Lilith : die verborgene weibliche Urkraft - Teil II

Wie die mythologischen Hintergründe in Teil I dieser Lilith-Serie aufzeigen, verkörpert Lilith die uralte weibliche schöpferische Kraft in all ihren Teilaspekten.
Daraus ergeben sich folgende Lilith – Botschaften und  Deutungsansätze:

Lilith – der (natürliche) Wunsch nach Unabhängigkeit und Autonomie: Stärke
Wie im Mythos beschrieben weigert sich Lilith, dem Mann zu gehorchen; vielmehr besteht sie auf ihre Unabhängigkeit. Sie strebt nach Autonomie und Freiheit.
Autonom und frei zu sein bedeutet, innere und äußere Zwänge abzuwerfen und sich aus Abhängigkeiten zu befreien.
Echte Autonomie und innere Freiheit beinhaltet das sich Lösen aus der Abhängigkeit fremder Realitäten. Es gilt unabhängig zu werden vom Urteil anderer. Befreit man sich von den Realitäten und den damit verbundenen Werturteilen der anderen, ist man wahrhaft in der Lage, sein Leben selbst zu bestimmen, es eigenverantwortlich zu verändern und aktiv zu gestalten. In letzter Konsequenz wird die eigene kreative Schöpfungsenergie entdeckt, was den Menschen die Erfahrung der eigenen Göttlichkeit näher bringt.

Lilith – die Verführungskunst: Schönheit und Erotik    
Frauen und Männer, die bewusst in ihrer eigenen Realität leben und unabhängig und frei ihr eigenes Leben gestalten, üben eine starke Faszination auf andere Menschen aus – im positiven wie im negativen Sinn. Je autonomer und autarker man ist, desto stärker ist die ablehnende oder anziehende Wirkung auf andere.
Lilith ist frei und unzähmbar, sinnlich und erotisch, magisch und verführerisch. Ihre Ausstrahlung ist angst- und lusterregend, abschreckend und hinreißend zugleich. Und sie gehört sich immer selbst – ihre sexuelle Lust eingeschlossen.
Diese Kraft der Verführung befähigt sie, andere Menschen mitreißen zu können und sie für etwas zu begeistern. Durch Geheimnisse, Abenteuer, Genuss, mystische Erlebnisse usw. (je nach Horoskopstellung) verführt sie andere und sich selbst.

Lilith – die emotionale Intelligenz: Weisheit
Als Königin der Hexen und Herrscherin über die Dunkelheit ist Lilith eng mit den Tieren (besonders mit jenen der Nacht) verbunden. Die Eule, die Fledermaus, die Schlange oder die Katze sind Beispiele für Liliths Symboltiere. All diesen Tieren lastet etwas Geheimnisvolles und Unheimliches an. Sie sind eng mit dem Weiblichen verbunden und erinnern an jene Zeiten, in denen das matriarchale Prinzip herrschte.
Dieses weibliche Wissen ist eine im Innern verborgene Kraft und Stärke. Liliths Weisheit ist intuitiv, naturverbunden und in den Körperzellen gespeichert. Es ist jene emotionale Intelligenz, die weit über das logische Denken und Wissen hinausreicht.
Als Archetyp der „Weisen Frau“ stellt sie den weiblichen Gegenpol des „Weisen Alten“ (Saturn) dar. Der Einbezug Liliths sorgt für Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit zwischen dem männlichen und dem weiblichen Prinzip.

Als unabhängige, autonome, unbändige und wilde Frau, die lieber Schmerz und Leid in Kauf nimmt als dem Mann unterlegen zu sein, ist Lilith auch Sinnbild des alten Geschlechterkampfes zwischen Mann und Frau.
Lilith als Symbol für das ursprünglich Weibliche zeigt sich als Schattenthema vieler Frauen und Männer gleichermaßen. Bei Frauen als auch bei Männern geht es um die Entdeckung und Bewusstmachung dieser weiblichen archaischen Urkräfte.

Astrologisch haben Lilith-Themen Ähnlichkeit mit Aspekten von Mond und/oder Venus zu Pluto und/oder Uranus. Eine Ähnlichkeit deshalb, da es bei Mond/Venus Themen um die Entwicklung und Entfaltung des weiblichen Prinzips geht. Aber eben nur ähnlich, da sich Lilith im Gegensatz zu Uranus uns Pluto nicht gewaltsam in unser Bewusstsein drängt.
Vielmehr will Lilith entdeckt werden - auf einer freiwilligen Basis und aus einer eigenen freien Entscheidung heraus.

Fortsetzung folgt…

Herzlichst
Andrea Tüngler