens im reinen Glück. Sehnsucht und Verlangen spielte keine Rolle mehr. Die erigierende Ekstase war meist ein relativ kurzer Akt, wurde prinzipiell nie zur Gänze vollzogen. Letztlich auf sie verzichtet.
Schon im Davor und Danach nahmen die Liebenden bei gleichzeitiger Umarmung und Umschlingung das Geschlechtsteil des anderen in die Hand. Einerseits ein Halten des Gliedes, andererseits ein Auflegen oder Hineinlegen der Hand auf bzw. in die Vagina. Die Liebenden nahmen den Odem, dem Atem des Partners tief und immer fort in sich auf. Energie begann zu fließen, ihr Kreis sich zu schließen. Die Auren, schon zuvor vereinigt, erweiterten sich, Energiereichtum in ihrer Tiefe ließ sie leuchten, vibrieren und mit Wellen, wie Ebbe und Flut, durchströmen.
Mit fortschreitender Entwicklung dieser Liebe wurde der Akt der erigierenden Ekstase immer kürzer, das Davor und Danach immer länger, immer bestimmender. Die Entwicklung dieser Kultur der Liebe näherte sich immer mehr der der alten Götter. Letztlich unerreicht, aber immer schöner, tiefer und nachhaltig erlebbar. Das ging so weit, dass z.B. Herrscher ihren Thron verloren, oder Reiche ihr Vermögen. Sie waren einfach nicht mehr tüchtig genug im Kampf des Alltags. Die höchste Erfüllung konnte in eine Art lebendigen Tod münden. Der „Lebendig liebende Tod“ ging über in einen dauerhaften, in eine Art relative Unsterblichkeit. Hier öffneten sich immer wieder mögliche Zugänge zur göttlichen Liebe. Dichter und Poeten näherten sich dem Tod in der Liebe, unvollkommen aber immerhin in ihren Werken. Shakespeare, aber auch in der arabisch-persischen oder indischen Erotikpoesie. Nicht zu verwechseln mit dem viel späteren, sehr jungen Kamasutra.
Um ein langes Nachklingen und Vibrieren anhaltend leben zu können, bedarf es in den Tagen danach eines ruhigen und sehr ausgeglichenen Wesens, sonst baut sich die tragende Spannung schnell ab. In dieser Zeit lebten die Liebenden schöne Bilder, kein Stress, tiefe Harmonie in abgeklärter Distanz zu den Problemen des Alltags. Alte Wissende pflegten dieses Nachbeben, Vibrieren, hielten die Spannung über mehrere Tage. Ganz ohne die komplizierten Modelle der Kopflastigkeit, wie sie EuroGurus und EuroSchamanen anpreisen. Ein einfaches Leben in göttlicher Liebe, die prinzipiell auch heute noch jeder in sich hat, geleitet von Bescheidenheit, Gelassenheit und Demut. Ein Streben nach höchstem und vollendetem Glück.
Solch eine Liebe zu leben, ist aber nicht leicht in der Mühle des Alltags. Deswegen ist das Wissen über sie nahezu verloren gegangen. Und so sagten die Weisen vor langer Zeit zu dieser Liebe, es sei die Liebe der Götter, die Auraerotik, und sie sei die eigentliche Erfüllung des Menschseins in Frieden, Freude und Liebe.
Armin vom Silberwald, einer der alten Meister des Waldes und Elfenmeister
Schwazer Silberwald im Jahr des Schmetterlings (Foto Katja Zanella Kux - Armin vom Silberwald)