Bewusstsein für eine
Auszeit und innerlicher Ruhe.
von Nathalie Schmidt -
Die Kunst des Nichtstuns.
Seit einem geraumen Zeitraum bin ich unentwegt am Arbeiten. Ich kämpfe immer gegen die Uhr und versuche möglichst viel in wenig Zeit zu erledigen. Immer gibt es jede Menge zu tun und nach jeder erledigten Aufgabe folgen mehrere neue nach. Ich versuche dabei möglichst effektiv zu sein und keinen Weg umsonst zu gehen.
Als weibliches Wesen ist man schließlich multitaskingfähig, denkt permanent mit und schlägt immer mindestens „zwei Fliegen mit einer Klappe“.
Dies bedeutet, wenn ich aus dem Keller etwas hinaufholen muss, nehme ich gleich etwas mit hinunter und wenn es nur leere Flaschen oder schmutzige Wäsche ist.
Ich versuche immer perfekt organisiert zu sein um nichts zu vernachlässigen oder zu vergessen, schließlich habe ich doch immer alles im Griff!
Naja, vielleicht alles bis auf eines: die ständig tickende Uhrzeit. Die ärgert mich den ganzen Tag und immer ist davon zu wenig da. Zu wenig Zeit für alle Aufgaben, zu wenig Zeit für Sport, zu wenig Zeit für die Familie, zu wenig Zeit für mich …
Nun zeigte mir mein Körper ganz deutlich, dass er Ruhe und eine Auszeit benötigte. Ich fühlte mich müde, erschöpft und meine Energie-Akkus waren leer, dafür meldete sich ein starker Virusinfekt.
Um beruflich nicht ganz auszufallen musste ich mich daher selbst zur Ruhe zwingen und anstatt in den Mittagspausen weiter zumachen, einfach mal alles stehen und liegen lassen, einschließlich mich selbst.
Ich verordnete mir also selbst Ruhe und legte mich auf die Couch. Am Anfang habe ich noch in einem Buch gelesen um die Ruhezeit zu nutzen, doch die Erschöpfung gewann bald die Oberhand und ich beschloss auch das Buch auf die Seite zu legen und einfach nur dazuliegen.
Nach den vielen Monaten in denen ich mir keinerlei richtige Ruhe gegönnt habe um die Zeit zumindest mit Yoga, Meditation, Lesen oder Musik sinnvoll zu füllen, war dies nun eine ganz ungewöhnliche Erfahrung für mich.
Ich versuchte auch möglichst nichts zu planen, wenig zu denken und einfach nur entspannt da zu sein.
Ob ihr das glaubt oder nicht, es war wirklich anstrengend überhaupt nichts zu tun. Bereits am nächsten Tag, als es körperlich scheinbar ein bisschen besser mit dem Infekt ging, meldete sich die Gewohnheit des Tuns und wollte von mir, dass ich zumindest ein bisschen etwas Leichtes tue.
Schließlich ging es mir bereits ein wenig besser und das Nichtstun ist reine Zeitverschwendung. Nach einem kurzen innerlichen Kampf habe ich mich dann doch überwunden und mich erneut zum Nichtstun gezwungen.
Erst im Liegen wurde mir wieder die Notwendigkeit der körperlichen, geistigen und seelischen Ruhe für mich bewusst, die ich auch ohne weiteres hätte ignorieren können.
Nun lag ich da und tat wieder nichts. Dabei wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, dieses „Nichts“. Um uns seelisch, geistig und körperlich zu entwickeln müssen wir nicht jede Menge tun, sondern ganz im Gegenteil: Nichts tun.
Gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit ist für jeden hart arbeitenden Menschen das Wichtigste überhaupt in die eigene Stille zu gehen.
Aber nicht, indem wir eine Meditation machen, eine besondere Erfahrung versuchen oder uns auf die Atmung konzentrieren, sondern einfach alles – einschließlich der Zeit – loszulassen und nur am Leben zu sein. Denn nur in richtiger Ruhe finden wir unsere eigene Kraft!
Wenn du auch immer viel zu viel tust, dann probiere mal das Nichtstun aus.
Lass die Zeit einfach an deinem Körper vorbei ziehen, ohne dass du schläfst, denkst oder irgendetwas „sinnvolles“ tust.
Fülle deine Lebenskraft durch „einfach am Leben sein“! Das schenkt dir Erholung, Kraft, Energie und Zeit für die nächsten intensiven Arbeitsstunden.
Alles Liebe und erholsame Stunden
Deine
Nathalie Schmidt