von Andrea Tüngler -
Jeder Mensch ist eine eigene Welt für sich. So überrascht es nicht, dass sich jeder Mensch sein eigenes subjektives Bild von der Welt macht. Letztlich gibt es so viele verschiedene Weltbilder wie Menschen auf dieser Welt.
Das wissenschaftliche Weltbild bleibt in der Betrachtung der Formen stecken und ist damit höchst einseitig. Ihm fehlt der ergänzende Ausgleich einer intuitiv-assoziativen Wahrnehmung der Welt, die jedem Augenblick Sinn und Bedeutung verleiht und unser Wissen in einen höheren kosmischen Zusammenhang stellt.
Das wissenschaftliche Denken geht von der Annahme aus, dass die Erscheinungen und Geschehnisse auf der Erde logisch und folgerichtig erklärbar sind (und sein müssen). . „Weil etwas so oder so ist, deshalb muss folgerichtig auch dies so oder so sein,“ Dieses Denken erfolgt linear-kausal nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung. Unsere logischen Schlussfolgerungen und naheliegenden Lösungsansätze verlaufen dabei in fest vorgegegeben Denkschienen unseres Gehirns. Dabei vergessen wir oft, dass es sich bei diesen vorgegebenen Denkschienen um unsere tiefsten inneren Glaubenssätze handelt, nach denen wir unser Leben ausrichten, bewerten und beurteilen. Wir sind fest davon überzeugt, dass etwas folgerichtig so kommen muss, nur, weil wir es genau so erwarten und weil es in unser gewohntes Denksystem passt.
Dieses linear-kausale wissenschaftliche Denken enspringt unserer linken Gehirmhälfte und wird als Waagrechtes Denken bezeichnet. Das Denken bewegt sich auf der waagrechten Ebene in fest definierten Schienen und Schichten unserer wahrnehmbaren Realität. Betrachten Sie folgende Begriffskette: blau, rot, gelb, rosa....Wenn Sie diese Begriffskette fortführen wollten, kämen Ihnen sicher weitere passende Worte in den Sinn, z.B. grün, lila usw.. Da es offensichtlich ist, dass es sich hierbei um Farben handelt, bleiben wir in unserem Denken auf der waagrechten Ebene der Farben.
Die Astrologie beruht auf einem nicht wissenschaftlichen Wirklichkeits- und Denksystem. Dieses Denken ist anders. Es erfordert den Mut, alte und vertraute Denkschablonen zu verlassen und sich auf ein neues Denkabenteuer einzulassen.
Entgegen dem gewohnten waagrechten Denken folgt das astrologische Denken dem Gesetz der Analogie. In diesem Sinn heißt analog nicht kausal, nicht linear, nicht ursächlich, sondern ganzheitlich assoziativ, allumfassend, kosmisch. Diese andere Art des Denkens wird das Senkrechte Denken genannt und entspringt der rechten Gehirnhälfte. Es ist dem zuvor beschriebenen waagrechten Denken polar entgegengesetzt
Bei dieser Art des Denkens werden ganzheitliche und kosmische Zusammenhänge erkannt, welche nicht den vorgegebenen Bahnen folgen und welche nicht dem linearen Prinzip von Ursache und Wirkung entsprechen. Die Denkrichtung wird vielmehr in die Senkrechte, also nach oben oder unten gelenkt. Sie verlässt die gewohnten definierten Denkschienen und stößt in ganz andere Lebens- und Seinsbereiche vor, Nun betrachten Sie folgende Begriffskette: schwarz, Blei, Berg, Rücken, alt, fest, Meister, Knochen, usw.
Das Grundlegende und gemeinsam Verbindene dieser Begriffe ist hier weniger offensichtlich. Hinter dieser Begriffskette liegt kein kausaler Zusammenhang, sondern ein gemeinsames kosmisches Urprinzip, das Urprinzip des Steinbocks. Wir verlassen hier die waagrechte Ebene der Farben und betreten gedanklich die senkrechte Ebene der kosmischen Urprinzipien.
Dem senkrechten und astrologischen Weltbild entsprechend sind alle Erscheinungen auf dieser Welt konkrete und formale Ausdrucksformen der 12 kosmischen Urprinzipien.
Das Senkrechte Denken wird durch den esoterischen Grundsatz „Wie oben - so unten“ auf den Punkt gebracht.
So besagt das hermetische Gesetz (Die Tabula Smaragdina des Hermes Trismegistos)
Dasjenige, welches unten ist, gleicht demjenigen, welches oben ist,
Dasjenige, welches oben ist, gleicht demjenigen, welches unten ist,
Um zu vollenden die Wunderwerke des Einen Einzigen
Das astrologische Weltbild beruht auf diesem uralten Gesetz, worin es eben nicht heißt: Weil oben, deshalb auch unten, sondern oben und unten sind analog, sie existieren gleichzeitig; sie sind synchron. Das Oben und das Unten bedingen sich nicht, sie entsprechen sich.
Die Astrologie ist eine Art Messinstrument des Oben und sie zeigt über die Analogie auch das Unten an. Durch das Senkrechte Denken wird ein ganzheitlicher und übergeordneter Zusammenhang zwischen den Planetenbahnen am Himmel und den Ereignissen auf der Erde hergestellt. Kein seriöser Astrologe würde Ihnen weismachen wollen, dass die Planeten linear-kausal die Ursache dafür wären, dass auf der Erde dies oder jenes geschieht. Die Planeten am Himmel sind damit niemals ursächlich verantwortich für das Verhalten der Menschen auf der Erde. Dies wäre etwa so, wie wenn Sie einer Uhr die Schuld dafür geben, dass Sie zu einem Termin zu spät kommen. Sowohl die Planeten als auch andere Anzeigeinstrumente sind niemals für unser Verhalten verantwortlich, sondern sie zeigen nur an, wo wir in unserem Leben gerade stehen.
Halten wir fest:
Das astrologische Weltbild beruht auf einer ganzheitlichen, senkrechten Denkweise, die keine linearen, sondern analoge Zusammenhänge und Bezüge herstellt.
Damit ist offensichtlich, dass die Argumente der Astrologiegegner, Astrologie sei ein irrationaler Aberglaube, nicht greifen können. Die Astrologie erhebt gar nicht den Anspruch, wissenschaftlich erklärbare rationale Schlussfolgerungen über die Welt zu ziehen. Astrologie baut eine Brücke zwischen den Sternen am Himmel (astron griech. = stern) und der Sinnhaftigkeit der Ereignisse auf der Erde, was zu allumfassender geistiger Erkennntis (Logos griech. = Geist) führt.
Aus ganzheitlicher Sicht kann es den Astrologen auch nicht darum gehen, das wissenschaftliche Denken zu verurteilen und aus unserem Leben zu verbannen. Vielmehr geht es darum, das Senkrechte Denken als Grundlage für das astrologische Weltbild wieder in Erinnerung zu rufen und ein gesundes und stabiles Gleichgewicht zwischen den beiden verschiedenen Denkweisen herzustellen. Unser Gehirn besteht aus zwei Denksäulen, dem rational linearen und dem analogen, dem nicht linearen Denken. Starres Beharren auf einem der beiden Denkweisen verhindert die Möglichkeits des Umdenkens und des Ausgleichens. Wichtig ist die Bereitschaft, sich auch für das jeweils andere Denksystem zu öffnen, um wieder frischen Wind in eingerostete und morsche Denkgebäude zu bringen.
In unserer verstandesbetonten und wissenschaftlich orientierten Leistungs- und Fortschrittsgesellschaft ist das Senkrechte Denken fast vollständig in Vergessenheit geraten. Dadurch hat sich auch in unseren Gehirnen eine (zum Himmel schreiende) Einseitigkeit und tiefe Kluft gebildet.
Das senkrechte Denken ist uns nur deshalb nicht vertraut, weil es uns niemand beigebracht hat und nicht, weil es falsch oder unsinnig wäre. Das Einstimmen auf das astrologische Weltbild und das Üben des Senkrechten Denkens ist eine hervorragende Möglichkeit, eine Brücke über diesen Abgrund zu bauen. Auch wenn diese Art des Denkens zu Beginn noch ungewohnt ist, führt es mit ein wenig Übung bald zu ganzheitlichem Erahnen und Erkennen von Symbolen, Bildern und Mustern. Nach und nach werden die beiden Gehirnhälften, das männlich-rational-urteilende und das weiblich-assoziativ-verbindende Denken, wieder ausgeglichen.